Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
an einem Lederriemen über ihrer Schulter hing. Wenn es zum Schlimmsten kam, würden die Schwerter der beiden Jungen auf diesem engen Raum nicht viel nützen. Vielleicht könnte Piper dann die Feinde mit Hochgeschwindigkeitsschinken beschießen.
Während sie sich immer tiefer schlängelten, bemerkte Piper an den Mauern alte Graffiti: römische Zahlen, Namen und italienische Sätze. Das bedeutete, dass nach Ende des Römischen Reiches noch andere hier unten gewesen waren, aber für Piper war das keine Beruhigung. Wenn da unten Monster waren, würden sie die Sterblichen ignorieren und auf ein paar nette saftige Halbgötter warten.
Endlich waren sie unten angekommen.
Percy drehte sich um. »Passt bei der letzten Stufe auf.«
Er sprang auf den Boden der zylindrischen Kammer, der anderthalb Meter unterhalb der Treppe lag. Warum hatte irgendwer so eine Treppe angelegt? Piper hatte keine Ahnung. Vielleicht waren Kammer und Treppe zu unterschiedlichen Zeitpunkten gebaut worden.
Sie hätte am liebsten kehrtgemacht und die Kammer wieder verlassen, aber das ging nicht, da Jason hinter ihr kam, und sie konnte Percy dort unten auch nicht allein lassen. Sie kletterte hinab und Jason folgte ihr.
Der Raum sah genauso aus, wie Piper es in Katoptris ’ Klinge gesehen hatte. Die gerundeten Wände waren irgendwann mit Fresken bemalt gewesen, die jetzt aber zu eierschalenfarbenen Flächen mit einigen Farbresten verblasst waren. Die gewölbte Decke war an die acht Meter hoch.
Hinten im Raum, der Treppe gegenüber, waren neun Alkoven in die Wand eingelassen. Jede Nische befand sich etwa anderthalb Meter über dem Boden und war groß genug für eine menschengroße Statue, aber alle waren leer.
Die Luft war kühl und trocken. Wie Percy gesagt hatte, gab es keinen weiteren Ausgang.
»Na gut«, Percy hob die Augenbrauen. »Und jetzt kommt das Seltsame. Passt auf.«
Er trat in die Mitte der Kammer.
Sofort lief grünes und blaues Licht in Wellen über die Wände. Piper hörte einen Brunnen, aber sie sah kein Wasser. Außer den Schwertern der Jungen schien es keine Lichtquelle zu geben.
»Riecht ihr den Ozean?«, fragte Percy.
Piper war das zuerst nicht aufgefallen, sie stand neben Percy und er roch immer nach Meer. Aber er hatte Recht. Der Geruch von Salzwasser und Sturm wurde stärker, wie bei einem Hurrikan im Sommer.
»Ist das eine Illusion?«, fragte sie. Ganz plötzlich fühlte sie sich seltsam durstig.
»Ich weiß nicht«, sagte Percy. »Ich habe das Gefühl, dass es hier Wasser geben müsste, jede Menge Wasser. Aber es gibt keins. Ich war noch nie an so einem Ort.«
Jason ging auf die Nischen zu. Er berührte die untere Kante der nächstgelegenen, die für ihn auf Augenhöhe lag. »Dieser Stein … der ist mit Muscheln besetzt. Das ist ein Nymphäum.«
Pipers Mund war jetzt wirklich wie ausgedörrt. »Ein was?«
»Wir haben eins in Camp Jupiter«, sagte Jason. »Auf dem Tempelberg. Das ist ein Heiligtum für die Nymphen.«
Piper fuhr mit der Hand über den Boden einer weiteren Nische. Jason hatte Recht. Der Alkoven war mit Muscheln jeder Art besetzt, die im wässrigen Licht zu tanzen schienen. Sie fühlten sich eiskalt an.
Piper hatte Nymphen immer für freundliche Geister gehalten – albern und auf Flirts versessen, aber meistens harmlos. Sie verstanden sich gut mit den Kindern der Aphrodite, teilten mit Begeisterung Klatsch und Schönheitstipps. Aber dieser Ort hier kam Piper ganz anders vor als der Kanusee von Camp Half-Blood oder die Bäche im Wald, an denen Piper sonst Nymphen begegnete. Dieser Ort hier kam ihr unnatürlich, feindselig und vollkommen trocken vor.
Jason trat zurück und sah sich die Nischenreihe an. »Solche Heiligtümer hat es im alten Rom überall gegeben. Reiche Leute hatten sie vor ihren Villen, um Nymphen zu ehren und dafür zu sorgen, dass das Wasser in der Nähe immer frisch war. Einige Heiligtümer wurden auch an Quellen errichtet, die meisten aber an gegrabenen Brunnen.«
»Also … haben hier keine echten Nymphen gelebt?«, fragte Piper hoffnungsvoll.
»Weiß nicht«, sagte Jason. »Die Stelle, an der wir stehen, war vermutlich ein Wasserbecken mit einem Brunnen. Oftmals gehörte ein Nymphäum einem Halbgott, der dann die Nymphen einlud, sich dort niederzulassen. Wenn die Geister dann kamen, galt das als gutes Omen.«
»Für den Besitzer«, vermutete Percy. »Aber es band die Nymphen auch an den neuen Brunnen, und das war sehr schön, wenn der Brunnen in einem netten sonnigen
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