Helden des Olymp, Band 3: Das Zeichen der Athene (German Edition)
es rote Strähnen auf der linken Seite. Sie hat blaue Augen. Ungelogen. Blaue Augen , genau wie Mom. Sie ist erst zwölf, aber sie ist genauso groß wie ich, was echt nervt. Wie üblich kaute sie Kaugummi und für den Tag mit Dad hatte sie abgewetzte Jeans, eine Lederjacke und Springerstiefel angezogen, als ginge sie auf ein Konzert und hätte vor, ein paar Leute plattzumachen. Für den Fall, dass Dad und ich sie anödeten, baumelten Kopfhörer um ihren Hals.
[Okay, sie hat mir keine geklebt, ich scheine sie also ganz gut beschrieben zu haben.]
»Unser Flug hatte Verspätung«, erklärte ich ihr.
Sie blies eine Kaugummiblase, streichelte Muffin über den Kopf und warf die Katze mit Schwung ins Haus. »Granny, ich geh dann mal!«
Irgendwo aus dem Haus brummelte Grandma Faust etwas Unverständliches, vermutlich: »Lass sie bloß nicht rein!«
Sadie schloss die Tür hinter uns und musterte mich, als wäre ich eine tote Maus, die ihre Katze gerade angeschleppt hatte. »Da bist du also wieder.«
»Genau.«
»Dann komm schon.« Sie seufzte. »Bringen wir es hinter uns.«
So ist sie nun mal. Kein Hallo, wie ist es dir die letzten sechs Monate ergangen? , Ich freu mich so, dich zu sehen! oder irgendwas in der Art. Aber das ist schon in Ordnung. Wenn man sich bloß zweimal im Jahr sieht, fühlt man sich eher als entfernte Cousins, nicht als Geschwister. Außer unseren Eltern hatten wir absolut nichts gemeinsam.
Wir liefen die Treppen hinunter. Gerade, als mir durch den Kopf ging, dass sie wie eine Mischung aus Alte-Leute-Wohnung und Kaugummi roch, blieb sie so unvermittelt stehen, dass ich gegen sie rannte.
»Wer ist das denn?«, fragte sie.
Den Typen im Trenchcoat hatte ich fast vergessen. Er und mein Vater standen auf der anderen Straßenseite neben dem großen Baum und hatten allem Anschein nach eine ernsthafte Auseinandersetzung. Dad drehte uns den Rücken zu, deshalb konnte ich sein Gesicht nicht sehen, aber er fuchtelte mit den Händen und das macht er nur, wenn er aufgeregt ist. Der andere Typ zog eine finstere Miene und schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung«, erwiderte ich. »Er stand schon da, als wir ankamen.«
»Er kommt mir irgendwie bekannt vor.« Sadie runzelte die Stirn, als versuchte sie sich zu erinnern. »Los, komm.«
»Dad will, dass wir im Taxi warten«, wandte ich ein, aber ich wusste, dass es nichts brachte. Sadie hatte sich bereits in Bewegung gesetzt.
Statt direkt über die Straße zu gehen, preschte sie den Gehweg fast bis zur nächsten Straßenecke hoch, duckte sich hinter Autos, dann überquerte sie die Straße und kauerte sich vor eine niedrige Steinmauer. Langsam pirschte sie sich an Dad heran. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihrem Beispiel zu folgen, auch wenn ich mir dabei ziemlich dämlich vorkam.
»Sechs Jahre in England«, brummte ich, »und sie hält sich für James Bond.«
Ohne sich umzudrehen, schlug Sadie nach mir und robbte weiter vorwärts.
Noch ein paar Schritte und wir befanden uns direkt hinter dem großen kahlen Baum. Ich konnte hören, wie mein Dad auf der anderen Seite sagte: »… tun müssen, Amos. Du weißt, dass es das Richtige ist.«
»Nein«, widersprach sein Gegenüber, der offenbar Amos hieß. Seine Stimme klang tief und ruhig – sehr nachdrücklich. Er hatte einen amerikanischen Akzent. »Wenn ich dich nicht aufhalte, Julius, dann tun sie es. Das Per Anch beschattet dich.«
Sadie formte lautlos die Worte: »Das was ?«
Ich schüttelte den Kopf, mir war das genauso schleierhaft. »Lass uns abhauen«, flüsterte ich, denn vermutlich würden sie uns gleich erwischen und dann gäbe es richtig Ärger. Sadie überhörte meine Bemerkung geflissentlich.
»Sie wissen nichts von meinem Plan«, sagte mein Vater gerade. »Bis sie darauf kommen –«
»Und die Kinder?«, fragte Amos. Mir stellten sich sämtliche Nackenhaare hoch. »Was ist mit ihnen?«
»Ich habe Vorkehrungen getroffen, um sie zu schützen«, erklärte mein Vater. »Außerdem, wenn ich es nicht mache, sind wir alle in Gefahr. Jetzt lass mich in Frieden.«
»Ich kann nicht, Julius.«
»Du legst es also auf einen Zweikampf an?« Dads Tonfall wurde todernst. »Du besiegst mich nie, Amos.«
Seit dem Spachtel-Debakel hatte ich Dad nicht mehr gewalttätig werden sehen und ich legte auch keinen gesteigerten Wert auf eine Neuauflage, aber die beiden schienen auf eine Schlägerei zuzusteuern.
Bevor ich reagieren konnte, sprang Sadie aus unserem Versteck und rief: »Dad!«
Er wirkte
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