Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)

Titel: Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
»Das wusste ich nicht.«
    »Sie wurde Byzanz genannt.« Frank sprach dieses Wort gern aus. Es klang cool. »Das Ostreich hat noch weitere tausend Jahre durchgehalten, aber es war immer mehr griechisch als römisch. Für die unter uns, die sich an die römischen Sitten halten, ist das irgendwie ein wunder Punkt. Deshalb liegt Camp Jupiter immer im Westen, egal, in welchem Land wir sind – im römischen Teil. Der Osten gilt als Unglücksbringer.«
    »Hm.« Percy runzelte die Stirn.
    Frank konnte ihm diese Verwirrung nicht übel nehmen. Er bekam auch immer Kopfschmerzen von diesem Griechen-und-Römer-Kram.
    Sie kamen bei den Toren an.
    »Ich bringe dich erst ins Badehaus, damit du sauber wirst«, sagte Frank. »Aber eins noch … diese Gefäße, die ich im Fluss gefunden habe …«
    »Gorgonenblut«, sagte Percy. »Das eine heilt. Das andere enthält tödliches Gift.«
    Frank machte große Augen. »Das weißt du? Hör mal, ich wollte die nicht behalten. Ich wollte nur …«
    »Ich weiß, warum du das getan hast, Frank.«
    »Wirklich?«
    »Ja.« Percy lächelte. »Wenn ich mit einem Gefäß voll Gift ins Camp gekommen wäre, hätte das gar keinen guten Eindruck gemacht. Du hast versucht, mich zu beschützen.«
    »Ach … richtig.« Frank wischte sich den Schweiß von den Handflächen. »Aber wenn wir herausfinden könnten, welches Gefäß was enthält, könnte es vielleicht dein Gedächtnis heilen.«
    Percys Lächeln verschwand. Er schaute zu den Hügeln hinüber. »Ja, vermutlich. Aber behalte die Gefäße doch erst mal bei dir. Eine Schlacht steht bevor. Vielleicht brauchen wir das Blut, um Leben zu retten.«
    Frank starrte ihn mit einer gewissen Ehrfurcht an. Percy hatte eine Chance, sein Gedächtnis zurückzubekommen, aber er war bereit zu warten, für den Fall, dass jemand anderes das Gefäß dringender brauchte? Römer waren ja angeblich selbstlos und halfen ihren Kameraden, aber Frank war nicht sicher, ob irgendwer sonst im Camp eine solche Entscheidung getroffen hätte.
    »Du kannst dich also an gar nichts erinnern?«, fragte Frank. »Familie, Freunde?«
    Percy betastete die Tonperlen an seinem Hals. »Nur ganz vage. Verschwommen. An eine Freundin … ich dachte, sie wäre hier im Camp.« Er musterte Frank nachdenklich und schien einen Entschluss zu fassen. »Sie heißt Annabeth. Du kennst sie nicht zufällig, oder?«
    Frank schüttelte den Kopf. »Ich kenne alle hier im Camp, aber keine Annabeth. Was ist mit deiner Familie? Ist deine Mom sterblich?«
    »Das nehme ich an … wahrscheinlich wird sie wahnsinnig vor Sorge. Kriegt deine Mom dich oft zu sehen?«
    Frank blieb am Eingang zum Badehaus stehen. Er nahm einige Handtücher aus dem Vorratsschuppen. »Sie ist tot.«
    Percy runzelte die Stirn. »Wieso das denn?«
    Normalerweise log Frank. Er sagte »Unfall« und beendete das Thema. Sonst gerieten seine Gefühle außer Kontrolle. Im Camp Jupiter durfte er nicht weinen. Er durfte keine Schwäche zeigen. Aber bei Percy fiel Frank das Reden leichter. »Sie ist im Krieg ums Leben gekommen«, sagte er. »Afghanistan.«
    »Sie war beim Militär?«
    »Beim kanadischen. Ja.«
    »Beim kanadischen? Ich wusste nicht …«
    »Das geht den meisten in den USA so.« Frank seufzte. »Aber ja, da sind auch kanadische Soldaten. Meine Mom war Captain. Sie war eine der ersten Frauen, die im Kampf gefallen sind. Sie hat Soldaten gerettet, die ins feindliche Feuer geraten waren. Sie … sie hat es nicht geschafft. Die Beerdigung war unmittelbar, ehe ich hergekommen bin.«
    Percy nickte. Er fragte nicht nach weiteren Einzelheiten und darüber war Frank froh. Er sagte auch nicht, tut mir leid, oder brachte einen der wohlmeinenden Kommentare, die Frank so hasste: »Ach, du armer Junge. Das muss aber schwer für dich sein. Mein tiefstes Mitgefühl.«
    Percy schien dem Tod schon ins Auge geschaut zu haben, sich mit Trauer auszukennen. Was wichtig war, war zuzuhören. Man brauchte nicht zu sagen »tut mir leid«. Das Einzige, was half, war, weiterzugehen – vorwärtszugehen.
    »Wie wäre es, mir jetzt das Bad zu zeigen?«, schlug Percy vor. »Ich bin total verdreckt.«
    Frank brachte ein Lächeln zu Stande. »Ja. Das bist du allerdings.«
    Als sie ins Dampfbad gingen, dachte Frank an seine Großmutter, seine Mom und seine verfluchte Kindheit, die er Juno und ihrem Holzscheit zu verdanken hatte. Fast wünschte er, er könnte seine Vergangenheit vergessen, wie Percy.

X
    Frank
    Von der Beerdigung wusste Frank nicht mehr viel.

Weitere Kostenlose Bücher