Helden des Olymp: Der Sohn des Neptun (German Edition)
Sechzehnjähriger, fällt einfach vom Himmel. Ich komme zu spät!«
Wundersamerweise blies ein Windstoß ihn zur Seite – gerade weit genug, um die Autobahn zu verpassen und in ein Gebüsch zu krachen. Es war nicht gerade eine sanfte Landung, aber es war besser als Asphalt.
Percy stöhnte. Er wäre gern liegengeblieben und ohnmächtig geworden, musste aber weiter.
Mühsam kam er auf die Beine. Seine Hände waren zerkratzt, aber er schien keine Knochen gebrochen zu haben. Er trug noch immer seinen Rucksack. Irgendwo auf der Schlittenpartie hatte er sein Schwert verloren, aber Percy wusste, bald würde es in Gestalt des Kugelschreibers wieder in seiner Tasche auftauchen. Das gehörte zu seiner Magie.
Er schaute den Hügel hoch. Es war so gut wie unmöglich, die Gorgonen zu übersehen, mit ihren knallbunten Schlangenhaaren und ihren hellgrünen Westen aus dem Schnäppchenmarkt. Sie kletterten den Hang hinab, wobei sie sich langsamer bewegten als Percy, aber mit sehr viel mehr Kontrolle. Diese Hühnerfüße waren sicher nicht besonders gut zum Klettern geeignet. Percy ging davon aus, dass ihm vielleicht fünf Minuten blieben, bis sie ihn eingeholt hätten.
Gleich neben ihm trennte ein Maschendrahtzaun die Autobahn von einer Wohngegend mit verschlungenen Straßen, gemütlichen Häusern und hohen Eukalyptusbäumen. Der Zaun sollte die Leute wohl davon abhalten, auf die Autobahn zu laufen und Unsinn anzustellen – zum Beispiel auf Imbisstabletts auf die Überholspur zu rodeln –, aber im Maschendraht gab es riesige Löcher. Percy konnte problemlos in das Wohnviertel hinüberklettern. Vielleicht könnte er dort einen Wagen finden und nach Westen zum Ozean fahren. Er stahl nicht gern Autos, aber in den vergangenen Wochen hatte er in Situationen, in denen es um Leben und Tod gegangen war, mehrmals Autos »ausgeborgt«, einmal sogar einen Streifenwagen. Er hatte sie jedes Mal zurückbringen wollen, aber sie hatten nie lange überlebt. Er schaute nach Osten. Wie er vermutet hatte, durchschnitt die Autobahn etwa hundert Meter weiter ein Felsmassiv. Zwei Tunneleingänge, für jede Verkehrsrichtung eine, starrten ihn an wie Augenhöhlen in einem riesigen Schädel. In der Mitte, wo die Nase hingehört hätte, ragte eine Zementmauer aus dem Hang hervor, mit einer Metalltür, wie der Eingang zu einem Bunker.
Es könnte ein Wartungstunnel sein. Das dachten die Sterblichen vermutlich, wenn ihnen die Tür überhaupt auffiel. Aber sie konnten ja auch nicht durch den Nebel sehen. Percy wusste, dass die Tür nicht nur eine Tür war.
Zwei Jugendliche in Rüstung flankierten den Eingang. Sie trugen eine bizarre Mischung aus römischen Helmen mit Rosshaarbusch, Brustpanzern, Schwertscheiden, blauen Jeans, lila T-Shirts und weißen Turnschuhen. Der Wachtposten auf der rechten Seite sah wie ein Mädchen aus, auch wenn das wegen der Rüstung nicht genau zu sehen war. Der Typ links war ziemlich kräftig und hatte auf dem Rücken einen Bogen und einen Köcher. Beide Jugendliche hatten lange Stöcke mit Speerspitzen aus Eisen, wie altmodische Harpunen.
Percys innerer Radar schrillte wie besessen. Nach so vielen schrecklichen Tagen hatte er endlich sein Ziel erreicht. Sein Instinkt sagte ihm, wenn er diese Tür hinter sich bringen könnte, würde er vielleicht zum ersten Mal, seit die Wölfe ihn nach Süden geschickt hatten, in Sicherheit sein.
Warum also hatte er solche Angst?
Weiter oben am Hügel kletterten die Gorgonen über das Dach des Wohnkomplexes. Noch drei Minuten – oder weniger.
Ein Teil von Percy wollte zu der Tür im Hügel rennen. Er müsste zum Mittelstreifen der Autobahn laufen, aber es wäre nur ein kurzer Sprint. Er könnte es schaffen, ehe die Gorgonen ihn erreichten.
Ein Teil von ihm wollte nach Westen zum Ozean. Da würde er am sichersten sein. Dort war seine Kraft am größten. Diese römischen Wachtposten an der Tür machten ihn nervös. Etwas in ihm mahnte: Das ist nicht mein Territorium. Das ist gefährlich.
»Du hast natürlich Recht«, sagte neben ihm eine Stimme.
Percy fuhr zusammen. Zuerst dachte er, Beano habe sich wieder anschleichen können, aber die alte Frau, die im Gebüsch saß, war noch abstoßender als eine Gorgo. Sie sah aus wie eine Hippiefrau, die vor vielleicht vierzig Jahren mit einem Tritt an den Straßenrand befördert worden war und seither Müll und Lumpen gesammelt hatte. Sie trug ein Kleid, das aus Batikstoff, zerrissenen Steppdecken und Plastiktüten gemacht war. Ihr wilder
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