Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
wie er es auf dem Schulausflug getragen hatte – nur sah dieses aus wie von Tigern zerfetzt.
Jason runzelte die Stirn. »Warum kommt mir das so bekannt vor?«
»Jason, das sieht aus wie deins«, sagte Piper. »Und jetzt müssen wir wirklich los.« Aber sie war nicht sicher, ob er sie durch den Zauber der Prinzessin hindurch überhaupt hören konnte.
»Unsinn«, sagte die Prinzessin. »Die Jungs sind noch gar nicht fertig, oder? Richtig, mein Lieber, diese Hemden sind sehr beliebt – frühere Kunden haben sie eingetauscht. Steht dir gut.«
Leo hob ein oranges Camp-Half-Blood-T-Shirt mit einem Loch in der Mitte hoch, es sah aus wie von einem Wurfspeer getroffen. Daneben lagen ein verbeulter bronzener Brustpanzer, der überall angefressen wirkte – von Säure vielleicht? – und eine römische Toga, in Fetzen geschnitten und mit etwas befleckt, das beunruhigend nach Blut aussah.
»Eure Hoheit«, sagte Piper und versuchte, nicht hysterisch zu klingen. »Warum erzählen Sie den Jungs nicht, wie Sie Ihre Familie verraten haben? Ich bin sicher, sie würden die Geschichte gern hören.«
Ihre Worte hatten keinerlei Wirkung auf die Prinzessin, aber die Jungen drehten sich um und wirkten plötzlich interessiert.
»Noch mehr Geschichten?«, fragte Leo.
»Gerne mehr Geschichten«, stimmte Jason zu.
Die Prinzessin warf Piper einen gereizten Blick zu. »Ach, aus Liebe tut man doch seltsame Dinge, Piper. Du müsstest das wissen. Ich habe mich in diesen jungen Helden übrigens verliebt, weil deine Mutter Aphrodite mir einen Zauber auferlegt hatte. Ohne sie – aber einer Göttin kann man nichts übel nehmen, oder?«
Der Tonfall der Prinzessin machte klar, was sie damit sagen wollte. Ich könnte mich durchaus an dir rächen.
»Aber der Held hat Sie mitgenommen, als er von Kolchis geflohen ist«, erinnerte sich Piper. »Oder nicht, Eure Hoheit? Er hat Sie geheiratet, wie er es versprochen hatte.«
Der Blick der Prinzessin hätte Piper fast dazu gebracht, sich zu entschuldigen, aber sie gab sich nicht geschlagen.
»Zuerst«, gab Ihre Hoheit zu, »da sah es aus, als ob er sein Wort halten würde. Aber sogar nachdem ich ihm geholfen hatte, den Schatz meines Vaters zu stehlen, brauchte er noch meine Hilfe. Die Flotte meines Bruders verfolgte uns, als wir flohen. Seine Kriegsschiffe überholten uns. Er hätte uns vernichtet, aber ich konnte meinen Bruder dazu überreden, unter weißer Flagge zu Verhandlungen zu uns an Bord zu kommen. Er hatte Vertrauen zu mir.«
»Und Sie haben Ihren eigenen Bruder ermordet«, sagte Piper, und die schreckliche Geschichte fiel ihr jetzt wieder ein, zusammen mit einem Namen – einem berüchtigten Namen, der mit dem Buchstaben M anfing.
»Was?« Jason fuhr hoch. Für einen Moment sah er fast normal aus. »Ihren eigenen Bru…«
»Nein«, fauchte die Prinzessin. »Das sind nur Lügen. Mein neuer Gatte und seine Männer haben meinen Bruder ermordet, auch wenn sie das ohne meine Lüge nicht geschafft hätten. Sie warfen seinen Leichnam ins Meer und die Flotte, die uns verfolgte, musste haltmachen und ihn suchen, um ihn gebührend bestatten zu können. Das gab uns Zeit zum Entkommen. Das alles tat ich für meinen Gatten. Aber er vergaß unsere Abmachung. Am Ende hat er mich verraten.«
Jason sah noch immer unbehaglich aus. »Was hat er getan?«
Die Prinzessin hielt Jason die zerfetzte Toga vor die Brust, als wolle sie an ihm für einen Meuchelmord Maß nehmen. »Kennst du die Geschichte nicht, mein Junge? Gerade du solltest sie doch kennen. Du bist nach ihm benannt.«
»Jason«, sagte Piper. »Der eigentliche Jason. Aber dann sind Sie – dann müssten Sie tot sein!«
Die Prinzessin lächelte. »Wie gesagt, ein neues Leben in einem neuen Land. Natürlich habe ich Fehler gemacht. Ich habe meinem eigenen Volk den Rücken gekehrt. Ich wurde Verräterin genannt, Diebin, Lügnerin, Mörderin. Aber ich habe es aus Liebe getan.« Sie drehte sich zu den Jungen um, sah sie mitleidheischend an und klimperte mit den Wimpern. Piper konnte spüren, wie der Zauber bei ihnen seine Wirkung tat und sie fester im Griff hatte denn je zuvor. »Würdet ihr das nicht auch tun für die, die ihr liebt, meine Guten?«
»Aber sicher doch«, sagte Jason.
»Klar«, sagte Leo.
»Jungs!« Piper knirschte vor Frust mit den Zähnen. »Seht ihr nicht, wer sie ist? Könnt ihr nicht …«
»Lasst uns doch weitergehen, ja?«, schlug die Prinzessin munter vor. »Ich glaube, ihr wolltet über den Preis der
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