Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
heiraten.«
»Nachdem ich ihm zwei Kinder geboren hatte!«, sagte Medea. »Dennoch hat er sein Versprechen gebrochen. War das denn richtig, frage ich euch?«
Jason und Leo schüttelten brav den Kopf, aber Piper war noch nicht fertig.
»Es war vielleicht nicht richtig«, sagte sie. »Aber Medeas Rache war das auch nicht. Sie hat ihre eigenen Kinder ermordet, um Jason eins auszuwischen. Sie hat seine neue Frau vergiftet und ist dann geflohen.«
Medea fauchte. »Eine Lüge, um meinen guten Ruf zu ruinieren. Die Leute von Korinth haben meine Kinder ermordet und mich vertrieben – dieser unverschämte Mob. Jason hat keinen Finger gerührt, um mich zu beschützen. Er hat mir alles genommen. Und ja, deshalb habe ich mich in den Palast geschlichen und seine liebliche neue Braut vergiftet. Das war nur fair – ein angemessener Preis.«
»Sie sind wahnsinnig!«, sagte Piper.
»Ich bin das Opfer!«, heulte Medea. »Ich starb mit zerbrochenen Träumen, aber damit ist jetzt Schluss. Ich weiß, dass ich Helden nicht vertrauen kann. Wenn sie Schätze von mir wollen, werde ich einen hohen Preis fordern. Vor allem, wenn der Held den Namen Jason trägt.«
Der Brunnen war leuchtend rot geworden. Piper zog den Dolch, aber ihre Hand zitterte fast zu sehr, um ihn festzuhalten. »Jason, Leo, wir müssen weg hier. Sofort!«
»Ehe wir uns handelseinig geworden sind?«, frage Medea. »Was ist mit eurem Auftrag, Jungs? Und mein Preis ist so gering. Wusstet ihr, dass das hier ein magischer Brunnen ist? Wenn ein Toter hineingeworfen wird – selbst wenn er in Stücke gehackt ist –, dann springt er unversehrt wieder heraus, stärker und mächtiger denn je.«
»Echt?«, fragte Leo.
»Leo, sie lügt«, sagte Piper. »Sie hat den Trick schon mal angewendet – bei einem König. Sie hat seine Tochter überredet, ihn in Stücke zu hacken, damit er jung und gesund aus dem Brunnen steigen könnte. Aber es hat ihn umgebracht.«
»Lächerlich«, sagte Medea und Piper konnte hören, wie ihre Macht jede Silbe auflud. »Leo, Jason, mein Preis ist so gering. Warum kämpft ihr zwei nicht einfach gegeneinander? Wenn ihr verletzt werdet oder sogar umgebracht, kein Problem. Dann werfen wir euch in den Brunnen und ihr seid wieder wie neu. Ihr wollt doch kämpfen, oder? Ihr könnt euch nicht ausstehen.«
»Jungs, nein«, sagte Piper. Aber die beiden starrten einander schon wütend an, als ob ihnen plötzlich ihre wahren Empfindungen aufgingen.
Piper hatte sich niemals hilfloser gefühlt. Jetzt begriff sie, wie wahre Zauberei aussah. Sie hatte immer gedacht, Magie hätte etwas mit Zauberstäben und Feuerkugeln zu tun, aber das hier war viel schlimmer. Medea setzte nicht nur Gifte und Elixiere ein, ihre mächtigste Waffe war ihre Stimme.
Leo runzelte die Stirn. »Jason ist immer der Star. Immer kriegt er alle Aufmerksamkeit und hält meine Anwesenheit für selbstverständlich.«
»Du nervst, Leo«, sagte Jason. »Du nimmst nichts ernst. Du kannst nicht mal einen Drachen reparieren.«
»Hört auf!«, flehte Piper, aber beide zogen ihre Waffen – Jason sein goldenes Schwert und Leo einen Hammer aus dem Werkzeuggürtel.
»Lass sie doch, Piper«, sagte Medea. »Ich tue dir einen Gefallen. Wenn es jetzt passiert, wird das deine Entscheidung so viel leichter machen. Enceladus wird zufrieden sein. Du bekommst vielleicht noch heute deinen Vater zurück.«
Medeas Charme-Sprech hatte keine Wirkung auf Piper, aber ihre Stimme war dennoch überzeugend. Ihren Vater noch heute zurückzubekommen? Trotz ihrer guten Vorsätze wünschte Piper sich das. Sie sehnte sich so sehr nach ihrem Vater, dass es wehtat.
»Sie arbeiten für Enceladus«, sagte sie.
Medea lachte. »Einem Riesen dienen? Nein. Aber wir alle dienen einer größeren Sache, einer Beschützerin, die du lieber nicht herausfordern solltest. Geh jetzt, Kind der Aphrodite. Das hier muss nicht auch dein Tod sein. Rette dich und dein Vater kommt frei.«
Leo und Jason starrten einander immer noch kampfbereit an, aber sie sahen unsicher und verwirrt aus – sie warteten auf einen weiteren Befehl. Ein Teil von ihnen wehrte sich, das hoffte Piper zumindest. Das hier war doch total wider ihre Natur.
»Hör auf mich, Mädchen.« Medea pflückte einen Diamanten von ihrem Armband und warf ihn in die Gischt des Brunnens. Als der Diamant das vielfarbige Licht durchschnitt, sagte Medea: »Oh, Iris, Göttin des Regenbogens, zeig mir das Büro von Tristan McLean.«
Der Nebel schimmerte und Piper sah das
Weitere Kostenlose Bücher