Helden des Olymp: Der verschwundene Halbgott (German Edition)
Annabeth und starrte den Zentauren wütend an. »Danke, das ist uns eine große Beruhigung. Was immer hier vor sich gehen mag, ich stimme Rachel zu. Jason ist ausersehen worden, diesen Auftrag zu leiten, also …«
»Warum ist er nicht anerkannt worden?«, rief jemand aus der Ares-Hütte. »Wenn er so wichtig ist …«
»Er ist anerkannt worden«, schaltete Chiron sich ein. »Schon vor langer Zeit. Jason, zeig es ihnen.«
Zuerst schien Jason nicht begriffen zu haben. Er trat nervös vor, aber Piper konnte nicht ignorieren, wie umwerfend er aussah, wenn seine blonden Haare im Feuerschein leuchteten, seine Züge königlich wie die einer römischen Statue. Er schaute kurz zu Piper hinüber und sie nickte ermutigend. Dann warf sie eine unsichtbare Münze in die Luft.
Jason griff in die Hosentasche. Seine Münze leuchtete in der Luft auf, und als er sie auffing, hielt er eine Lanze in der Hand, einen goldenen Stiel, etwas über zwei Meter lang, mit einer Speerspitze am einen Ende. Die anderen Halbgötter schnappten nach Luft. Rachel und Annabeth wichen zurück, um der Spitze zu entgehen, die so scharf aussah wie ein Eispickel.
»War das nicht …« Annabeth zögerte. »Ich dachte, das sei ein Schwert.«
»Na, es ist wohl auf Zahl gelandet«, sagte Jason. »Das ist eben die Seite für Langstreckenwaffen.«
»Mann, ich will auch eine!«, schrie jemand aus der Ares-Hütte.
»Besser als Clarisse’ elektrischer Speer«, stimmte einer seiner Brüder zu.
»Elektrisch«, murmelte Jason, als sei das eine schöne Idee. »Weg da.« Annabeth und Rachel hatten verstanden. Jason hob den Speer und am Himmel grollte der Donner los. Die Haare an Pipers Armen sträubten sich. Blitze jagten durch die goldene Speerspitze und trafen das Lagerfeuer mit der Wucht einer Artilleriebombe.
Als der Rauch sich verzog und Pipers Ohren nicht mehr schrillten, saß das gesamte Camp erstarrt im Schock da, halb blind, von Asche übersät, und starrte die Stelle an, wo vorher das Feuer gewesen war. Überall regnete es Ascheflocken. Ein brennendes Stück Holz hatte sich einige Zentimeter von dem schlafenden Clovis entfernt in den Boden gebohrt, und Clovis hatte sich nicht einmal bewegt.
Jason ließ den Speer sinken. »Äh … tut mir leid.«
Chiron wischte sich brennende Kohlen aus dem Bart. Er schnitt eine Grimasse, als ob seine schlimmsten Ahnungen sich bestätigt hätten. »Ein wenig übertrieben vielleicht, aber du hast die Sache klargestellt. Und ich glaube, wir wissen jetzt, wer dein Vater ist.«
»Jupiter«, sagte Jason. »Ich meine, Zeus. Der Herr des Himmels.«
Piper konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Das war total überzeugend. Der mächtigste Gott, Vater der größten Helden in den antiken Sagen – natürlich konnte kein anderer Jasons Dad sein.
Die anderen im Camp schienen allerdings nicht so überzeugt zu sein. Chaos brach aus, und Dutzende von Campinsassen stellten Fragen, bis Annabeth die Arme hob.
»Aufhören!«, sagte sie »Wie kann er der Sohn des Zeus sein? Die Großen Drei haben verabredet, keine sterblichen Kinder zu zeugen … Und wieso haben wir nicht schon früher von ihm erfahren?«
Chiron gab keine Antwort, aber Piper hatte das Gefühl, dass er es wusste und dass es nichts Gutes war.
»Wichtig ist jetzt«, sagte Rachel, »dass Jason hier bei uns ist. Er hat einen Auftrag zu erfüllen, und das bedeutet, dass er seine eigene Weissagung braucht.«
Sie schloss die Augen und sank in sich zusammen. Zwei Campbewohner stürzten vor und fingen sie auf und ein dritter rannte an den Rand des Amphitheaters und schnappte sich einen bronzenen Dreifuß, als ob sie diesen Einsatz geübt hätten. Sie setzten Rachel vor der erloschenen Feuerstätte auf den Dreifuß. Ohne das Feuer war die Nacht dunkel, aber nun wirbelte grüner Nebel um Rachels Füße. Als sie die Augen öffnete, glühten sie. Smaragdgrüner Rauch entwich aus ihrem Mund. Die Stimme, die jetzt sprach, war rau und uralt – so würde eine Schlange sich anhören, wenn sie reden könnte.
»Kind des Blitzes, hüte dich vor der Erde
an den Sieben wollen die Riesen sich rächen
Schmied und Taube den Käfig zerbrechen
Durch Heras Zorn der Tod befreit dann werde.»
Beim letzten Wort brach Rachel zusammen, aber die Helfer standen schon bereit. Sie trugen sie von der Feuerstätte fort und legten sie auf die Erde, damit sie sich ausruhen konnte.
»Macht sie das öfter?«, fragte Piper. Dann merkte sie, dass sie das Schweigen gebrochen hatte und sie
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