Heliosphere 2265 - Band 1: Das dunkle Fragment (German Edition)
übermitteln, sondern die Nachricht persönlich überbringen. Vermutlich hatte er sich in Stase versetzt, wie die meisten Kuriere es taten. Eine Antwort erwartete Jayden nicht. Die Admiralität wusste, dass er mit einem Abschluss der Mission lange vor dem Eintreffen neuer Befehle rechnete. „Phasenabdruck am Rand des Systems“, meldete Lieutenant Nurakow, der Vertreter von Tess Kensington an der Ortungskonsole. „Die Überlichtplattformen beginnen passiven Scan und warten auf Transpondercode.“ Jayden atmete erleichtert auf. „Telemetriedaten der Plattformen gehen ein.“ Nurakow öffnete überrascht den Mund und blickte auf. „Transponderkennung negativ. Ich starte eine Überprüfung der Signatur.“ Jayden zuckte innerlich zusammen. Seine schlimmsten Befürchtungen schienen wahr zu werden. „Sir, die Auswertung ergibt eine 92,45-prozentige Wahrscheinlichkeit für ein Parlidenschiff.“ Auf der Ortungskonsole blinkte ein rotes Icon weithin sichtbar auf. „Zwei weitere Abdrücke, Sir. Ebenfalls Parliden.“ Jayden ließ sich äußerlich nichts anmerken, während sein Magen gen Boden sackte. Drei Parlidenschiffe! Die Bewaffnung der HYPERION war gut, aber nicht so gut. Vor seinem inneren Auge sah Jayden das brennende Wrack der DEFENDER II. Er hatte das Schiff als Interims-Captain in einen Kampf geführt, den nahezu niemand überlebt hatte. Eine Kolonie gerettet, ein Schiff verloren. Er würde den Moment nie vergessen, als er - schwer verletzt - aus dem Bullauge der Rettungskapsel die Explosion gesehen hatte. Das Ende der DEFENDER II. Und nun sollte er etwas Ähnliches erneut tun? Ein Artefakt retten, um den möglichen Preis einer gesamten Crew. Es waren verdammt noch mal drei Parlidenschiffe! Sein Blick wanderte zum taktischen Display. Kämpfen oder fliehen? Ein Rückzug wäre vermutlich die sicherere Alternative. Sie konnten immer noch versuchen, das Artefakt zu sprengen. Und die PROTECTOR? Überlichtschneller Funk war nicht möglich, da sie den genauen Einflugvektor des Schiffes in das System nicht kannten. Und bis das Schiff die Parliden orten konnte, würde seine Zeit vergehen, da die vermutlich als Erstes die Sensorplattformen abschießen würden. Nein! Er konnte es nicht. Kameraden im Stich lassen, die Mission aufgeben und die Sicherheit der Solaren Union gefährden? Auf keinen Fall. Seine Eltern hatten gelacht, als er - ein reicher Dynastiesprössling - zur Space Navy gegangen war. Seine Herkunft hatte ihm in den Anfangsjahren eine Menge Probleme bereitet. Seine Kameraden hatten ihm Vetternwirtschaft vorgeworfen und ihm das Leben zur Hölle gemacht. Dabei hatte Jayden von Anfang an jedwede Unterstützung durch den Einfluss seiner Familie abgelehnt. Ein Ausgestoßener zwischen zwei Welten. Aber er hatte es geschafft. Er war seinen Weg gegangen. Er hatte Tikara II gerettet, Menschenleben geschützt. Das hier war sein Schiff, seine Mannschaft. „Lieutenant McCall, versuchen Sie Kontakt zu den Parliden aufzunehmen.“ Nach einigen Minuten meldete sie: „Keine Antwort, Sir. Ich versuche es weiter.“ Er blickte zu seiner I.O. „Gehen Sie auf Gefechtsalarm. Es sieht so aus, als müssten wir die Bewaffnung der HYPERION einem praktischen Test unterziehen.“ Sie nickte und wirkte dabei auf seltsame Art und Weise beruhigt. Augenblicke später war die Kommandobrücke in rotes Licht getaucht. Ein breiter Streifen des Wandpanels, der rot aufleuchtete, zeigte den Alarmstatus im ganzen Schiff an. „Lieutenant Nurakow, wie lange wird es dauern, bis die gegnerischen Schiffe in Gefechtsreichweite sind?“ „Bei gleichbleibendem Vektor und prognostizierter Geschwindigkeit“, er rief die aktuellen Angaben auf sein Display, „werden die Banditen I bis III innerhalb der nächsten neun Stunden in Gefechtsreichweite sein.“ Commander Ishida wandte sich an den Waffenoffizier. „Commander Akoskin, können Sie uns bereits eine Einschätzung von deren Offensivmöglichkeiten geben?“ Der Lieutenant Commander nickte. „Das kann ich, Commander - zumindest teilweise. Die beiden zuletzt eingetroffenen Schiffe - Bandit II und III - entsprechen von ihrer Tonnage unseren Leichten Kreuzern. Ähnlichen Schiffen sind wir auch schon im damaligen Krieg begegnet. Wenn ich in etwa die gleiche Entwicklung zugrunde lege, die auch unsere Schiffe durchlaufen haben, rechne ich mit mittelschwerer Bewaffnung bei leichter Panzerung. Ihre Offensiv- und Defensivbewaffnung ist der unseren unterlegen, dafür sind sie deutlich wendiger, da ihre
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