Heliosphere 2265 - Band 10: Zwischen Himmel und Hölle (Science Fiction) (German Edition)
Gegenteil war der Fall. Brown hatte seinen jahrelangen unfreiwilligen Aufenthalt auf der PROMETHEUS im Stillen Sektor gut überstanden und genoss es, eine I.O. zu haben, mit der er auf der einen Seite über alle Veränderungen und Neuigkeiten diskutieren konnte. Die sich aber auf der anderen Seite auch für Geschichte interessierte.
Es war zu einem Spiel zwischen ihnen geworden, dem jeweils anderen kleine Fallen zu stellen. Fehler in belanglose Gespräche einfließen zu lassen. Laut einer Tabelle von Lieutenant Özenir, dem Navigator der TORCH II, lag Kirby nach Punkten vorne.
Solange keiner von beiden einen Fehler in den Torpedobestand einbaut, sollen sie nur weitermachen.
"Wenn wir dann wieder zurück zum Punkt kommen könnten", sagte Pendergast, wobei sie Kirby und Brown einen gespielt strafenden Blick zuwarf.
"Natürlich, Ma'am", kam es aus beiden Kehlen.
"Danke, sehr freundlich von Ihnen. Die Rebellen haben in den letzten Wochen alle Schläfer aktiviert und Gefangene befreit. Nicht nur auf Terra, auch auf anderen Welten. Glücklicherweise haben wir nach dem ganzen Ausmisten der I.S.P. Platz genug auf den Habitaten."
"Von wie vielen Leuten sprechen wir hier?", fragte Jayden.
"Einige Hundert", sagte Pendergast. "Zusammen mit den Gefangenen auf Pearl - die wir hoffentlich bald dort rausholen können - liegen wir dann zwar am Limit, doch ich werde niemanden zurücklassen."
"Wir sollen die Rebellen also von Terra evakuieren?", fragte Brown. "Die HYPERION und die TORCH II?"
"Exakt. Uns ist es dank einiger Schläfer gelungen, die Signatur eines Reparaturtenders in die Datenbank der Flotte zu speisen. Das hat leider etwas gedauert. Doch jetzt steht einem Flug der REP-I nichts mehr im Wege. Sie wird die HYPERION und die TORCH verankern und zur Erde bringen.
Nach der Landung werden Materialtransporter die Rebellen zur REP-I bringen, wo sie auf beide Schiffe verteilt werden. Ist das erledigt, wird der Tender einen Notstart unternehmen. Danach klinken sich die HYPERION und die TORCH II aus und verschwinden."
"Ein waghalsiger Plan", kommentierte Brown.
"Nicht waghalsiger, als Sjöberg ein Sonnensystem zu rauben", erwiderte Pendergast. "Außerdem haben Sie Cross dabei. Bei ihm kann man sich auf zwei Dinge verlassen." Sie zwinkerte Jayden zu. "Erstens: Er macht alles kaputt, was er in die Finger bekommt. Und zweitens: Er bringt seine Leute heil nach Hause." Noch während er darüber nachdachte, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte, fügte die Admiralin hinzu: "Wenn Sie sich dieses Mal auf ihr zweites Talent besinnen, Captain, wäre ich Ihnen dankbar. Die Werften und Reparaturdocks sind sowieso schon überlastet."
"Ich werde mir Mühe geben, Ma'am."
Einhelliges Gelächter.
"Ausgezeichnet. Dann legen Sie los. Ladys, Gentlemen, das war es einstweilen."
Die Anwesenden erhoben sich nach und nach.
"Ich würde es wirklich begrüßen, Sir, wenn wir zukünftig weniger Heldentaten vollbringen", sagte Ishida leise an ihn gewandt. "Andernfalls glaubt man in der Flotte irgendwann noch, dass Sie übers Wasser gehen können."
"Und das Ergebnis wäre doch zutiefst enttäuschend." Er lachte. "Keine Sorge, Commander. Ich werde dieses Mal versuchen, mich zurückzuhalten." Sie verließen Pendergasts Kommandoquartier. "Versprochen."
*
Sol-System, Terra, Residenz des Imperators, 10. September 2266, 09:30 Uhr
Manche Tage starteten schlecht, nur um sich dann gänzlich zur Katastrophe zu entwickeln. In ihrem Fall bedeutete "schlecht" Migräne und "Katastrophe" war gleichzusetzen mit der Betreuung ihrer schwierigsten Klientin. Marjella Cruz ließ einen weiteren Migränehemmer unter ihrer Zunge zergehen. Warum nur hatte die Medizin noch immer kein effektives Mittel entwickelt, um Kopfschmerzen endgültig zu beseitigen? In Zeiten von Nanomedikamenten und neuronaler Rekonfiguration ... sie verwarf den Gedanken. Stattdessen widmete sie sich besagter Klientin.
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"Hallo Angelica", begrüßte Marjella ihre Klientin. An solchen Tagen bereute sie
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