Heliosphere 2265 - Band 6: Die Bürde des Captains (Science Fiction)
unter dem nächsten Schlag hinweg und rammte Paramedic Syra Pembleton ihre Faust in den Magen. Die Frau keuchte auf, klappte jedoch nicht wie erhofft zusammen. Stattdessen zog sie ihr Knie in die Höhe und rammte es Tess direkt gegen die Stirn.
Sie taumelte zurück, den Blick auf den Pulser gerichtet, der wenige Schritte entfernt zu Boden gefallen war. Pembletons Blick heftete sich ebenfalls auf die Waffe. Sie sprangen beide gleichzeitig nach vorne, wobei sie sich gegenseitig zur Seite stießen. Niemand erreichte sein Ziel.
Im Hochkommen trat Tess geschickt aus und traf die Paramedic seitlich an der Hüfte, die daraufhin wieder zu Boden stürzte. Während Pembleton sich mit schmerzverzerrtem Gesicht herumrollte, schnappte sich Tess endlich den Pulser. Ihr Kopf pochte schmerzhaft, als sie sich gerade aufrichtete und den Lauf auf Pembleton richtete.
“Es ist vorbei”, sagte sie. “Lassen Sie es gut sein.” Aus dem Gesicht der Frau war jede Hoffnung gewichen. “Es tut mir leid, um Ihren Bruder. Aber Sie können kein Leben gegen ein anderes tauschen. Verdammt noch mal, was ist nur mit Ihnen los! Sie sollten Menschen retten, sie nicht erschießen!”
Commander Devgan lag neben dem Schott bewusstlos am Boden.
Pembleton schlug beide Hände vor ihr Gesicht. “Es ist der einzige Weg. Ich könnte nicht damit leben, wenn ihm etwas passiert. Verstehen Sie doch.”
“Nein.” Tess schüttelte den Kopf. “Es gibt Grenzen, die man niemals überschreiten sollte.”
Pembleton lächelte traurig. “Er wird freikommen! Auch wenn ich es nicht mehr erlebe.”
Tess runzelte die Stirn, begriff nicht, was die Frau damit meinte. Bis sie das Vibrieren im Griff des Pulsers spürte, der sich zeitgleich erwärmte. “Was haben Sie getan?”
“Den DNA-Chip umprogrammiert”, antwortete Pembleton. “Die Waffe akzeptiert mich als Benutzer. Bei jedem anderen wird eine Überladung der Energiezelle ausgelöst.”
Tess reagierte instinktiv. Sie schleuderte die Waffe davon und rannte gleichzeitig auf das Schott zu. Ihnen blieben nur Sekunden. Sie hämmerte auf den Entriegelungsschalter und sprang nach vorne. Schmerzhaft knallte sie gegen das Hindernis.
Ich stehe unter Arrest, begriff sie mit eiskalter Klarheit.
Die Todesangst peitschte durch ihre Adern, als sie nach der Paramedic griff. Sie benötigte ihren Handabdruck, um das Schott zu öffnen. Doch die Frau riss sich los und rannte tiefer in das Quartier, direkt auf die Waffe zu. Tess sprang hinterher, packte ihr Genick und riss sie gnadenlos herum.
“Sie müssen …”
Die Explosion sprengte ihr die Worte von den Lippen.
*
Captain Jayden Cross blickte auf die weit aufgerissenen Augen von Commander Noriko Ishida. Ihr Körper zuckte, die Pupillen weiteten sich. Jede Kraft war aus ihren Gliedern gewichen. Er hielt sie in seinen Armen, konnte noch immer nicht fassen, was gerade geschah. Ein dünner Blutfaden rann aus der Nase seiner I.O., Tränen sickerten aus ihren Auen. Die Lider flatterten, senkten sich über die Augen.
Um ihn herum brach Chaos aus. Er wollte eingreifen, doch alles schien wie in zähflüssigen Sirup gepackt, jede Bewegung verlangsamt.
Commander Lukas Akoskin sprang hinter seiner Konsole hervor. Mit eiskalter Präzision hechtete er zur Seite, und auf Johnston zu. Zum ersten Mal erlebte Jayden, wie Akoskin die Maske fallen ließ und begriff, dass Sarah McCall ihn auch hier nicht belogen hatte. Sein Waffen- und Taktik-Offizier, der ständig den Macho spielte, war alles andere als das. Er war das letzte Puzzlestück.
Doch Johnston hatte mit der Attacke gerechnet. Anstatt jedoch den Impulsgeber einzusetzen, zog er seinen Pulser, richtete ihn auf Akoskin und schoss. Flirrende Energiepartikel sausten durch die Luft; drei davon schlugen in der Brust des Waffenoffiziers ein. Mit rudernden Armen taumelte er nach hinten, starrte entsetzt auf seine Uniform, die auf Herzhöhe von den energetisch geladenen Partikeln perforiert worden war.
Und dann geschah es. Ihre Blicke trafen sich in jenem Moment, als die Wandlung einsetzte. Die Kontaktlinsen, die sein zweiter Offizier trug, verloren ihre Farbe, wurden durchsichtig und zeigten die echte Iris seiner Augen. Sie strahlten in einem hellen, funkelnden Blau; gaben damit seine Herkunft und Zugehörigkeit zu erkennen und verdeutlichten außerdem, dass sein Herz aufgehört hatte zu schlagen.
Schüsse flirten durch die Luft, Kampfgeräusche erklangen. Jemand schrie, ein anderer wimmerte. Lieutenant Larik hechtete hinter
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