Heliosphere 2265 - Band 6: Die Bürde des Captains (Science Fiction)
Marines. “Dann bringen wir euch mal in euer neues Zuhause!”
Das Schott schloss sich mit einer gnadenlosen Endgültigkeit.
*
Captain Ivo Coen saß auf dem Erholungsdeck von NOVA-Station, nippte an seiner Riola und starrte in die Schwärze des Alls. Auch heute hatte er wieder drei Gruppen mit Neuankömmlingen begrüßt. Mittlerweile verzichtete er auf eine längere Einweisung, das bekamen die Gefangenen am Boden sowieso noch einmal erklärt. Da Commodore Ashton, der neue Befehlshaber, und E.C. Johannes Lipsted sicher jede Rede überprüften, musste er sich entsprechend verhalten und wenigstens ein bis zwei Gemeinheiten ab und an einflechten. Doch diese Geschichte erschöpfte ihn nur noch.
Die Instandsetzungsarbeiten der Station und der Raumwerften und die Installation der neuen Torpedoforts und des verbesserten Sensornetzwerks dauerten noch immer an. Die unbekannten Sternenraumer hatten furchtbar gewütet und die Einrichtungen des Systems in Schutt und Asche gelegt. Als Kommandant der TÈQUÁN hatte er an vorderster Front gekämpft und nur knapp überlebt. Seitdem saß er hier auf der Station und koordinierte die Arbeiten im System, während der Commodore und der E.C. alle möglichen Umstrukturierungen vornahmen, die alles noch komplizierter machten. Ashton hatte ihm in Aussicht gestellt, dass seine Beförderung kurz bevorstand, was Ivo im grundgenommen jedoch völlig egal war. Bei dem Angriff der Sternenraumer waren seine Frau und seine beiden Söhne gestorben. Ohne seine Antidepressiva hätte er sich längst einen Pulser gegen die Schläfe gehalten und abgedrückt. Stattdessen machte er eben weiter.
Erst letzte Woche hatte er einen befreundeten Offizierskollegen in ein Shuttle nach Pearl setzen müssen und heute hatte es Commander Zev Buckshaw erwischt. Nachdem die Genetiker auf Kassiopeia ihm ein neues Bein hatten wachsen lassen, hatte der ehemalige I.O. von Commodore Harris die Arbeit wieder aufgenommen. Doch aufgrund einiger nicht geklärter Phasenfunksprüche war er vom E.C. des Verrats beschuldigt worden.
Ivo nahm einen großen Schluck Riola und genoss die kühle Süße des Getränks.
Was konnte er schon tun? Nichts!
*
IL HYPERION, Im Interlink-Flug, 28. Mai 2266, 10:12 Uhr
“Was ist passiert?”, fragte Captain Jayden Cross, als er außer Atem die Krankenstation erreichte.
“Doktor Branch untersucht ihn gerade”, erwiderte die Paramedic Syra Pembleton. “Machen Sie sich keine Sorgen, Sir, es sieht nicht schlimm aus.”
“Das hörte sich bei Lieutenant Larik aber ganz anders an. Er hat Kontakt zum Maschinenraum aufgenommen und die L.I. sagte etwas von ‘schwer verletzt’.”
“Vielleicht warten Sie besser, bis Doktor Branch seine Untersuchung beendet hat.”
Jayden zwang sich zur Ruhe und nickte der Paramedic bestätigend zu, die daraufhin davonging. Auf der Krankenstation wimmelte es vor Geschäftigkeit, wie immer, seitdem der neue Chefarzt die Leitung nach der Verhaftung von Irina Petrova übernommen hatte.
Immerhin, hier scheint die Effizienz deutlich gestiegen zu sein, dachte er im Hinblick auf die außerordentlich guten Zahlen, die Branchs Team nach der letzten Evaluierung durch E.C. Johnston erhalten hatte. Andererseits war das nicht unbedingt ein Garant für tatsächliche Effizienz.
“Ah, Captain Cross”, begrüßte ihn Doktor Branch lächelnd. “Ich dachte mir schon, dass Sie vorbeischauen. Ich kann Sie beruhigen, es ist alles in Ordnung. Kommen Sie.”
Jayden atmete innerlich auf. Dann hatte Lorencia also übertrieben. Aktuell untersuchte sie gerade die Ursache für den Unfall.
“Ich kann Ihnen versichern, Lieutenant Jameson hat nur ein paar Prellungen”, sagte Branch und deutete dabei auf den neuen Stellvertreter von Commander Devgan in der Schadenskontrolle. “Das ist zweifellos schmerzhaft, wird aber dank einer Tube Nano-Rep-Gel innerhalb von achtundvierzig Stunden abgeheilt sein.”
“Was mich außerordentlich freut.” Er nickte dem Lieutenant aufmunternd zu. “Doch die L.I. teilte mir mit, dass Commander Devgan schwer verletzt wurde.”
“Devgan?” Branch runzelte die Stirn, zog sein Pad hervor und tippte darauf herum. “Oh, ich verstehe. In der Tat hat es den Leiter der Schadenskontrolle etwas schwerer getroffen. Ein Paramedic hat ihn jedoch stabilisiert. Als Nächstes kümmere ich mich um ihn.”
“Als Nächstes?”, sagte Jayden überrascht. “Erklären Sie mir das, Doktor. Sie behandeln zuerst einen Leichtverletzten und lassen den Leiter der
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