Heliosphere 2265 - Band 8: Getrennte Wege (Science Fiction) (German Edition)
Aufnahmefeld starrte.
Janis stoppte die Wiedergabe von Schuberts Impromptu op. 142 Nr. 2. Die Klänge mochten für andere melancholisch wirken, ihm halfen sie aber zu entspannen.
Er gab das Schott frei, worauf die L.I. eintrat. Nur wenige Schritte vor seinem Schreibtisch blieb sie stehen, warf ihren Ingenieurskoffer zu Boden und stemmte die Fäuste in die Hüften. "Ehrlich Doc, ich brauche diese Spielchen nicht. Halten Sie mich für blöd? Von wegen technischer Notfall. Sie wollten mich hierher locken, um mich auf meinen desolaten Zustand anzusprechen, richtig?"
Janis hob beide Brauen, griff nach seinem Monitor und drehte ihn so, dass Lorencia das Display sehen konnte. "Ich habe die Verbindung zum Netzwerk verloren. Alle von mir gespeicherten Daten werden lediglich lokal archiviert. Ich benötige jedoch dringend Zugriff auf den zentralen Server. Dort befinden sich noch Akten, die ich für Mandantengespräche brauche."
Die L.I. wurde rot. Setzte zum Sprechen an, schnappte nach Luft. "Es tut mir leid, ich ... natürlich kümmere ich mich darum." Sie zog ein paar Werkzeuge aus ihrem Gürtel und begann damit, an dem flachen Metallstreifen herumzuschrauben, der alle technischen Komponenten seines Computerterminals enthielt. "Mit dem Server ist alles in Ordnung, an dem habe ich vorhin schon gearbeitet. Das Problem muss also irgendwo hier liegen."
"Sehr gut." Er beobachtete die L.I. eindringlich, während sie hantierte. Was für ein glücklicher Zufall, dass tatsächlich eine technische Störung aufgetreten war. Andernfalls hätte er zugeben müssen, dass Doktor Isaak ihn gebeten hatte, doch einmal mit Lorencia zu sprechen. Der Chefarzt machte sich Sorgen. "Was meinten Sie mit desolatem Zustand ? Auf mich wirken Sie vielleicht ein wenig müde, aber das geht uns doch gerade allen so."
"Danke, Doc. Dem stimme ich voll und ganz zu." Sie entfernte eine Metallplatte. "Irgendwie scheinen einige Personen jedoch der Meinung zu sein, man müsse sich Sorgen um mich machen. Als Sie auf der Brücke den Tod von ... meines Stellvertreters erwähnten, dachte ich, Sie sind auch so einer." Sie zog eine Platine hervor und betrachtete angestrengt deren Oberfläche.
"Der Tod eines Freundes oder Kollegen würde doch jedem von uns zu schaffen machen. Da sind Sie keine Ausnahme. Glauben Sie mir, nach dem Einsatz im Algethi-System haben viele an Bord jemanden verloren, der ihnen nahesteht. Und Sie trifft es natürlich doppelt."
"Wie meinen Sie das?"
"Soweit ich weiß, sind Sie auch mit Commander Ishida befreundet", erklärte er. "Ihre Verletzung ist furchtbar. Johnston hat ganze Arbeit geleistet. Womöglich wird sie sich nie wieder erholen."
"Sagen Sie so etwas nicht!" Lorencia hätte die Platine beinahe zerbrochen. Auf ihren Wangen erschienen rote Flecken. "Noriko wird überleben. Sie muss einfach!"
Janis nickte bedächtig. Mit den Fingern der rechten Hand strich er sich durch den weißen Vollbart. "Das hoffen wir natürlich alle. Und Sie zweifellos am meisten."
"Absolut!"
"Auch wenn ihr Wiedersehen schwierig werden wird."
"Was meinen Sie?" Lorencia legte die Platine beiseite und blickte ihn fragend an. Mit ihrem leicht zur Seite geneigten Kopf wirkte sie fast wie Alpha 365, wenn er mal wieder eine Emotion nicht verstand. Oder einen Witz.
"Sie werden ihr doch sagen, was Sie getan haben? Die Sache mit dem Torpedo, meine ich."
Lorencia schluckte. "Noriko hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren." Niedergeschlagen sank die L.I. in seinen Besucherstuhl. "Die ganze Wahrheit. Ich habe viel zu lange damit gewartet."
Janis schwieg, schenkte seinem Gegenüber aber einen fragenden Blick.
"Verstehen Sie denn nicht: Ich bin an allem schuld, was Noriko widerfahren ist. Wenn ich damals nur nicht so verdammt neugierig und arrogant gewesen wäre. Hätte ich diesen verfluchten elitären Club nur niemals entdeckt."
"Was meinen Sie?"
"Na, Michalews Club. Durch den Offiziere protegiert wurden, die seiner politischen Linie folgten. Ich war es, die das damals aufgedeckt hat. Aber was hätte ich tun sollen? 'Hallo liebe Admiralität, ich habe mich in die privaten Speicher diverser Admiräle und Captains gehackt. Michalew tut etwas Ungesetzliches, sie müssen ihn aufhalten'."
"Warum nicht? Manchmal heiligt der Zweck die Mittel. Sie hätten einen Deal vereinbaren können."
"Nachdem ich wenige Monate zuvor vor einem Untersuchungsausschuss saß, weil ich ... einen anderen Speicher gehackt hatte? Vergessen Sie nicht, Doc, in dem Ausschuss saßen
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