Heliosphere 2265 - Band 9: Entscheidung bei NOVA (Science Fiction) (German Edition)
das Alzir-System erreicht. Und wo", sagte Noriko. "Die Admiralin und die Angriffsflotte sind das Ziel." Sie nahm auf dem Kommandosessel Platz und loggte sich in ihren Account ein. "Wieso haben unsere Sensoren das verdammte Ding übersehen?"
"Die Oberfläche der Phasendetektoren wurde mit Mimikry-Kristallen verkleidet. Ähnlich jenen, die auch bei der ILLUMINA eingesetzt werden. Das Patrouillenschiff konnte die Einheit nur entdecken, weil sie ein Datenpaket nach Terra sandte", sagte Larik. "Es ist verschlüsselt. Wir können den Inhalt nicht auslesen."
"Aufklärungsdaten vermutlich." Noriko stützte ihr Kinn auf den rechten Handballen und überlegte. Das gesamte Unternehmen befand sich in Gefahr. Für eine Warnung war es längst zu spät, die TORCH und die übrigen Schiffe hatten ihr Ziel mittlerweile erreicht. Was also konnte sie tun? Ein Angriff war kaum möglich - nicht ohne erneut ihrer aller Leben aufs Spiel zu setzen. Andererseits wollte sie nicht untätig herumsitzen und abwarten.
"Lieutenant Task, geben Sie das Fluchtsignal an die Flotte. Ich will, dass alle in das Ausweichsystem fliegen und dort auf weitere Anweisungen warten, aber nicht auf direktem Weg. Erinnern Sie die Raumer bitte daran, dass ihr Abflugvektor überwacht wird. Die sollen ein nahe gelegenes System anfliegen und von dort das Ziel ansteuern."
"Ich nehme an, wir werden uns der Flucht nicht anschließen?"
"Keinesfalls. Der Phasendetektor kann unseren Interlink-Flug nicht orten", erklärte sie. "Wir fliegen ins Alzir-System und schauen nach, was dort vor sich geht. Ob, und was wir unternehmen, entscheide ich vor Ort. Aber wenn wir irgendwie helfen können, dann werden wir das auch tun."
Über Tasks Lippen huschte ein Lächeln.
"Wollen Sie noch etwas ergänzen, Lieutenant?"
"Nur, dass es schön ist, Sie wiederzuhaben, Ma'am."
"Das höre ich gern." Sie nickte ihm lächelnd zu. "Bringen Sie uns ans Ziel." Sie überflog die Vektoren, die er festgelegt hatte auf ihrem Kommandodisplay. "Und verwenden Sie bitte Vektor Nummer 9."
"Das wird schwierig."
Sie runzelte die Stirn. "Unmöglich?"
"Aber Ma'am. Sie wollen mich doch nicht etwa beleidigen?"
"Gute Antwort."
Sie nahm wieder auf ihrem Kommandosessel Platz und schaute grimmig auf den Detektor in der Holosphäre. Sjöberg nutze wirklich jeden Vorteil aus.
Aber das werde ich verdammt noch mal auch tun!
Die HYPERION beschleunigte, während die übrigen Schiffe sich formierten und in einem dichten Pulk auf einem anderen Vektor das System verließen.
*
Dreadnought TORCH, Kommandobrücke, 06. August 2266, 16:15 Uhr
Jayden würde das Gespräch nicht so schnell vergessen. Während er noch immer fassungslos auf die erloschene Holosphäre starrte, richteten seine Gedanken sich darauf aus.
"So schnell wird man vom Helden zum Gejagten", hatte Captain Guevara gesagt. Der Mann aus dem afrikanischen Sektor der Erde besaß glatte ebenmäßige Züge und raspelkurze schwarze Haare. "Der große Jayden Cross wird zu einem Verräter an seinen Kameraden. Aber nichts anderes habe ich erwartet."
Der direkte Fausthieb eines Titanen hätte ihn nicht härter treffen können, als die anklagenden Worte von Lieutenant Guevara, der mit ihm zusammen an Bord der DEFENDER II gedient hatte.
Als wäre keine Zeit vergangen hallten die Schreie der Verwundeten und Sterbenden in Jaydens Geist wieder. Damals starben Captain Hekun und viele andere Crewmitglieder bei einem Angriff des Eriin-Bundes auf Tikara II. Jayden übernahm das Kommando und hielt dem Überraschungsangriff stand. Die Kolonie überlebte, nicht jedoch das Schiff. Für viele Offiziere, Kameraden und Freunde wurde es zu einem Sarg. Neben ihm selbst überstand auch der schwer verletzte und traumatisierte Guevara den Angriff. Jayden hatte seit damals nichts mehr von ihm gehört.
Und nun ist er plötzlich Captain und befehligt die Angriffsflotte. Verflucht sollst du sein, Sjöberg! "Hat unser Präsident also eine neue Galionsfigur für die Flotte gefunden", sagte er tonlos. "Er benutzt Sie nur."
"So wie Sie damals das Leid und die Zerstörung für eine Blitzbeförderung ausnutzten? Oh ja, ich habe all die Artikel und Interviews gelesen, die durch das Galaktische Netz und die ePapers geisterten. Sie sind so widerlich."
"Ich habe es mir nicht ausgesucht. Die Presse tat, was sie immer tut: Eine ganz eigene Sicht der Dinge erzählen."
Guevara lachte bitter auf. "Ich verstehe. Sie wurden also zum Opfer. Sie haben unter Heldenverehrung und einer
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