Heliosphere 2265 - Band 9: Entscheidung bei NOVA (Science Fiction) (German Edition)
Magen presste.
"Alles in Ordnung?", fragte sie und legte ihm die Hand auf die Schulter, den Kopf fragend zur Seite geneigt.
"Natürlich, Ma'am. Nur eine leichte Magenverstimmung."
"Ich dachte immer, Alphas wären gegen eine Großzahl an Viren und Bakterien immunisiert. Wie können Sie sich da etwas Derartiges einfangen?"
Für einige Sekunden wirkte der Alpha schuldbewusst, dann verwandelte sich seine Miene in eine emotionslose Maske. Er straffte seine Schultern. "Scharfes Essen, Ma'am. Darauf reagieren auch wir. Ich versichere Ihnen, es ist nichts Ernstes."
"Gut." Sie ließ von ihm ab. "Dann gehen Sie bitte wieder an die Arbeit. Und sorgen Sie zukünftig für einen Ersatz an den Monitoren, wenn Sie Ihren Posten verlassen. Sollten Ihre Magenschmerzen bis zum Ende Ihrer Schicht nicht besser geworden sein, vertraue ich darauf, dass Sie Doktor Isaak aufsuchen."
Sie wartete sein Nicken ab, dann verließ sie den Sicherheitsraum. Während ihre Gedanken um den Alpha und Giulia und alle möglichen anderen Dinge kreisten, schlenderte sie automatisch weiter.
"Guten Morgen, Commander", erklang die Stimme von Janis Tauser. "Wollten Sie zu mir?"
Erst jetzt bemerkte Noriko, dass sie zum Mandantenquartier des Psychologen geschlendert war. Ihr erster Impuls war es abzulehnen und wieder zu gehen, doch der Doktor hatte schon seinen Code eingegeben und winkte ihr, ihm zu folgen. Sie tat es.
Es war ein gemütlich eingerichteter Raum. Es gab ein kleines Steinbecken, in dem Wasser plätscherte, und eine Couch, die mit dunklem Syntholeder bezogen war, lud zum Ausruhen ein. Auf einer Anrichte standen diverse Kannen mit ViKo-Sorten, Tee und sogar Kaffee. - Er war eben durch und durch altmodisch. Wer trank heutzutage noch Kaffee?
"Also Commander, wie kann ich Ihnen helfen?" Tauser saß in einem Stuhl zur Rechten der Couch, die Beine übereinandergeschlagen, die Hände verschränkt. Neben ihm auf einem Beistelltisch lag sein Memopad.
"Eigentlich wollte ich gar nicht zu Ihnen."
"Aber nun sind Sie offensichtlich hier."
"Ja." Sie knabberte an ihrer Unterlippe. "Das bin ich wohl. Wissen Sie, es kommt mir vor ..."
Er schwieg. Ließ ihr Zeit sich zu sammeln.
"... als wäre ich in einer anderen Welt wieder aufgewacht. Es waren doch nur wenige Wochen, aber irgendwie fühlt sich alles seltsam an."
"Was zum Beispiel?"
"Das Gravierendste ist wohl, dass wir nicht länger Teil der Space Navy sind. Wir gehören jetzt den Rebellen an. Das verändert alles. Plötzlich werden wir zu Gejagten. Und dann ist da noch die Crew."
"Ja?"
"Sie sind nicht mehr dieselben."
"Wie meine Sie das?"
Noriko räusperte sich. "Wie ich es sage. Wenn ich mit ihnen rede, fühlt es sich anders an. Als wären es Fremde, die ich völlig neu kennenlernen muss. Streife ich durch die Gänge des Schiffes, ist es nicht mehr das gleiche Gefühl wie früher. Ich finde die Verbindung einfach nicht."
"Abgesehen vom Bezug zu Personen und Örtlichkeiten, die Sie mit Erinnerungen verknüpfen, wie fühlen Sie sonst? Freuen Sie sich noch? Verspüren Sie Wut? Was ist mit Johnston und Sjöberg, was empfinden Sie den beiden gegenüber?"
"Nichts. Und alles. Ich hasse sie, aber da ist keine echte Emotion. Alles wirkt gedämpft und unwirklich."
Tauser nickte. Mittlerweile hielt er das Memopad in seinen Händen und machte ab und an Eingaben. "Und es gibt nichts, was noch emotionale Reaktionen auslöst? Ein Ort vielleicht oder eine Person?"
Noriko schluckte. "Sie haben vielleicht mitbekommen, dass ich in den vergangenen Monaten eine Freundschaft zu unserer Chefingenieurin entwickelt habe. Wissen Sie, mit ihr war das anders.
Während alles andere fremd ist, war Giulia bisher mein Halt. Ihr gegenüber ... Bei ihr fühlte ich mich wohl. Sicher. Wir konnten sogar scherzen und lachen und sie erzählte mir, was alles in der Zwischenzeit geschehen ist."
"Ausgezeichnet."
"Doch das hat sich geändert. Sie hat mir heute etwas gestanden."
Tauser nickte erneut. "Der Torpedo."
"Sie wissen davon?"
"Wie alle anderen auch. Dachten Sie wirklich, dass so etwas geheim bleibt?"
Sie schüttelte den Kopf. "Wohl nicht, nein. Was denken Sie darüber?"
"Wichtiger wäre es doch, was Sie darüber denken."
Noriko winkte ab. "Netter Versuch, Doktor. Aber bevor ich weiterspreche, will ich wissen, wie Sie dazu stehen. Nicht der Arzt, Doktor Tauser, sondern die Privatperson."
Er legte das Memopad zur Seite. "Sie als I.O. des Schiffes haben Zugriff auf die persönlichen Akten jedes Offiziers. Daher kennen
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