Heliosphere 2265 - Band 9: Entscheidung bei NOVA (Science Fiction) (German Edition)
von Lieutenant Commander Lorencia hängen.
Giulia.
In den Tagen nach Norikos Erwachen hatte die L.I. ihr geholfen. Sie berichtete, was nach der Flucht der HYPERION aus dem Heimatsystem der Parliden geschehen war und half ihr dabei, sich langsam wieder einzuarbeiten. Doch etwas bedrückte Giulia, das konnte sie spüren.
Gerade als Noriko mit ihrem Daumenabdruck und der persönlichen Signatur den letzten Bericht absegnete, erklang das Schottsignal. Ein Blick auf das Türdisplay zeigte die L.I., wie sie nervös auf der Unterlippe kaute. Noriko löse die Sperre, worauf das Schott zur Seite glitt.
Giulia baute sich vor ihr auf. "Wir müssen uns dringend unterhalten."
*
NOVA-Station, Alzir-System, 06. August 2266, 09:45 Uhr
Seitdem Captain Coen den Softwaretrojaner in den Computerkern der Station überspielt hatte, war der "Point of no Return" erreicht. Die Manipulation würde früher oder später auffallen und unweigerlich zur Entdeckung des Maulwurfs führen. Entsprechend frühzeitig begann Tess mit den Vorbereitungen. Dank dem Captain trug sie ein ARFID-Armband mit militärischer Freigabe. So war es ihr möglich, jeden beliebigen Bereich auf der Station zu betreten. Außerdem war sie wieder in eine Uniform der Space Navy geschlüpft. An Kragen und Schulter prangten sogar die korrekten Rangabzeichen einer Lieutenant Commander. Nur der aufgestickte Name war falsch. Patricia Falsi war in Wahrheit die Kapitänin eines Militärfrachters, der von den Rebellen Aufgebracht worden war. Akoskin und sie hatten die Rollen der Kommandantin und ihres Stellvertreters eingenommen, um NOVA zu infiltrieren.
Tess bewegte sich mit forschen Schritten durch die Station. Es musste so aussehen, als wäre sie hier zu Hause. Routinierte Überheblichkeit war angebracht. Der multidirektionale Lift trug sie direkt zum Frachtraum. Ein gelangweilter Lieutenant blickte von seiner Liste auf und nahm reflexartig Haltung an.
"Ma'am." Er nickte ihr zu.
"Lieutenant." Sie schlug ihm die Faust ins Gesicht.
Der Schlag traf exakt das Kinn und brachte den Mann zu Fall. Bewusstlos krachte er auf den Boden. Da die internen Sensoren Waffenfeuer sofort bemerken würden, mussten sie den Einsatz von Pulsern so lange wie möglich vermeiden. Sie schnappte sich das Pad mit der Frachtliste und steuerte zielsicher jenen Bereich an, wo die Kisten der KENTROVE gestapelt worden waren.
Dank in die Decke integrierter gerichteter Antigravitationsfelder war es ein Leichtes, die gesuchten zwei Frachtkisten nebeneinander auf den Boden zu stellen. Sie tippte ihren Code ein und die Versiegelung öffnete sich. Doch anstelle von wertvollen Erzen enthüllte das Innere Sensorstörer und ... Marines. Sie lagen dicht an dicht und schliefen.
Nachdem die KENTROVE abgefertigt worden war und die ersten Kisten schon vor Wochen mit echtem Erz auf der Station gebracht worden waren, hatten die Soldaten sich gestern mittels einer Injektion in Tiefschlaf versetzt und waren so – mit der letzten Fracht - unbemerkt auf die Station transportiert worden. Tess hatte sie, kurz nachdem sie Pendergast das Signal gesendet hatte, ebenfalls informiert. Sie steckten in Servosuits mit integrierter Nährstoffversorgung.
Tess sandte über ihren Hand-Com das verabredete Signal. Die K.I. der Anzüge leitete umgehend den Aufweckvorgang ein. Schnarchgeräusche stoppten, Atemzüge wurden schneller, die ersten Lider hoben sich. Während die Männer und Frauen langsam erwachten, sicherte sie die Umgebung. Theoretisch konnte jederzeit ein neues Raumschiff andocken und ein Verladeteam anfordern. Glücklicherweise geschah nichts dergleichen und wenige Minuten später waren die Marines einsatzbereit.
"Es kann losgehen, Ma'am", sagte Corporal Mark Pride. Der Mann entstammte dem amerikanischen Sektor der Erde und hatte sich schon bei der ersten Mission der HYPERION, als er mit seinem Team die PROTECTOR untersuchte, durch hohe Professionalität ausgezeichnet. "Wir sind bereit." Er überreichte ihr einen Servosuit. "Sie sollten auch einen anlegen."
Die Brüder Alejandro und Diego Alvarez sicherten den Eingang, während Tess in den Anzug stieg. Im Gegensatz zu den leichten Skinsuits bestand die äußere Schicht eines Servosuits aus einer dünnen Titanschicht. Nur die Gelenke waren verwundbar, wurden jedoch durch kugelschalenförmige Kappen wenigstens rudimentär geschützt.
Endlich schloss sie die letzte Manschette und aktivierte die K.I. ihres Anzugs. Alle Statusicons sprangen auf grün.
Tess
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