Heliosphere 2265 - Band 9: Entscheidung bei NOVA (Science Fiction) (German Edition)
Ich will eine Abschätzung, wann die Feindflotte in Gefechtsreichweite ist. Und leiten Sie die Daten an die Heimatflotte weiter."
"Sir", meldete sich Valdes. "Ich konnte die eben gestarteten Munitionsversorger umleiten. Die wichtigsten Raketenforts werden in den nächsten ein bis zwei Stunden bestückt. Der neue Versorgungsplan geht soeben raus. Wir können der Flotte damit zumindest auf gleicher Augenhöhe entgegentreten."
"Gute Arbeit, Valdes", presste er hervor. Manchmal waren tüchtige Offiziere ein Ärgernis.
"Was ist hier los?", polterte Commodore Ashton, als er auf die Kommandobrücke stürmte.
*
IL HYPERION, Quartier von Noriko Ishida, 04. August 2266, 09:30 Uhr
Sie wusste, dass etwas Furchtbares bevorstand, als Giulia mit schuldbewusstem Blick den Raum betrat. Ohne ihre Anfangsbemerkung zu ergänzen, ging die L.I. auf direktem Weg zur Couch und ließ sich darauf nieder. Noriko folgte ihr, die Teetasse nach wie vor in der Hand, aus der aber kaum noch Dampf emporstieg.
Als sie ihr gegenüber Platz genommen hatte, fragte sie vorsichtig: "Dienstlich oder privat?"
Ihre Freundschaft funktionierte auch deshalb so gut, weil sie im Dienst perfekt harmonierten. Trotzdem vermieden sie dort private Themen und sprachen sich mit dem Rang an. Während ihrer Freizeit ließen sie wiederum dienstliche Angelegenheiten außen vor.
"Beides. Hör mir bitte bis zum Ende zu und unterbrich mich nicht."
"In Ordnung", versicherte Noriko. "Was es auch immer ist, wir kriegen das hin. Es geht um damals, die Sache mit Michalew."
Giulia schluckte, leckte sich über die Lippen und begann wie ein Wasserfall zu sprechen. Und das so schnell, dass Noriko nur die Hälfte verstand. "Langsam. Ich verstehe nicht. Das alles liegt so lange zurück. Was soll das heißen: Du hast den ‚Klub der Kapitäne‘ damals entdeckt? Das war ich." Allein die Erwähnung der Ereignisse sorgte dafür, dass ein dicker Knoten in ihrem Bauch entstand. Es war lange her, doch sie war noch immer nicht darüber hinweg.
Die L.I. schüttelte den Kopf. "Ich bin erstmals bei einem meiner Hackerausflüge auf den 'Klub' gestoßen. Da ich einige Jahre zuvor aber ... Nun ja ... Schwierigkeiten mit einem Untersuchungsausschuss hatte, habe ich mich damit an Sjöberg gewandt."
"Ich verstehe nicht ganz, wovon sprichst du?!"
"Er hat die Information zurückgehalten", sprach Giulia einfach weiter. "Und dann, einige Jahre später, hat er die Details an dich weitergeleitet." Die L.I. war so aufgeregt, dass sich auf ihren Wangen rote Flecken abzeichneten.
Noriko schüttelte den Kopf. "Das ist so nicht richtig. Ich wurde damals von meinem kommandierenden Offizier dort eingeführt und habe erst später durch intensive Recherche alle Details aufgedeckt und davon erfahren, dass Kollegen aufgrund der Seilschaften litten."
"Das war kein Zufall. Sjöberg hat dich ausgewählt und dir die Informationen zugespielt, die ich Jahre zuvor recherchiert habe. Wie wir mittlerweile wissen, war es sein Ziel Michalew aufzuhalten, weil der seinen Coup d' Etat zu früh durchführen wollte. Er hat dir nie wirklich geholfen, er hat dich benutzt, um den 'Klub' zu sprengen. Und als Michalews Leute dann später auf dich losgingen und dir dein neues Kommando zur Hölle machten, dir die Schuld an der Zerstörung der INCEPTION gaben, stand er dir da zur Seite?"
"Nein." Eine seltsame Taubheit breitete sich in Norikos Gliedern aus. Es war das schmerzhafte Begreifen der Wahrheit. "Erst als das HYPERION-Projekt an den Start ging, hat er mich recycelt."
"Es ist meine Schuld. Dein Leid. Das INCEPTION-Debakel. Alles."
"Beim Oni, hör auf damit." Sie fühlte sich noch immer unwohl, doch letztendlich traf Giulia ihrer Meinung nach keine Schuld. Es war dieser verdammte Sjöberg. Wohin man auch blickte, gab es ein Schicksal, das er zerstört hatte. "Es gibt nur einen, der hier zur Verantwortung gezogen werden muss. Und eines Tages ..." Sie ballte die Fäuste. Selten zuvor hatte sie einen derartigen Hass gegen jemanden gespürt. Ausgenommen Admiral Michalew natürlich.
"Ich musste es wieder gut machen", sprach Giulia heißer weiter. "Dir helfen."
"Das hast du doch." Sie wollte die Hand der Freundin ergreifen, aber diese zog ihre schnell zur Seite.
"Ich habe den Torpedo manipuliert.
"Den Torpedo?" Für einen Moment begriff Noriko nicht, wovon Giulia überhaupt sprach. Dann hätte sie beinahe die Tasse fallen lassen. Zutiefst entsetzt starrte sie ihr Gegenüber an. "Das war Walker!"
Ein
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