Heliosphere 2265 - Band 9: Entscheidung bei NOVA (Science Fiction) (German Edition)
betrachtete kurz die zehn Marines, die vor ihr Aufstellung bezogen hatten. Sie warteten auf Anweisungen.
"Vier von Ihren Leuten bleiben hier, Corporal", befahl sie. "Entpacken sie die zweite Frachtkiste. Sobald Pendergast nahe genug ist, wird sie das Signal geben. Sie müssen bereit sein zu handeln."
"Aye, Ma'am." Der Marine wandte sich an drei seiner Männer und eine Frau, die bestätigend nickten.
"Die Übrigen kommen mit mir."
Die Waffen im Anschlag verließen sie den Frachtraum. Mittlerweile mussten die Schiffe der Admiralin das System erreicht haben. Tess betete, dass der Trojaner bald so weit sein würde. Doch so oder so: Jetzt galt es, zu handeln. Der Kampf um die NOVA-Station begann.
*
Lieutenant Commander Lukas Akoskin saß in einer der Arrestzellen der NOVA-Station und wartete. Nachdem E.C. Johannes Lipsted ihn weder nach Pearl verbannt, noch mit dem nächsten Schiff zur Erde geschickt hatte, war ihm klar, dass sie sein Geheimnis kannten.
Die Implantate, die aufgrund seiner ehemaligen Zugehörigkeit zu den Assassinen - dem Ketaria-Bund - in seinen Körper integriert waren, konnten mit gewöhnlichen Sensoren kaum geortet werden.
Es sei denn, die wussten wonach sie suchen müssen.
Als Lipsted ihm im Quartier von Coen aufgelauert und ihn niedergeschossen hatte, hatte der E.C. bemerkt, dass erst der zweite Pulserschuss aus direkter Nähe Lukas ausschaltete. Vermutlich war das ein Hinweis zu viel gewesen.
Der Captain mag ein Verräter sein, doch von Kensington wusste er nichts.
Es blieb zu hoffen, dass die Lieutenant Commander den Plan alleine zu Ende führen konnte.
Als das Schott in die Wand glitt, blickte Lukas auf. Ein schüchtern wirkender Mann betrat den Raum. Er trug die Uniform der Space Navy mit den Rangabzeichen eines Fähnrichs. Sein Haar war kurz geschnitten, das Gesicht wirkte unschuldig. Die Schultern hatte der Offizier leicht hochgezogen, als wollte er sich vor der Welt verstecken.
Lukas zoomte mit seinen Okularimplantaten die Hautoberfläche des Mannes heran. Er bemerkte die Veränderung der Hautschicht sofort. Er selbst hatte ebenfalls eine Dermalrestrukturierung erhalten, die beim ersten Hinsehen nicht auffiel, jedoch vor leichten Säuren und Kontaktgiften schützte.
Als das Schott sich wieder geschlossen hatte, ließ der Unbekannte die Maske fallen. Sein Gesicht bekam einen überheblichen Ausdruck, die Schultern sanken herab.
"Lukas Akoskin", sagte der Mann. "Ich hätte nicht gedacht, dass Sie so dumm sind, hierher zu kommen. Und das, nachdem Sie dem Bund mit Ihrer angedrohten Enthüllung keinen Schaden mehr zufügen können. Mein Name ist Peter Sládek."
"Es ist keine Dummheit, für eine Sache zu kämpfen, an die man glaubt."
"Die Rebellen?"
Lukas nickte. "Die Einzigen, die sich gegen Sjöberg stellen - bis jetzt."
"Ihre kleine Revolution wird das bleiben, was sie ist: eine Kerzenflamme, die versucht, einem Tornado zu widerstehen."
"Wenn Sie meinen. Der bisherige Erfolg scheint Admiral Pendergast jedoch recht zu geben. Ihre Schiffe überlebten. Und mir ist es gelungen, die NOVA-Station zu infiltrieren."
Der Assassine kam gemächlich näher. Während Lukas entspannt auf seiner Pritsche saß und ihn beobachtete, schob der Mann die Hände in die Hosentaschen und lehnte sich an die gegenüberliegende Wand. "Und was hat Ihnen diese Infiltration gebracht? Sie sind alleine und werden sterben."
Lukas ließ ihn nicht aus den Augen, als er erwiderte: "Wir werden sehen."
Sládek sah ihn an, als warte er auf mehr. Das Schweigen breitete sich aus. Schließlich sagte der Assassine: "Sie erhalten hiermit das Angebot zurückzukehren."
Lukas starrte den Mann fassungslos an. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht damit. "Warum?"
"Sie haben augenscheinlich noch immer Fürsprecher in den oberen Rängen des Bundes. Wenn ich raten müsste, fiele mir da eine ganz bestimmte Person ein."
Einen Augenblick lang war Lukas irritiert, dann richteten seine Gedanken sich einem Fadenkreuz gleich auf einen Mann. "Mein Bruder?"
"Im Gegensatz zu Ihnen weiß er, wo seine Loyalitäten liegen. Seine Karriere ist beeindruckend. Er ist einer unserer Besten."
"Sie lügen!"
Sládek lachte. "Was dachten Sie denn, was geschieht? Er hat Ihr Angebot abgelehnt, den Bund zu verlassen. Er blieb."
"Aus Angst."
"Oder vielleicht aus Kalkül?" Der Assassine schüttelte langsam den Kopf und schürzte die Lippen. "Es ist schon traurig, wie sehr uns die Erinnerung manches Mal trügt. Natürlich sehen Sie
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