Heliosphere 2265 - Band 9: Entscheidung bei NOVA (Science Fiction) (German Edition)
nicht."
Jaydens Gedanken wandten sich unweigerlich Zev Buckshaw alias John Kartess zu. Tess Kensington hatte ihm die abenteuerliche Geschichte ihres Lebens und die des Präsidentensohnes mittlerweile erzählt. Und während seine Sensoroffizierin noch berichtet hatte, hatte er längst die Parallele gezogen. Denn Ione Kartess war es gewesen, die damals auf irgendeine Art mit dem ominösen Captain Stark zusammengearbeitet und den Transport der Melnikow-Erfindungen von Pearl nach KASSIOPEIA veranlasst hatte. Und das kurze Zeit nach dem Attentat auf sie und vor dem Attentat auf die Eltern von Tess. Das Netz wurde dichter. Er hatte die Informationen Alpha 365 weitergegeben, der sich momentan damit beschäftigte, die Hintergründe aufzudecken. Mit etwas Glück wussten sie bald mehr. "Wann beginnt dein neues Kommando?"
"Ich soll mich heute um vierzehnhundert auf der TORCH II melden. Das Schiff ist zwar noch eine halbe Baustelle, aber Brown will seine Leute schon jetzt an den Simulatoren trainieren. Er soll von der alten Schule sein."
"Das wird amüsant. Ein konservativer Protokollverfechter mit einem Freigeist als Erste Offizierin."
"Ich werde ihn mir schon heranziehen. Das hat bisher immer geklappt." Sie zwinkerte.
"Sei nett zu ihm. Er hat jahrelang mit einem Verräter auf einem funktionsuntüchtigen Schiff festgesessen. Er ist stahlhart, aber fair. Als einige höherrangige Offiziere im Verlauf der Odyssee versuchten, die Essensrationen zwischen sich aufzuteilen und die niederrangigen Offiziere hungern lassen wollten, sperrte er sie ein."
"Und gab ihnen eine Flasche Wasser und einen Pulser, ich kenne das Gerücht."
Jayden nickte. "Da wartet eine interessante Zeit auf dich, Commander. Vielleicht sollten wir alles Weitere in deinem Quartier besprechen? Ich habe noch etwas Zeit, bevor ich zur HYPERION übersetzen muss. Die Instandsetzungen laufen auf Hochtouren. Pendergast will uns sofort wieder einsetzen."
"Wohin geht es?"
"Keine Ahnung. Sie macht bisher ein großes Geheimnis darum. Wenn ich bedenke, dass das beim letzten Mal einen Angriff auf NOVA zur Folge hatte, soll sie sich nicht hetzen."
Gemeinsam schlenderten sie davon, um noch ein wenig die Zweisamkeit zu genießen, bevor der Alltag von Neuem begann.
*
Pearl, Forschungsstation der nördlichen Hemisphäre, 07. August 2266, 12:30 Uhr
Doktor Irina Petrova starrte fassungslos auf den 3D-Monitor. Während jeder der überlebenden Flüchtlinge im Normalfall mit seinen eigenen Aufgaben beschäftigt war, hatten sie sich heute alle im Hauptlabor versammelt. Seit Stunden verfolgten sie den Kampf und mittlerweile die Verhandlungen.
Ab und an warf Pavel ein paar taktische Kommentare ein, doch sonst herrschte Schweigen. Mandy und Sandy knabberten an ihren Unterlippen, Chen spielte mit einer winzigen Kugel; ein handflächengroßes Abbild der ehemaligen Paradieswelt Pearl. Der Mann entstammte der Kolonie Hangzhout, war ein kleines Genie und hatte es geschafft, den Phasenfunk des Systems anzuzapfen. Seitdem besaßen sie Augen und Ohren dort draußen.
"Sie haben es geschafft, das verdammte System zu erobern", fluchte Sandy. "Zur Hölle mit den Orbitalforts. Sie sollten einen Überraschungsangriff starten und sie wegblasen."
"Taktisch gesehen wäre das keine gute Idee", erwiderte Pavel. Der grauhaarige Ex-Militär bedachte die Frau mit einem "Typisch Zivilist"-Blick. "Eine der Stationen würde die Zeit finden, ihre Bombe auf die Oberfläche zu werfen. Dem Planeten dürfte das egal sein, der ist schon längst eine radioaktive Wüste. Für die Männer und Frauen in den Lagern wäre das jedoch das Todesurteil."
Zwischen den beiden entstand ein kleiner Disput, den Irina ausblendete. Stattdessen war ihr Blick auf das Gesicht jenes Mannes gerichtet, der die Verhandlungen auf Seiten der Rebellen führte. Doktor Janis Tauser. Ihr alter Kollege schlug sich wacker gegen den Leiter der stationierten I.S.P.-Truppen. Trotzdem war bereits abzusehen, dass auch er nichts ausrichten konnte. Das Patt verhinderte eine Einigung. Irina zweifelte keinen Moment daran, dass die Bomben fallen würden, wenn die Admiralin einen Fehler beging. Vermutlich verfolgte Sjöberg auf der Erde die Unterhaltung und hoffte auf einen Eklat. Ihm konnte es nur recht sein, wenn die Oberfläche des Planeten ausradiert werden würde. Damit starben all seine Feinde - und es bestand kein Zweifel, dass jeder auf dieser Welt ihn hasste - auf einen Streich. Soweit durfte es einfach nicht
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