Hellas Channel
entschlossen hatte, sie zu töten. Die innere Entscheidung mußte jedoch schon gefallen sein, denn ich wartete, bis der Wachschutzbeamte seinen Posten verließ, und schlüpfte hinein. Ich kannte mich vor Ort gut aus. Sie selbst hatte mir alles beschrieben. Ich traf sie an, wie sie sich gerade vor dem Spiegel zurechtmachte. Sie rastete aus, als sie mich sah. Ich meinte, sie hätte unsere Abmachung nicht eingehalten. Und sie sollte mir entweder auf der Stelle sagen, wo meine Tochter war, oder mir die ganze Materialsammlung, die ich ihr überreicht hatte, wieder zurückgeben.« Er hält inne und lächelt. »Was für ein verdammtes Geschwafel. Ich muß damals völlig neben der Kappe gewesen sein, um über Abmachungen zu reden … Da eröffnete sie mir, daß sie unsere Tochter einem kinderlosen Ehepaar überlassen hatte und mir meine Tochter weder vorstellen noch mir sagen konnte, wo sie sich befand.«
Er verstummt schlagartig und bricht in Gelächter aus. Ein wahnsinniges, paranoides Lachen. »Ich trug keine Pistole bei mir, deshalb hatte sie keine Angst vor mir. Wie sollte sie sich auch ausmalen, daß ich sie mit dem Scheinwerferständer aufspießen würde.« Sein Lachen bricht abrupt ab, und er kehrt wieder in den Gemütszustand von vorher zurück. »Ich stahl die Unterlagen aus ihrer Tasche, für alle Fälle nahm ich auch den Terminplaner mit. Ich stieg in den Fahrstuhl und fuhr in den Keller. Ich versteckte mich zwischen den Autos, und hinter dem ersten Wagen, der hinausfuhr, sprang ich nach draußen.«
Sie hatte Angst, aber nicht vor ihm. Sie hatte Angst vor Sovatzis, vor der Dourou und deren Freunden. Deshalb hatte sie die Kostarakou angerufen.
Er erhebt sich und geht auf das Möbelstück zu, auf dem der Fernseher steht. Als er die Tür des Schränkchens öffnet, denke ich, daß ich keine Pistole bei mir trage und meine Gondeln Trauer tragen, wenn er jetzt eine Waffe zieht. Doch er zieht nur einen gelben Umschlag und einen Terminplaner hervor und übergibt mir beides.
»Da ist alles, nimm«, sagt er.
Ich lasse beides vor mir auf dem Tisch liegen, ohne es zu öffnen.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie mir zumute war, als du mir ihre Nichte vorgestellt hast«, höre ich ihn sagen. »Auf den ersten Blick war mir klar, daß sie meine Tochter war, doch es war zu spät. Was hätte ich ihr sagen sollen? Daß ich ihr Vater bin und ihre Mutter umgebracht habe?«
»Die Kostarakou, warum hast du die getötet?«
»Auch dazu hast du mich getrieben. Du hattest mir erzählt, daß sie die Kostarakou angerufen hatte, damit sie die Nachforschungen fortsetzen sollte. Ich begann zu befürchten, daß sie möglicherweise der Kostarakou weiteres Beweismaterial zugespielt hatte, das darüber hinausging, was ich bei ihr gefunden hatte. Und wenn irgendwo auch mein Name auftaucht? Ich konnte es nicht riskieren. Ich sagte ihr, wer ich war und daß ich von der Karajorgi etwas für sie hätte. Sie öffnete mir sofort. Ich hatte auch den Aktenordner bei mir. Während sie ihn durchsuchte, legte ich ihr den Draht um den Hals und erdrosselte sie.«
Er blickt mich an und bricht wieder in Gelächter aus. »Danach fuhr ich direkt zu dir, um über Kolakoglou Bericht zu erstatten«, sagt er. »Du warst mein Alibi. Ihr habt den Mörder überall gesucht, während der Mörder dir genau gegenübersaß.«
Er blickt mich an und lacht weiter. Ich denke, daß er nun zum letzten Mal lacht. Von morgen an werden wir uns nicht mehr in die Augen sehen. Und so werde ich nicht mehr die Gelegenheit haben, den Spieß umzudrehen: ihm in die Augen zu blicken und zu sagen, daß ich ein verdammter Wichser bin. Und er antwortet: »Ich weiß, daß du ein verdammter Wichser bist.«
Er wird mit einem Schlag wieder ernst. »Jetzt kommt alles ans Tageslicht, was?« sagt er und stöhnt unter der Last seines Gedankens auf. »Mich werden sie in den Dreck ziehen, und meine Tochter findet sich mit einem Mörder als Vater wieder.«
»Was soll sonst passieren?« entgegne ich. »Es gibt keine andere Lösung.«
»Wirst du mich festnehmen?«
»Das hängt von dir ab. Ich bin hergekommen, um mich unter vier Augen mit dir zu unterhalten. Wenn du nicht gleich mitkommen willst, kann ich dir morgen Beamte vorbeischicken.«
»Ach, auch egal. Welchen Unterschied macht es, ob es heute abend oder morgen passiert. Mir ist ohnehin nicht mehr zu helfen. Bringen wir es heute abend hinter uns. Nur warte vielleicht einen Augenblick, damit ich das Notwendigste mitnehmen kann.«
»In
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