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Helle Barden

Helle Barden

Titel: Helle Barden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Könner in mechanischen Dingen gegolten. Im Gegensatz zur weitverbreiteten Ansicht war das keineswegs eine für Zwerge typische Eigenschaft. Sie verstanden sich auf den Umgang mit Metall, und sie stellten gute Schwerter und Schmuck her, aber wenn’s um Zahnräder und Federn ging, zeichnete sich nicht jeder von ihnen durch technischen Sachverstand aus. Anders ausgedrückt: Hammerhock war die Ausnahme von der Regel.
    Also…
    Angenommen, es gab eine Waffe. Angenommen, sie unterschied sich von den herkömmlichen Waffen. Angenommen, sie war etwas Neues, etwas Erschreckendes…
    Nein, ausgeschlossen. Entweder gab es sie bald überall, oder sie wurde zerstört. Sie endete bestimmt nicht im Museum der Assassinen. Was brachte man in Museen unter? Dinge, die nicht funktionierten, die aus der Vergangenheit stammten und nicht vergessen werden sollten. Hatte es einen Sinn, spezielle Feuerwerkskörper in einer Vitrine aufzubewahren, damit man sie ansehen und bestaunen konnte?
    Die Tür war mit mehreren Schlössern gesichert gewesen. Das war kein Museum, das man einfach so betrat. Vielleicht mußte man ein hochrangiger Assassine sein. Vielleicht wurde man irgendwann vom Gildenoberhaupt in diese Kammer geführt, mitten in der Nacht. Vielleicht hielt er dort eine kurze Ansprache und…
    Aus irgendeinem Grund schob sich an dieser Stelle das Gesicht des Patriziers vor Mumms inneres Auge.
    Erneut hatte er das Gefühl, daß er ganz dicht vor einer wichtigen, fundamentalen Erkenntnis stand…
     
    »Wohin jetzt? Wohin?«
    Ein Durcheinander aus Gassen umgab sie. Knuddel lehnte an einer Wand und schnappte nach Luft.
    »Dorthin!« rief Detritus. »Zum Fischbeinweg!«
    Er wankte wieder los und setzte die Verfolgung fort.
     
    Mumm stellte den Kaffeebecher ab.
    Wer auch immer mit Bleiklumpen auf ihn geschossen hatte, hatte trotz einer Entfernung von mehr als zweihundert Metern sehr genau zielen können. Außerdem waren die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Schüssen zu kurz gewesen, als daß ein Bogenschütze Gelegenheit gehabt hätte, einen neuen Pfeil auf die Sehne zu setzen.
    Mumm griff nach einer Flöte, die mit ziemlicher Sicherheit nicht musikalischen Zwecken diente. Sechs kleine Röhren, sechs Schüsse. Man konnte sich die Taschen damit vollpacken. Man konnte damit schneller und über eine größere Entfernung hinweg schießen…
    Eine neue Waffe. Eine neue
Art
von Waffe. Viel schneller als ein Bogen. Das würde den Assassinen nicht gefallen. Bestimmt nicht. Selbst den Bogen lehnten sie ab. Assassinen zogen es vor, aus nächster Nähe zu töten.
    Und deshalb… verstauten sie das
Gfähr
an einem sicheren Ort. Allein die Götter wußten, wie sie überhaupt in den Besitz des Apparats gelangt waren. Nur einige wenige Assassinen mit sehr hohem Rang wußten Bescheid und gaben das Geheimnis weiter:
Hütet euch vor solchen Geräten…
     
    »Da unten! Er ist gelaufen in Tastgasse!«
    »Nicht so schnell! Langsamer!«
    »Wieso?« fragte Detritus.
    »Es ist eine Sackgasse.«
    Die beiden Wächter blieben dankbar stehen.
    Knuddel wußte, daß er gewissermaßen das Gehirn des Teams darstellte – auch wenn Detritus gerade die Ziegelsteine in der Mauer neben ihnen zählte und stolz strahlte.
    Warum hatten sie jemanden durch die halbe Stadt gejagt? Weil er weglief.
Niemand
lief vor der Wache weg. Diebe zeigten einfach ihre Lizenzen. Ein Dieb ohne Lizenz fürchtete sich nicht vor der Wache, weil er seine ganze Furcht für die Diebesgilde brauchte. Assassinen achteten das Gesetz. Und ehrliche Bürger hatten keinen Grund, vor der Wache zu fliehen 19 – so etwas war im höchsten Maße verdächtig.
    Der Ursprung des Namens »Tastgasse« verlor sich glücklicherweise im Nebel der Zeit, aber er konnte kaum treffender sein. Im Laufe der Zeit hatte sich die Gasse in eine Art Tunnel verwandelt, als die Häuser rechts und links aufgestockt worden waren – bis nur noch ein schmaler, mehrere Zentimeter breiter Streifen Himmel zu sehen war.
    Hier herrschte ewiges Zwielicht, durch das man sich vorsichtig einen Weg tasten mußte.
    Knuddel blickte um die Ecke.
    Klick. Klick.
    Die Geräusche kamen aus der Dunkelheit.
    »Detritus?«
    »Ja?«
    »Hat der Bursche eine Waffe?«
    »Nur einen Stock.
Einen

    »Äh. Ich rieche Feuerwerkskörper.«
    Knuddel zog sicherheitshalber seinen Kopf zurück.
    Auch in Hammerhocks Werkstatt hatte es nach Feuerwerkskörpern gerochen. Und Herr Hammerhock war an einem großen Loch in der Brust gestorben. Namenvolles Entsetzen

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