Hello Kitty muss sterben
Firmenabteilung. Gleich alt. Chinesisch-amerikanisch. Eins fünfundsechzig. Ein bisschen mollig. Gesicht wie eine Fleischpastete. Und verzweifelt auf der Suche nach einem chinesischen Ehemann. Er musste Chinese sein.
Wenn Laurie nicht damit beschäftigt war, Stunden abzurechnen, war sie auf Männerjagd. Asiatische Bars, asiatische Berufsveranstaltungen, asiatischer Kinoabend im Kabuki-Theater, das Asian Art Museum, asiatischer Mondkuchen-Esswettbewerb in Chinatown, asiatisches Speed-Dating, asiatische Partnerschaftswebsites, asiatische Heiratsvermittlung, Blind Dates. Laurie ließ nichts unversucht.
Schade nur, dass chinesische Jungs sie nicht mochten. Zu dick. Zu unhübsch. Zu erfolgreich. Zu mächtig. Zu anspruchsvoll. Zu gebildet. Zu chinesisch.
»Ich finde nicht, dass ich mich allzu sehr für ein Date herausputzen muss. Ich will, dass mich jemand so mag, wie ich bin«, sagte Laurie mit ihren unrasierten Beinen und dem recht zerlumpten Pferdeschwanz.
Eddie Bauer und Hush Puppies. Ihr Date-Outfit.
Zu typisch amerikanisch.
Ihre einzige Hoffnung bestand darin, ein Green-Card-Ticket zu sein.
Doch ich wollte nicht jemandes Green-Card-Ticket, Essensticket, Köchin, Waschfrau, Hausmädchen, persönliche Masseurin, Babymaschine, planmäßiges Loch in der Matratze sein. Bloß um letztlich tot zu enden, ausrangiert, irgendwo in einem Straßengraben verscharrt, ins große blaue Meer geworfen, völlig verbraucht.
Jungs sollten einfach zu Hause bleiben und ihre Mütter ficken.
Vielleicht sollte ich meinem fehlenden Jungfernhäutchen dafür danken, dass es mich vor ernsthaften Beziehungen bewahrt hat. Und gleichzeitig vor einer Schiffsladung voll Kummer, Scherereien mit Männern und wahrscheinlich dem Tod.
»Du brauchst einen netten chinesischen Jungen«, sagte mein Vater.
Mit einem Bratenthermometer statt eines Penis und einem Ego so groß wie Texas.
Nein danke.
»Ich habe mich in Chinatown umgehört. Mein Freund hat einen Sohn, der …«
»Dad, du willst bloß, dass ich als kopfloses Skelett voller Rankenfußkrebse ende, das am Strand angeschwemmt wird. Dein ungeborener Enkelsohn als Fischfutter«, jammerte ich laut.
»Ich hab dir nicht gesagt, dass du losziehen und einen Schwarzen heiraten sollst!«
Weiß. Scott Peterson ist weiß, Dad.
»Oder ich ende mit einem abgehackten Kopf, der nur noch durch eine dünne Sehne mit meinem Körper verbunden ist. Die Kehle durchgeschnitten. Zusammengesackt in einer Einfahrt.«
»Deshalb sag ich dir ständig, dass du dich nicht mit Weißen verabreden sollst. Die sind jähzornig.«
Schwarz. O.J. Simpson ist schwarz, Dad.
»Dann ist es also besser, mit dem Gesicht nach unten im Pool im Garten in Cupertino zu treiben wie Jason Cais Ehefrau?«
Die arme Frau musste in Cupertino sterben.
Wie Sean sagte: »Jeder muss mal sterben.« Aber der letzte Ort auf der Welt, an dem ich sterben wollte, war eine Stadt wie Cupertino. Die asiatische Vorstadt. Ich würde mir wie ein totaler Versager vorkommen, ein Niemand, ein namenloses gelbes Gesicht, das ins Nichts verblasste.
Mein Vater sagte kein Wort. Er schlurfte davon.
Danke, Jason Cai. Die asiatische Gemeinde versuchte, den chinesischen Laci-Peterson-Fall daraus zu machen. Die Welt war anderer Meinung. Eine chinesische Einwanderin, die nicht schwanger war, hatte nicht die gleiche Zugkraft. Niemand interessierte sich für eine tote Green-Card-Hure.
Die Zeitungen behaupteten, Jason habe sich im Silicon-Valley-Stil in seine Frau verliebt. Per E-Mail. Er heiratete seine vierzehn Jahre jüngere Frau und brachte sie aus Schanghai in die Staaten, um mit ihr den amerikanischen Traum zu leben.
Sechs Wochen nach der Hochzeit fand man ihre vierzig Kilo schwere Leiche, die im Pool hinter ihrem Vorstadthäuschen in Cupertino trieb.
Willkommen in Amerika.
Jasons Anwalt bekam ihn frei. Ein paar Jahre später brachte er noch jemanden um. Er musste darauf erpicht gewesen sein, im Gefängnis zu landen. Genau wie O.J.
Kurz darauf kam mein Vater wieder in mein Zimmer.
»Du hast Samstag ein Date. Trag Lippenstift.«
»Was? Was meinst du damit, ich habe ein Date?«
»Ich habe es schon verabredet.«
»Ich kann nicht, Dad. Ich habe am Samstag etwas vor. Ich treffe mich mit einem alten Freund.«
»Einem Mann?«
»Ja, ich glaube tatsächlich, dass er ein Mann ist. Aber ich werde es überprüfen, wenn ich ihn sehe. Er hat bestimmt nichts dagegen.«
»Sprich wie eine Dame, Fi. Böses Mädchen.«
Mein Vater verließ das Zimmer und kehrte einen
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