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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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für fliegende Untertassen, Konzessionen für Vinyl-Reparaturläden und die Geheimnisse des Universums von den Rosenkreuzern. Aber er war sehr stolz darauf, im Geschäft zu sein, und hatte mir die Anzeige oft genug gezeigt:

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    Für ihre Zehner bekamen die Trottel, die auf Buddy-Os Anzeige hereinfielen, eine Fotokopie der aktuellen Stellenaus-
    Schreibungen für den Staatsdienst, die er sich kostenlos vom nächsten Postamt besorgte.
    Diese und hundert weitere Schwindeleien über die Jahre.
    Was die Westies betrifft: Wahrscheinlich gibt es in Buddy-Os oder meinem Alter niemanden, der aus Hell’s Kitchen kam und nicht auf die eine oder andere Weise etwas mit der Gang zu tun bekommen hatte. Ich selbst hatte mal einen Job in der Leprechaun Bar, wo ich samstags ausfegte. Die Bar war das legale Tarnunternehmen der Westies. Während des Krieges hatte meine Mutter dort ein paar Jahre hinter der Theke gestanden, bis sie in respektableren Läden Jobs als Kellnerin finden konnte, in denen normalerweise, hätte es keine Wehrpflicht gegeben, Kellner mit weißen Handschuhen arbeiteten. Das Leprechaun gibt es heute nicht mehr, nicht mehr seit einem Abend im Jahr 1971, als Mickey Featherstone ein paar zuviel getrunken hatte und am Ende eine .25er Ärmelpistole gegen Linwood Willis zog, der seine letzten Augenblicke damit verbrachte, andere Gäste der Bar darüber zu informieren, daß ihm Featherstone absolut nicht so gottverdammt knallhart vorkam, auch wenn er der berüchtigtste Killer der Stadtteilgang war, die die Docks und die Gewerkschaften kontrollierte und Unterverträge kassierte, jedesmal, wenn die Mafiosi unten in der Mulberry Street jemanden oben in der West Side von der Bildfläche verschwinden lassen wollten.
    All das gibt’s nicht mehr. Wo früher das Leprechaun stand, befindet sich heute nur noch ein leeres Grundstück voll zerbrochener Ziegel, Glasscherben und Ratten, umgeben von einem Stacheldrahtzaun. Das und Linwood Willis’ Witwe, die eine Zeitbombe auf der Damentoilette deponierte, die die Bar fast über den Fluß bis nach Jersey fegte. Mickey Featherstone wurde wegen vorübergehender Unzurechnungsfähigkeit von der Mordanklage freigesprochen. Das letzte, was ich von ihm gehört hatte, war, daß er im Austausch für gelegentliche Aussagen gegen besonders zähe Westies unter dem Zeugenschutzprogramm mit neuer Identität irgendwo außerhalb der Stadt lebte. Aber die Westies spielen heute keine große Rolle mehr, seit in den Docks von Hell’s Kitchen nicht mal mehr zehn Prozent des früheren Betriebes herrscht und seit der Stadtteil auch nicht mehr annähernd zu drei Vierteln von Iren bewohnt wird, wie es früher der Fall war, geschweige denn von englischsprachigen Menschen.
    »Was wirst du unternehmen?« fragte ich Aiello.
    »Tja, das kann ich dir sagen. Das hier ist einer der ganz alltäglichen kleinen Morde. Nichts ist passiert, über das sich irgendwer beschweren wird, und es hat auch keinen erwischt, der von irgendwem vermißt werden wird.«
    »Und was ist mit dem Burschen, den du nebenan schwitzen läßt?«
    »Der? Der weiß nichts außer dem, was er hier gefunden hat. Er ist wegen der Miete vorbeigekommen, genau wie er gesagt hat, und dann hat er gesehen, was er gesehen hat, und wie ein braver kleiner Bürger sofort die 911 angerufen. Devlin ist schon seit gestern tot. Für mich sieht’s todsicher so aus, daß wir verdammt wenig haben.
    Jedenfalls, mir ist’s sowieso egal«, sagte Aiello. »Das hier ist kein Fall für die Sitte. Also kriegt die PDU des zuständigen Reviers die Sache von mir zurück, und irgendwer wird den Fall irgendwo in einem Aktenordner ablegen, bis das Ding vergilbt und verstaubt ist, und eines Tages wird’s versehentlich von irgendeinem Schreibtisch fallen, und dann fällt’s vielleicht in den Papierkorb, und ab geht’s ins Paradies der ungeklärten Fälle.«
    Aiello hatte sich bereits entschieden, daher erwähnte ich auch nicht, daß Buddy-O sich neulich abends mit mir verabredet hatte, was meiner Meinung nach auch ziemlich pünktlich gelaufen wäre, wenn er nicht ungebetenen Besuch von einem oder mehreren Unbekannten bekommen hätte.
    Ich behielt das für mich. Nicht aus

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