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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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beruflicher Respektlosigkeit Aiello gegenüber, sondern in Erwägung der Tatsache, wie die Dinge nun mal liefen: Während ich einerseits vielleicht bestreiten mochte, daß der Mord an Buddy-O nicht alltäglich im klassischen Sinn war, nach dem Cops solche Ereignisse einordnen, konnte ich andererseits aber nicht den größeren Zusammenhang ignorieren und daß es wie etwas aussah, das Cops einen »Mord von öffentlichem Interesse« nennen. Manchmal beschließen wir Staatsdiener im System der Strafverfolgung, im öffentlichen Interesse etwas zu vergessen - von Zeit zu Zeit sogar einen Mord. Nehmen wir zum Beispiel Mob-Morde. In New York gab es seit der Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl von Louis »Lepke« Buchalter von Brooklyns Murder Incorporated keine einzige erfolgreiche strafrechtliche Verfolgung eines Mob-Anschlags mehr. Und das war ungefähr einen Monat vor dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor.
    Also hält sich ein Cop irgendwann unterwegs und unter gewissen Bedingungen - wie dem grausigen Ende eines abgerissenen Westys wie Buddy-O - aus praktischen Erwägungen im längerfristigen Interesse der Allgemeinheit ein wenig zurück. Vielleicht ergab sich ja später noch was.
    Aiello und ich wußten das alles, ohne darüber Worte verlieren zu müssen. Das liegt daran, daß wir in unseren Karrieren als New Yorker Cops einen Punkt erreicht haben, an dem wir uns keinen Illusionen mehr hingeben, auf weißen Rössern zu reiten. Wir wissen, daß wir nichts anderes tun, als den Ozean mit Teetassen auszuschöpfen.
    Also fragte ich Aiello: »Tust du mir einen Gefallen und läßt mich deinen kleinen Mann im Nachbarzimmer ein paar Fragen stellen?«
    »Klar, sicher, warum zum Teufel nicht. Laß dir nur nicht die ganze verdammte Nacht Zeit damit, mehr verlange ich nicht. Wir versiegeln den Tatort, und dann muß ich nach Hause. Es ist Freitag, und freitags gehen meine Frau und ich immer zum Fischessen in den Gemeindesaal.«
    »Denk nur an das reizende Tischgespräch, das du haben wirst.«
    Er brummte irgendwas und machte sich an die Arbeit, die Räumlichkeiten des verstorbenen Aloysius Patrick Xavier Devlin für die gründliche Untersuchung durch die Spurensicherung vorzubereiten, und ich ging in das andere Zimmer. Einer von Aiellos Männern teilte mir mit, daß nicht in die Wohnung eingebrochen worden war, daß es ein sauberer professioneller Mord war, daß nichts gestohlen worden war und daß der feuchte kleine Mieteintreiber einen Hauptschlüssel besaß.
    »He, aber ich habe keinen Schlüssel benutzt!« sagte er, als er uns über diesen Aspekt des Falles reden hörte. »Ich habe einfach nur an die Tür geklopft und bin reingegangen, und Devlin hat da tot auf dem Boden gelegen.«
    Er zeigte zum Wohnzimmer hinüber und fragte einen der Detectives: »Ist er weg, ist die Leiche jetzt weg?«
    »Beruhig dich, Kumpel«, sagte ich zu ihm. Dann fragte ich nach seinem Namen.
    »Was zum Teufel geht Sie das an?«
    Ich zeigte ihm meine Marke, woraufhin er mich von oben bis unten musterte.
    »Also, diese anderen Burschen, die scheinen Sie ja zu kennen, daher denke ich, Sie werden schon okay sein, auch wenn Sie nicht gerade wie einer der Detectives aussehen, die ich in meinem Leben schon gesehen habe.«
    »Wie heißen Sie?« wiederholte ich.
    »Howie Griffiths, und das habe ich auch schon diesen anderen Burschen da gesagt, zusammen mit meiner Adresse und allem.«
    »Wie fühlen Sie sich, Howie?«
    »Wie etwas, das man aus dem Abfluß der Badewanne rausholt, wenn das Wasser nicht abläuft, genau so fühle ich mich. Wie zum Geier würden Sie sich denn wohl fühlen?«
    »Ungefähr genauso, vermute ich. Ich werfe Ihnen nichts vor.«
    Ich schaute mich in dem Zimmer um, in dem Buddy-O geschlafen hatte, und das deprimierte mich, denn es ähnelte verflucht meinem eigenen Schlafzimmer. Auf dem Sprungfederrahmen des Bettes lag eine Doppelmatratze, und auf der Fensterbank stand ein Radio, dessen Antenne aus einem Kleiderbügel bestand. Ein paar Dutzend leerer Bierdosen in einem Plastikbeutel in der Ecke warteten darauf, in die Trinkhalle gebracht zu werden; alte Pferderennzeitungen lagen - mit der einen oder anderen >Daily News< oder >Post< dazwischen - in Stapeln herum; auf einem Stuhl und zum größten Teil auf dem Boden lagen Berge von Klamotten; und in einer Ecke gab es ein Waschbecken mit einem tropfenden Heißwasserhahn.
    »Howie, gab es irgendeinen besonderen Grund, warum Sie ausgerechnet heute vorbeigekommen sind, um die Miete zu

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