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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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zum Weihnachtsfest vor ein paar Abenden, gerade als wir wie zwei verträumte Teenager auf dem Rücksitz eines Chevy-Coupé auf meiner Couch rumfummelten. Was zum Teufel hat es zu bedeuten, wenn ein Mann eine fette Leiche in seiner Badewanne findet, und eines der ersten Dinge, die ihm daraufhin durch den Kopf gehen, seine tote Ehe ist ?
    Und jetzt konnte ich in meinem eigenen Bad nicht mal das tun, was ich tun mußte. Andernfalls könnte ich womöglich noch den Tatort verseuchen.
    Also trat ich ein paar kurze Schritte von der Kloschüssel zurück, achtete darauf, weder Türknauf noch Lichtschalter oder Handtuchhalter zu berühren. Auch von der Tür hatte ich immer noch einen ziemlich vollständigen Blick auf Howie Griffiths’ Leiche. Er lag der Länge nach in der Wanne, ein pummeliges Bein auf den einen Rand hochgelegt, einen Arm über den anderen gehängt und allmählich blau werdend. Dem Ausdruck auf seinem bleichen, aschfarbenen Gesicht nach vermutete ich, daß Griffiths sich traurig und überrascht gefühlt hatte, als er das letzte Mal überhaupt noch was fühlen konnte.
    Blut sickerte träge aus den drei winzigen Einstichen, die ich unten auf seinem zusammenfallenden Bauch zählte, dann hörte ich auf zu zählen. Vielleicht gab es noch mehr Löcher, die ich von meinem momentanen Standort aus nicht sehen konnte, und es spielte auch wirklich keine Rolle. Was allerdings eine Rolle spielte, war die Bedeutung des auf seine Brust gespießten Briefes der Empire Properties, ganz zu schweigen von der Tatsache, daß seine gesamte Kleidung verschwunden war. Jeder Volltrottel konnte sehen, daß ich es hier mit einem klaren Statement zu tun hatte. Würde ich eine weitere von Father Loves Visitenkarten finden?
    Irgendwer hatte Howie Griffiths auf die gleiche Weise fertiggemacht wie Buddy-O, was schnell und ruhig abgelaufen war. Offenbar hatte der oder die Täter mit dem Bonus der Vertrautheit arbeiten können. Der große, freakige Junge in diesen altmodischen Klamotten? Andernfalls hätte die alte Mary Rooney den Krawall oben in meiner Wohnung ganz bestimmt mitgekriegt, und sie hätte mir garantiert alles darüber erzählt, als ich in ihrem Wohnzimmer gesessen hatte.
    Soviel für den Anfang.
    Griffiths mußte ins Haus gekommen sein, um seine miesen kleinen Formbriefe unter den Türen der Mieter durchzuschieben, wobei er seine Runde gerade spät genug auf den Morgen gelegt hatte, daß jeder, der arbeiten mußte, bereits aus dem Haus sein würde, und früh genug, daß alle anderen an einem Samstag im November noch schliefen. So würde er keinem begegnen, der die Hausverwaltung womöglich nerven konnte wegen Müll im Lichtschacht, der unbedingt beseitigt werden mußte, oder wegen Rissen in der Wand, die verputzt werden mußten, oder wegen des Heizkessels unten im Keller, der dringend repariert werden mußte - oder mit einer anderen der vertraglichen Feinheiten, die theoretisch Bestandteil eines New Yorker Standard-Mietvertrages sind.
    Erst vor wenigen Augenblicken hatte ich erfahren, daß der verstorbene Mr. Griffiths in meinem Badezimmer seinen Tag mit einer telefonischen Erkundigung bei Detective Aiello begonnen hatte und daß im Verlauf dieser Unterhaltung eine Nachricht erwähnt worden war, die er von dem verstorbenen Mr. Devlin, der jetzt unten im Leichenschauhaus lag, für mich erhalten hatte. Vermutlich war Griffiths der Meinung, er sollte eine solche Nachricht aus dem Jenseits persönlich überbringen, zusammen mit den billigen Grüßen des Vermieters.
    Daher nahm ich an, daß er an meine Tür geklopft und erfahren hatte, daß ich offensichtlich nicht da war, daraufhin draußen im Hausflur gestanden und hin und her überlegt hatte, ob sein Anliegen dringend genug war, sich mit dem Hauptschlüssel der Hausverwaltung Zugang zu meiner Wohnung zu verschaffen und dort zu warten, bis ich wieder nach Hause kam. Vielleicht war es ungefähr so auch gestern in Buddy-Os Wohnung abgelaufen. Vielleicht glaubte Griffiths, Mord wäre so was wie ein Blitz, der niemals zweimal im selben Viertel zuschlagen könnte.
    Wie sich jedoch herausstellte, lag Griffiths damit völlig daneben. Vielleicht war ihm jemand aus dem Hausflur in meine Wohnung gefolgt. Oder vielleicht war auch bereits jemand in meiner Wohnung und erwartete ihn dort - oder, wahrscheinlicher, mich. Wie zum Beispiel Sam Waterman jun., der die Zimmerverteilung meiner Wohnung ja so gut kannte?
    Nichts ergab einen Sinn. Alles ergab einen Sinn.
    Ich ging hinaus und schenkte mir

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