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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Adcock
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eines katholischen Geistlichen. Lionel der Holy Redeemer, mein Informant.
    Ich bestellte ihm ein Bier vom Faß, das er mit einem Zug leerte, bevor er den Sack von der Schulter nahm. Und dann bestellte ich uns beiden noch eins. »Gott segne dich, mein Sohn«, sagte er. Er fuchtelte wie ein Priester mit einer Hand vor meiner Nase herum, und dann wischte er sich den Mund am Ärmel ab.
    »Hast du Hunger?« fragte ich.
    Er zog sich einen Barhocker ran, schnupperte in der Luft und sagte: »Klar, ich könnt schon was vertragen. Was hast du gerade gegessen, eine von diesen aufgewärmten Furzbomben?«
    »Ja.«
    »Klingt gut.«
    Also versorgte ich ihn mit Burgern, und er legte seinen Sack auf den Boden. Als das Essen kam, aß er langsam.
    »Du hast von Buddy-O gehört?« fragte ich Lionel.
    »Ich hab gehört, er hätte einen Abgang gemacht. Zu blöd, meistens mochte ich den Burschen.« Lionel sah mich an. »Wie hat er den Löffel überhaupt abgegeben?«
    »Jemand hat ihm in seiner Wohnung über Runyon’s aufgelauert, und es sieht ganz so aus...«
    »Ja, ich kenne seine Wohnung.«
    »Es sieht für mich ganz nach einem Klavierdraht-Job aus. Was hast du davon gehört?«
    Der Holy Redeemer schüttelte den Kopf und bekreuzigte sich, wie es ein Priester im Film tun würde. »Hock, ich kann dir nur soviel sagen, daß der Mann in letzter Zeit nicht besonders clever gewesen ist. Er hat überall rumerzählt, daß er nicht mehr lange nur ein kleiner, billiger Ganove sein würde, wie wir anderen kleinen, billigen Ganoven, richtig? Das sagt er uns, was eine klare Beleidigung ist. Und er erzählt’s auch Gott allein weiß wem noch. Sagt, er käme wieder >ganz nach oben<, so hat er sich ausgedrückt.
    Man verläßt nicht seinen Platz und erwartet dann auch noch, man müßte dafür keinen Preis zahlen, du verstehst, was ich meine? Ich meine, man läßt alles schön in Ruhe. Andernfalls kompliziert man alles nur. Wenn du mich gefragt hättest, ich hätte dir sagen können, daß Buddy-O entweder da endet, wo er dann ja auch geendet ist, oder aber er hätte sich selbst umgebracht, um seinem Mord zuvorzukommen.«
    Lionel widmete sich wieder dem Kauen eines White Castle. Ich fragte, ob er noch ein Bier wolle; er wollte.
    »Es gibt eine Menge Löcher bei einer Sache, an der ich gerade arbeite«, sagte ich. »Du könntest vielleicht ein paar davon stopfen«
    »Was wär’s dir denn so wert?«
    »Das Doppelte wie sonst.«
    Lionel lächelte traurig. »Mir ist es aber nicht das Doppelte wert, mein Freund, und das sogar dann nicht, wenn ich dir was erzählen könnte, das du wissen müßtest, was ich aber wirklich nicht kann.«
    »Vor ein paar Tagen hat ein Mann zufällig mitbekommen, wie du über Buddy-O geredet hast. Und zwar im Deli neben Hotaling’s, und da war Buddy-O noch ziemlich lebendig. Du hast davon geredet, daß er demnächst an das richtig große Geld rankäme.«
    »Welcher Mann?«
    »Das spielt jetzt keine Rolle. Er ist auch tot.«
    Lionel lächelte wieder und sah sogar noch trauriger aus. Als wäre auf einmal die Luft aus ihm abgelassen worden.
    »Tja, nur die Toten werden dir die Wahrheit sagen«, meinte er.

    Ich verbrachte zwei Stunden mit Lionel in der Bar, und nichts, was er zu sagen hatte, bedeutete mehr als seine Gedanken über Wahrheit und Tod. Und ich brachte es nicht übers Herz, ihn weiter zu bedrängen. Außerdem war ich hundemüde.
    Als ich ging, war es draußen dunkel und es regnete, und jeder, der zu Fuß unterwegs war, hielt einen schützenden schwarzen Schirm über sich. Und so hätte ich Mona beinahe übersehen.
    »Hier treibst du dich also rum«, sagte sie und hob den Schirm, damit ich ihr Gesicht sehen konnte. »Wieso kommst du nicht vorbei und siehst dir die Show an?«
    Das alles sagte sie ohne die lange Vorrede einer Begrüßung. Ihre Stimme war rauh und hinreißend, wie die von diesen weiblichen Diskjockeys nachts im Radio für all die einsamen Junggesellen, die nicht schlafen können.
    »Bist du gerade auf dem Weg zur Arbeit?«
    »Das bin ich, und noch dazu zu Fuß«, sagte Mona. »Der erste lausige Wintertag, an dem man wirklich mal ein Taxi braucht, und alle sind verschwunden.«
    Ein Streifenwagen der Midtown-North kam langsam die Avenue auf uns zu. Ich trat vom Bürgersteig auf die Straße und gab ihm ein Zeichen anzuhalten, wies mich mit meiner Dienstmarke aus und bat um die kollegiale Gefälligkeit, Mona Morgan zu ihrem Theater zu bringen.
    »Du bist ein Schatz«, sagte sie, als sie auf den Rücksitz des

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