Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
auf dem Sofatisch gelegen. Dieser Umstand wie auch andere Indizien – so etwa, dass Leno bereits im Schlafanzug gewesen, aber das Bett noch unberührt war – führten zu der Annahme, dass die Morde wahrscheinlich, ungefähr eine Stunde nachdem die LaBiancas Fokianos Zeitungsstand verlassen hatten, geschehen waren, das heißt zwischen zwei und drei Uhr am Sonntagmorgen.
Bereits am Montag spielte die Polizei die Übereinstimmungen zwischen den beiden Verbrechen auf ein Minimum herunter. Inspector K. J. McCauley erklärte gegenüber Reportern: »Ich sehe zwischen diesem und den anderen Morden keinerlei Zusammenhang. Sie unterscheiden sich zu deutlich, ich kann einfach keine Verbindung erkennen.« Sergeant Bryce Houchin fügte hinzu: »Es gibt eine gewisse Ähnlichkeit, aber ob es derselbe Täter oder ein Trittbrettfahrer ist, wissen wir einfach nicht.«
Die Gründe dafür, die Übereinstimmungen als unwesentlich abzutun, waren zum einen, dass keine erkennbare Verbindung zwischen den Opfern bestand, und zum anderen, dass die Tatorte geografisch weit voneinander entfernt lagen. Noch schwerer wog aber die Tatsache, dass im Cielo Drive Drogen gefunden worden waren, im Waverly Drive dagegen nicht.
Und es gab noch einen Grund, der vielleicht sogar den Ausschlag gab. Schon vor Garretsons Freilassung hatten die Ermittler nicht nur einen, sondern mehrere vielversprechende neue Tatverdächtige aufgetan.
12. bis 15. August 1969
Von William Tennant, Roman Polanskis Manager, erfuhr die Kripo Los Angeles, dass die Polanskis Mitte März in ihrem Haus im Cielo Drive 100 Gäste geladen und dafür einen Partyservice engagiert hatten. Wie bei jeder großen Veranstaltung in Hollywood gab es auch hier ungeladene Gäste, darunter Herb Wilson (+), Larry Madigan (+) und Jeffrey Pickett (+), der den Spitznamen Pic trug. 11 Bei diesem Trio, alle etwa Ende 20, handelte es sich um Drogendealer. Während der Party trat Wilson Tennant offenbar irgendwie zu nahe, sodass es einen Streit gab, bei dem Madigan und Pickett sich auf Wilsons Seite schlugen. Verärgert komplimentierte Roman Polanski die drei daraufhin hinaus.
Eigentlich war dies ein harmloser kleiner Zwischenfall und für sich genommen sicherlich kaum Grund genug für fünf brutale Morde, doch Tennant hatte etwas anderes gehört: Pic habe einmal damit gedroht, Frykowski umzubringen. Dieses Gerücht war durch einen Freund von Voytek, Witold Kaczanowski, einen Künstler, der als Witold K. bekannt war, bis zu ihm gedrungen.
Die Ähnlichkeit zwischen Pic und den blutigen Buchstaben »pig« an der Haustür der Tate-Residenz war den Ermittlern nicht entgangen, und so luden sie Witold K. zu einer Befragung vor. Von ihm erfuhren sie, dass Wilson, Pickett, Madigan und ein vierter Mann namens Gerold Jones (+) im Haus am Cielo Drive ein und aus gegangen seien, nachdem die Polanskis nach Europa zurückgekehrt waren. Wilson und Madigan hatten angeblich Voytek und Gibby die meisten ihrer Drogen beschafft, einschließlich des MDA, das sie vor ihrem Tod genommen hatten. Jeffrey Pickett seinerseits sei nach Gibbys und Voyteks Umzug in den Cielo Drive in deren Haus in der Woodstock Road eingezogen. Witold wohnte auch dort. Einmal habe Pickett dann bei einem Streit den Künstler beinahe erdrosselt. Als Voytek davon erfuhr, warf er Pickett aus der Wohnung. Erbost habe Pic daraufhin geschworen: »Ich bring die alle um, und Voytek muss als Erster dran glauben.«
Es gab noch einige andere, die ebenfalls vermuteten, dass einer oder mehrere dieser Männer etwas mit dem Verbrechen zu tun haben könnten, und dies der Polizei mitteilten. John und Michelle Phillips, ehemalige Bandmitglieder der Mamas and Papas und Freunde von vier der fünf Tate-Opfer, gaben an, dass Wilson einmal eine Schusswaffe auf Voytek gerichtet habe. Mehrere Insider der entsprechenden Szene behaupteten, dass Wilson sich damit brüste, ein Auftragskiller zu sein, und Jones ein geübter Messerwerfer sei, der stets ein Messer bei sich trage. Madigan schließlich sei Sebrings Kokainlieferant.
Dies alles bestärkte die Polizei in ihrer Überzeugung, dass es sich bei den Tate-Morden um einen außer Kontrolle geratenen Drogenstreit handelte. Daher wurde nach Wilson, Madigan, Pickett und Jones gefahndet.
Zehn Jahre lang hatte Sharon Tate sich nach Starruhm gesehnt. Jetzt hatte sie ihn innerhalb von drei Tagen erhalten. Am Dienstag, dem 12. August, tauchte ihr Name nicht mehr nur in den Schlagzeilen auf, sondern in den Leuchtschriften über
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