Helter Skelter - Der Mordrausch des Charles Manson
Carriage, erzählte, dass Rosemary ziemlich geschäftstüchtig gewesen sei, weshalb der Laden so gut gelaufen sei. Doch Rosemary habe auch in Aktien und Vermögenswerte investiert und dabei ein glückliches Händchen gehabt. Wie glücklich, zeigte sich erst bei der Schätzung ihres Nachlasses, der sich auf etwa 2.600.000 Dollar belief. Abigail Folger, die im Cielo Drive ermordete Erbin, hinterließ nicht einmal ein Fünftel davon.
Mrs. Sivick hatte Rosemary zuletzt am Freitag bei Wareneinkäufen für den Laden gesehen. Rosemary hatte dann am Samstagmorgen angerufen, um ihr Bescheid zu geben, dass sie eine Fahrt zum Lake Isabella planten, und sie zu bitten, am Nachmittag kurz vorbeizukommen und die Hunde zu füttern. Die LaBiancas hatten drei Hunde. Alle hatten laut gebellt, als sie sich etwa um 18 Uhr dem Haus genähert hatte. Nachdem sie die Tiere gefüttert hatte – wozu sie das Hundefutter aus dem Kühlschrank geholt hatte –, hatte Mrs. Sivick die Türen überprüft, die alle abgeschlossen waren, und war gegangen.
Mrs. Sivicks Aussage belegte, dass derjenige, der die Kühlschranktür abgewischt hatte, da gewesen sein musste, nachdem sie das Haus verlassen hatte.
Rosemary LaBianca – von der Kellnerin zur Millionärin und zum Mordopfer.
Todesursache: mehrere Stichwunden. Das Opfer wies 41 Stichwunden auf, von denen sechs für sich genommen bereits tödlich gewesen wären.
Mit einer Ausnahme fanden sich bei Leno LaBianca sämtliche Wunden an der Vorderseite des Leichnams, Rosemary wies dagegen 36 von 41 im Rücken und am Gesäß auf. Bei Leno fanden sich keine Abwehrwunden, was darauf schließen ließ, dass er gefesselt worden war, bevor er erstochen wurde. Rosemary hatte eine Abwehrschnittverletzung links am Kinn. Diese Wunde sowie das Messer in Lenos Hals belegten, dass den Opfern die Kissenbezüge erst nachträglich über den Kopf gezogen worden waren, möglicherweise sogar erst nach ihrem Tod.
Die Kissenbezüge stammten aus dem Haushalt der LaBiancas und waren von den Kopfkissen auf ihrem Bett entfernt worden.
Auch das Messer in Lenos Kehle gehörte ihnen. Es war zwar nicht aus demselben Set wie die Tranchiergabel, passte aber zu anderen Messern, die sich in einer Küchenschublade befanden. Die Klinge war 122 Millimeter lang, knapp 15 Millimeter dick und an der breitesten Stelle 17,5 Millimeter, an der schmalsten Stelle neun Millimeter breit.
Die Ermittler im Fall LaBianca schrieben später in ihrem Bericht: »Das aus seinem Hals entfernte Messer schien bei beiden Morden die Tatwaffe zu sein.«
Dies war allerdings nichts weiter als eine Vermutung, denn Dr. Katsuyama hatte im Unterschied zu Dr. Noguchi, der die Tate-Autopsien durchgeführt hatte, die Maße der Wunden nicht festgehalten. Und die mit dem LaBianca-Fall betrauten Ermittler hatten auch nicht nach diesen Angaben gefragt.
Die Konsequenzen dieser Annahme waren jedoch immens. Eine einzige Tatwaffe bedeutete, dass es wahrscheinlich nur einen Mörder gab. Wenn die Waffe aus dem Haushalt stammte, war daraus zu schließen, dass der Täter höchstwahrscheinlich unbewaffnet gekommen war und die Entscheidung, das Paar zu töten, erst nach Betreten des Anwesens getroffen hatte. Dies wiederum legte entweder nahe, dass der Mörder mit der Absicht gekommen war, einen Einbruch oder ein anderes Verbrechen zu begehen, dabei aber durch die Rückkehr der LaBiancas überrascht worden war, oder aber, dass die Opfer den Mörder gekannt und ihm genug vertraut hatten, um ihn um zwei Uhr morgens oder später hereinzulassen.
Eine einzige kleine Vermutung, die im Nachhinein eine Fülle von Problemen verursachen sollte.
Ebenso wie der geschätzte Zeitpunkt des Todeseintritts.
Auf die Frage der Ermittler nach dem Todeszeitpunkt gab Katsuyama Sonntag, 15 Uhr an. Als andere Indizien dem zu widersprechen schienen, fragten die Ermittler erneut an und baten Katsuyama, noch einmal nachzurechnen. Diesmal kam er zu dem Schluss, Leno LaBianca sei irgendwann zwischen 0.30 und 20.30 Uhr am Sonntag gestorben und Rosemary eine Stunde früher. Katsuyama gab zu bedenken, dass die Bestimmung des Zeitpunkts auch von der Raumtemperatur und anderen Variablen abhänge.
Dies alles war so vage, dass die Ermittler es einfach ignorierten. Von Frank Struthers wussten sie, dass Leno ein Gewohnheitsmensch gewesen war. Jeden Abend hatte er die Zeitung gekauft und sie vor dem Schlafengehen gelesen, und zwar immer den Sportteil zuerst. Dieser Teil hatte neben Lenos Lesebrille aufgeschlagen
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