Hemmungslos in Hollywood - Caprice: Erotikserie (German Edition)
kein Vergnügen werden.
Ein flüchtiger Blick durch die anderen Reihen verriet jedoch, dass sie aus dieser Nummer nicht mehr rauskam. Die Maschine war proppenvoll. Und das Schlimmste: Niemand anderem als sich selbst konnte sie dafür die Schuld in die Schuhe schieben. Wären Maren und sie früher am Flughafen erschienen, hätten sie nebeneinander sitzen und den Schleimer zusammen ertragen dürfen. Dumm gelaufen. Sophie entschied sich für die goldene Mitte. Zwischen den beiden Herren. Dabei dachte sie wehmütig an ihren letzten Dreier zurück, bei dem ganz andere Kaliber am Start gewesen waren. Sie liebte es, von zwei Männern verwöhnt zu werden. Dieses Gefühl, wenn sich vier Hände gleichzeitig an ihrem Körper zu schaffen machten. Nach ihrer Rückkehr aus den Staaten würde sie sich um eine Wiederholung bemühen.
»Soll ich Ihre Tasche nach oben stellen?«
Das ging ja gut weiter. Wie konnte der Typ davon ausgehen, sie würde ihre knapp 1000 Euro teure Gucci-Bag aus den Augen lassen und in die Ablagefächer neben die anderen Gepäckstücke verbannen? Womöglich neben seinen speckigen Lederrucksack? Eine grässliche Vorstellung.
Außerdem hasste sie den Gedanken, sich über ihn beugen zu müssen, wann immer sie ihr Make-up auffrischen wollte. Dazu bedurfte es schon 30 cm mehr Körpergröße sowie 30 kg weniger Masse. An ihm.
Sophie verneinte und nahm Platz. Wie gut, dass sie eine Vogue gekauft hatte. Auf diese Weise konnte man sich aufdringliche Plappermäuler gut vom Hals halten.
Als sie ihren Gurt schloss, drang eine erfrischende Brise an ihr Näschen. Neugierig neigte sie ihr Haupt. Es handelte sich um das maskuline Aftershave ihres Nachbarn zur Linken. Der Mann am Fenster, dessen Duft genauso dezent anmutete wie er selbst, drehte sich kurz darauf ein erstes Mal um und schenkte ihr ein sympathisches Lächeln. Die kleinen Fältchen um Mund und Augen, die sich spontan bildeten, unterstrichen die Ernsthaftigkeit seiner Begrüßung. »Guten Abend.« Na, wenn das kein guter Abend war! Reihe 46 entpuppte sich mit einem Mal als doch nicht so schlechte Wahl. Soweit man von einer Wahl sprechen konnte. Dem Übel zur Rechten würde Sophie ab jetzt den Rücken zukehren.
»Guten Abend«, erwiderte sie freudig. Ihre langen Wimpern schwangen anmutig im Takt. Instinktiv. Der Kopfsatz einer Symphonie hatte begonnen.
Einen intensiven Moment lang haftete der Blick an ihrem Gegenüber wie die Zunge an einem klebrigen Lutscher. Sophies Augen nahmen Maß, ohne sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ein Trick, den sie wie keine zweite beherrschte.
»Mon dieu«, entfuhr es ihr. Merde! Hatte sie etwa laut gedacht?
Karl, wie er sich vorstellte, schien nichts vernommen zu haben. Lächelnd reichte er ihr die Hand, deren Rücken von wenigen dunklen Härchen bedeckt war. Er hatte gepflegte Hände, lange Finger, manikürt. Bei der kurzen, aber nachhaltigen Berührung durchströmte ein wohliges Kribbeln Sophies Magen. Sie kannte das Signal. Dieser gut aussehende Geschäftsmann mit seinen stahlblauen Augen und dieser unwiderstehlichen Stimme hatte sie längst in seinen Bann gezogen.
Über den Wolken war die Freiheit nicht nur grenzenlos, sondern auch verheißungsvoll.
Maren hatte sich derweil in ihrem Sitz zurückgelehnt. Ihre Reihe befand sich im vorderen Teil der Maschine, weit entfernt von ihrer Freundin und Reihe 46. Sie hatte Sophie aus den Augen verloren.
Nach dem Lesen der Konkurrenz-Klatschblätter, etwas zu essen und dem Lauschen von Entspannungsmusik aus den Kopfhörern ihres iPods würde sie versuchen, den in den letzten Tagen zu kurz gekommenen Schlaf nachzuholen. Nichts war blamabler, als übernächtigt zu Interviews zu erscheinen. Unabhängig davon, dass sie unausgeschlafen immer aussah, als hätte man sie kopfüber durch die Mangel gedreht. Schlaf war nach wie vor eine der meist unterschätzten Schönheitskuren. Und kostenlos obendrein.
Das Pärchen neben ihr machte einen netten Eindruck. Die beiden waren ganz aus dem Häuschen, denn sie flogen zum ersten Mal in die Staaten; dazu würden sie während der Oscar-Verleihung in L.A. sein. Maren war drauf und dran, ihnen mitzuteilen, dass sie in genau zwei Tagen mit Herrn Clooney höchstpersönlich an einem Tisch sitzen und mit ihm über seinen neusten Film und eine gewisse Stacy Keibler plaudern würde. Doch sie hielt sich zurück. In den Jahren bei der BLITZ war sie routinierter geworden und hatte sich fast schon ein wenig daran gewöhnt, dass sie inzwischen genau
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