Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung

Titel: Hennessy 02 - Rätselhafte Umarmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
presste sich in eine Ecke des Sofas, als Bryan sich am anderen Ende niederließ. Sie beobachtete jede seiner Bewegungen, überrascht von seiner plötzlich autoritären Ausstrahlung. Er schaute sie ernst durch seine Brillengläser an.
    »Rachel«, begann er höchst würdevoll. »Ich glaube, ich sollte Sie lieber warnen: Ich werde Ihnen helfen, ob es Ihnen passt oder nicht.«
    »Mir helfen?« fragte sie und musterte ihn misstrauisch . »Wobei helfen?«
    »Mit Addie zurechtzukommen. Ich habe den starken Eindruck, daß Sie sich nicht so leicht helfen lassen.«
    »Wahrscheinlich, weil ich in letzter Zeit kaum Gelegenheit zum Üben hatte«, murmelte sie offenherzig. Sie starrte nachdenklich in die Flüssigkeit in ihrem Glas.
    »Wollen Sie mir diese kryptische Bemerkung erläutern, oder muss ich zu den Befragungsmethoden greifen, über die man lieber nicht spricht?«
    Sie schaute augenblicklich zu ihm auf; es war nicht festzustellen, ob er das im Spaß oder im Ernst gesagt hatte. Er sah sie freundlich an - wieder eine Maske, entschied sie.
    »Ich weiß nur soviel: Addie und Sie hatten vor fünf Jahren eine Meinungsverschiedenheit, Sie verschwanden mit Clarence Dingsbums und kamen nicht zurück«, soufflierte ihr Bryan in der Hoffnung, daß sie auf sein Angebot eingehen und ihm den Rest der Geschichte erzählen würde.
    Rachel stellte ihr Glas auf den Beistelltisch neben dem Sofa ab und stand auf. »Ich weiß nicht, warum ich Ihnen alle Einzelheiten aus meinem Leben erzählen sollte, Mr. Hennessy.« Ihr Selbsterhaltungstrieb war wieder erwacht. »Die Quintessenz der Geschichte ist die: Einmal in meinem ganzen Leben habe ich meiner Mutter getrotzt, und das hat sie mir nie verziehen.«
    »Sie haben diesen Clarence geliebt?«
    »Terence.«
    Mit klammheimlicher Freude registrierte Bryan, daß sie zwar den Namen korrigiert hatte, nicht aber die Vergangenheitsform, in der er über ihre Beziehung gesprochen hatte. »Wo ist er jetzt?«
    Rachel ging von den heißen Flammen fort und stellte sich an die kühlen Glastüren, die auf die nebelverhangene Terrasse führten.
    »Er jagt wieder mal einem Regenbogen nach«, murmelte sie leise. Terence Bretton schien einem anderen Leben anzugehören, das schon jetzt so weit zurücklag, daß ihr selbst die Erinnerung an ihn unwirklich vorkam.
    »Und was ist mit Ihnen, Rachel?« flüsterte Bryan leise.
    Beim Klang seiner Stimme zuckte sie zusammen. Er hatte sich zu ihr gestellt, ohne daß sie es bemerkt hatte, aber jetzt nahm sie ihn dafür um so intensiver wahr. Sie spürte die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, hörte Stoff über Stoff streifen, als er sich bewegte. Er berührte sie nicht, aber zu ihrer Beschämung merkte sie, daß sie sich genau das wünschte. Sie kannte diesen Mann noch keine zwei Tage, und trotzdem wünschte sie sich, er würde sie in die Arme nehmen und halten. Sie wünschte sich das so sehnlich, daß es schon weh tat.
    Ihre Lider senkten sich flatternd, und augenblicklich überschwemmte sie das eingebildete Gefühl, umarmt zu werden. Seine Arme waren fest und stark, aber seine Berührung war sanft... Sie spürte, wie sie sich zurücklehnte, fast als würde sie in seine Arme gedrückt werden, und nahm all ihre Kraft zusammen, um das eigenartige Gefühl abzuwehren.
    »Was ist mit Ihnen, Rachel?« fragte er. »Was ist mit Ihrem Regenbogen?«
    »Sie meinen, wir sind hier gar nicht in Oz?« fragte sie leise. Plötzlich empfand sie tiefe Trauer, eine Trauer, die sich in ihrem weichen, klaren Tonfall ausdrückte. »Und ich war mir so sicher. Ich dachte, Sie wären der Zauberer, und Mutter ...«
    Addie war die böse Hexe, die ihr erklärte, daß sie nie mehr nach Hause zurückkonnte, die ihr einredete, daß sie für immer in einem surrealistischen Alptraum gefangen bliebe, daß es irgendwo hinter dem Regenbogen einen Ort gäbe, nach dem sich die Träumer sehnten, den sie aber nie finden konnten.
    In der plötzlich eingetretenen Stille spürte Bryan ihre Enttäuschung, als wäre es seine eigene. Er litt mit ihr. Was immer sie auch aufgegeben hatte, um zu Addie zurückzukehren - es war besser gewesen als die Zukunft, die sie hier erwartete.
    Wie von selbst hob sich seine Hand und berührte Rachels schimmerndes, weiches Haar. Wie ein Fluss mondgesponnener Seide fiel es ihr über den Rücken. Er konnte dem Drang, es zu berühren, einfach nicht widerstehen. Als würden sie versuchen, einen Traum zu erhaschen, tasteten seine Finger zaghaft nach den lockigen Spitzen. Obwohl er Rachel

Weitere Kostenlose Bücher