Henns lustige Weinschule - Henn, C: Henns lustige Weinschule
Befreiendes sein. Auch mit Mutter oder Vater, Tante, Onkel oder auch dem Schwippschwager. Allerdings sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass dieses Verhalten nichts mit dem Leben eines Wein-Liebhabers zu tun hat. Das ist dann reines Privatvergnügen.
„GRIECHISCHER WEIN”
(Udo Jürgens)
Nicht jeder griechische Wein ist so miserabel wie der von Samos. Es gibt mittlerweile sogar eine Hand voll guter Produzenten. Es schickt sich aber trotzdem nicht, darüber zu singen. Das wollte Udo Jürgens aber auch gar nicht. Das Lied sollte eigentlich „Griechisches Schwein“heißen und das Gyros loben. Die Produzenten sagten jedoch: „Hör mal, Udo, Fleischsongs kommen nie gut an, besing lieber griechischen Wein.” Der wortgewandte Udo erwiderte: „Aber der schmeckt doch gar nicht!” So etwas interessiert Produzenten natürlich überhaupt gar nicht: „Udo, wenn du das singst, wird es niemand bemerken.” Und Udo Jürgens brach ein, weswegen noch heute mieser griechischer Wein im Supermarktregal steht und sogar gekauft wird. Das sollten wir Udo Jürgens nie, nie, nie verzeihen!
„ES IST SCHÖN, EIN KORK ZU SEIN”
(Friedel Bodschard)
Ein heikles Thema. Man kann diesen Standpunkt durchaus verstehen, wenn es gilt, einen „Hermitage“zu verkorken, jedoch wäre der Spaß fraglich, wenn man in einer Flasche steckt, die das Pizza-Taxi kostenlos mitgebracht hat. Entscheiden Sie selbst, wie risikofreudig Sie sein wollen.
„BEIM PFÄLZERWEIN”
(Elisabeth Janda)
Ein hervorragender Ausgangspunkt, um die körperreichen trockenen Rieslinge und Burgunder dieses Gebiets zu loben. Solche Vorlagen sollten Sie zu schätzen wissen. Je mehr Pfälzer anwesend sind, desto beliebter werden Sie sein.
„TRINK MER NOCH A FLASCHERL WEIN”
(Kurt Adolf Thelen)
Ein Lied für Wein-Proletarier. Sie allerdings würden nie davon sprechen, noch eine „Flasche Wein“zu „trinken”. Sie würden davon reden, noch ein Glas Wein einzuschenken oder eine weitere Flasche Wein zu öffnen. Wein wird auch nicht getrunken. Wasser, Säfte, Erfrischungsgetränke, Bier, wenn man will auch Wodka oder anderer Fusel, die werden getrunken / gekippt / alle gemacht.
Wein aber wird genossen / verkostet / probiert, oder noch besser: Mit Wein hält man ein Zwiegespräch, man lässt den Wein zu sich reden. Und wenn er ruhig sein soll, dann erst trinkt man ihn.
„SCHÜTT DIE SORGEN IN EIN GLÄSCHEN WEIN”
(Willy Schneider)
Ja, genau, schütten Sie die Sorgen dorthin, wo sie hingehören! Ersäufen Sie Ihre Sorgen, nichts anderes sagt dieses Lied doch. Bringen Sie sie um und am besten gleich noch die kleinen Nachbarskätzchen in einen Sack stecken und hinterher damit! Nein, Weintrinker sind keine Unmenschen, Sorgen werden nirgendwohin geschüttet – aber nicht aus Sorge um die Sorgen. Aus Sorge um den Wein! Mit Sorgen schmeckt der direkt nur halb so gut, wenn überhaupt. Weingenuss, genau wie das gepflegte Weingespräch, sollten stets in sorgenfreier Runde stattfinden. Weintrinker mögen arrogante, angeberische, besserwisserische, schlicht unangenehme Zeitgenossen sein, aber ihre Sorgen lassen sie da, wo sie hingehören. Beim Ehepartner. Also schütten auch Sie Ihre Sorgen nicht in ein Gläschen Wein, trinken Sie ihn lieber einfach so, wie er ist, und geben Sie mit Ihrem gut vorgetäuschten Wissen an. So, wie es sich gehört und wie es alle machen.
„FRAUEN UND WEIN”
(Rudi Schuricke)
Ein Thema, das ganze Königsgeschlechter beschäftigt hat und zu dem es viele, viele Lieder gibt. Rudi Schuricke aber schrieb das schlechteste. „Frauen und Wein“, das ist – ich hoffe Sie nehmen mir das nicht übel, meine Damen – eine explosive Mischung. Vermischt man die beiden, erhält man etwas, das leicht hochgehen kann, manchmal auch nur Schaden an Gläsern anrichtet. Das Thema „Männer und Wein” wird in einem späteren Buch behandelt werden...
„ROT IST DER WEIN”
(Ivo Robic)
Dieses Lied zeigt nur, dass Ivo Robic keine Ahnung von Wein hat. Wein ist natürlich nicht rot. Er ist ebenso durchsichtig, strohfarben, golden, mit grünen Reflexen, lachsrosé, himbeerfarben. Und wenn er rot ist, ist er auch nicht rot. Dann ist er ziegelfarben, tintig, kirschrot, mit violetten Reflexen, orangem Rand und so weiter. Wer die Farbe eines Weins mit „rot“beschreibt, sollte den Raum verlassen. Rot ist eher eine Weingruppe als eine Weinfarbe. Wenn Sie sagen „Das ist aber ein roter Wein”, wird niemand um Sie herum applaudieren, niemand wird Sie bewundernd
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