Her mit den Jungs!
herzerwärmenden Anblick.
Sie hatten beschlossen, sich in Greenlawn zu treffen, weil sie hier gegen Onkel Yanks unangemeldete Besuche gefeit waren und Annabelle auf diese Weise die vom Arzt verordnete Bettruhe einhalten konnte. Es war schon eine Weile her, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten und die Unterhaltung ging drunter und drüber, wie sich das für eine derartige Zusammenkunft gehörte. Micki wurde schmerzlich bewusst, wie sehr sie dieses Geschnatter und Gegacker vermisst hatte.
Schließlich klatschte Annie in die Hände. »Alle mal herhören«, sagte sie. »Ich weiß, wir haben uns lange nicht gesehen und viel zu berichten, aber es gibt einen Grund für dieses Treffen.«
Alle nickten zustimmend.
»Ich war mit Onkel Yank, dem alten Brummbär, bei verschiedenen Ärzten und habe versucht, alle auf dem Laufenden zu halten, was sein Augenleiden anbelangt. Sind die Details allen klar?«, wollte Sophie wissen.
»Nicht ganz«, gestand Micki. »Ich bin ehrlich gesagt etwas verwirrt. Mir scheint, er schwindelt und flunkert diesbezüglich in einer Tour. Einerseits behauptet er, es gehe ihm bestens, andererseits trägt er eine sprechende Armbanduhr, weil er die Zeit auf seiner normalen Uhr ganz offensichtlich nicht mehr erkennen kann.«
»Wie ihr alle wisst, leidet Onkel Yank an Makuladegeneration mit feuchter Verlaufsform«, sagte Sophie. »Statistisch gesehen ist das die weitaus seltenere Variante. Allerdings sind neunzig Prozent aller Fälle von Erblindung darauf zurückzuführen. Das periphere Sehfeld bleibt zwar meist intakt, die Betroffenen gelten vor dem Gesetz aber als blind. Leider hat Onkel Yank die Symptome so lange ignoriert, bis es für sämtliche neueren Behandlungsmethoden zu spät war.«
»Was kann er denn nun sehen und was nicht?«, erkundigte sich Annabelle. Micki war offenbar nicht die Einzige, die nur dürftig Bescheid wusste.
»Schwer zu sagen. Vielleicht erkläre ich euch am besten, welche Auswirkungen eine Makuladegeneration im Allgemeinen hat.«
Da ist Sophie ganz in ihrem Element, dachte Micki und warf ihr einen liebevollen Blick zu.
»Eine Makuladegeneration ist eine irreparable Störung der empfindlichsten Sinneszellen des Auges. Die Makula befindet sich im Zentrum unserer Netzhaut und ist für einen Großteil unserer Bildwahrnehmung zuständig - sie ermöglicht uns das Lesen, Fernsehen, Autofahren, das Erkennen von Gesichtern und so weiter.«
»Wow«, stieß Micki hervor. Ihr freiheitsliebender Onkel würde also selbst die einfachsten Dinge nicht mehr tun können! Bei dem Gedanken daran saß ihr plötzlich ein Kloß im Hals.
Da er das Thema im vergangenen Jahr konsequent ignoriert hatte, hatte sich auch Micki nicht weiter den Kopf darüber zerbrochen. Es war eben einfacher, sich der Wahrheit zu verschließen, wenn man nicht direkt betroffen war. Aber nun gab es keinen Aufschub mehr - höchste Zeit, sich mit der Krankheit und ihren Folgen auseinander zu setzen.
In den vergangenen Tagen hatte sich Micki gemeinsam mit ihren Schwestern telefonisch einen Aktionsplan zurechtgelegt. Jetzt galt es, Lola davon in Kenntnis zu setzen. Sie sollte darin nämlich eine zentrale Rolle spielen, denn nur sie war in der Lage, die wichtigsten Parteien von diesem Plan zu überzeugen.
»Ich hatte gehofft, der Spezialist sähe noch eine Möglichkeit, Onkel Yanks Sehfähigkeit durch einen operativen Eingriff zu verbessern, aber wie gesagt - die Krankheit ist bereits zu weit fortgeschritten.« Sophie wurde immer leiser. »Es wird nicht mehr besser. Es kann nur noch bergab gehen.«
Alle Anwesenden wussten, was das bedeutete.
Annabelle seufzte und strich sich über das schon deutlich sichtbare Bäuchlein. »Wir könnten ihm ein betreutes Wohnmodell vorschlagen - und zwar noch bevor er überhaupt nichts mehr sieht.«
Micki schüttelte den Kopf und schauderte bei dem Gedanken an die vorhersehbare Reaktion ihres Onkels. »Ich bin doch nicht lebensmüde. Wenn, dann muss er schon selbst auf den Gedanken kommen.«
»Diese Angelegenheit betrifft uns jedenfalls nicht nur privat, sondern auch geschäftlich - aus diesem Grund habe ich diese Krisensitzung ja auch einberufen.« Sophie ließ den Blick über die versammelte Mannschaft schweifen. »Wir müssen uns endlich Gedanken über die Zukunft machen.«
Die drei Schwestern wandten sich an Lola.
Diese verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich fange auf keinen Fall wieder an, für Yank zu arbeiten.«
Lola hatte sich entscheidend verändert, seit sie
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