Her mit den Jungs!
nicht mehr bei Hot Zone war. Kurz vor ihrer Kündigung hatte sie noch versucht, mit einer radikalen Veränderung ihres Outfits Yanks Aufmerksamkeit zu erregen. Zwar hatte sie mittlerweile die allzu jugendlich-aufreizenden Kleidungsstücke entsorgt und zeigte sich wieder etwas konservativer. Aber den neuen Haarschnitt, einen schicken schulterlangen Bob mit goldenen Strähnchen, hatte sie beibehalten. Er brachte ihre feinen Gesichtszüge viel besser zur Geltung als der strenge Knoten, zu dem sie ihr braunes Haar jahrzehntelang hochgesteckt hatte. Mittlerweile arbeitete sie nicht nur für Spencer Atkins, sondern ging auch mit ihm aus. Die beiden waren sowohl auf geschäftlichen Ereignissen als auch in diversen Nobelrestaurants häufig im Doppel anzutreffen.
Dabei braucht Onkel Yank, dieser störrische alte Esel, sie heute mehr denn je, dachte Micki frustriert.
Alle drei Schwestern wussten nur zu gut, wie schwer es Lola gefallen sein musste, zu gehen. Sie könnten es ihr daher nicht übel nehmen, falls sie sich weigerte, auf ihren Plan einzugehen. Sie hatte über dreißig Jahre auf ein Zeichen von ihm gewartet - da konnte man ihr beim besten Willen nicht anlasten, sie hätte egoistisch gehandelt. Im Gegenteil - es gab außer ihr wohl keine Frau, die einem Mann unter diesen Bedingungen so lange die Treue gehalten hätte. Aber irgendwann hatte selbst Lola es satt gehabt, dass er hartnäckig tat, als würde er ihre Liebe nicht erwidern.
»Niemand verlangt von dir, dass du deinen Standpunkt änderst«, versicherte Annabelle Lola. »Aber als die Krankheit bei ihm festgestellt wurde, hast du die Möglichkeit einer Fusion mit Atkins Associates erwähnt, weißt du noch?«
Lola runzelte die Stirn, wohl bei dem Gedanken an Yanks damalige Reaktion auf den Vorschlag, mutmaßte Micki.
»Warum fragst du?«, erkundigte sich Lola mit schmalen Augen.
Annabelle setzte sich auf. »Wir haben darüber gesprochen und sind zu dem Schluss gekommen, dass ein Zusammenschluss über kurz oder lang der einzige Weg ist, um unsere Agentur zu erhalten.«
»Onkel Yanks Krankheit ist beileibe nicht der einzige Grund«, fügte Micki hinzu. »Es gibt jede Menge neue Agenturen mit erstklassigen PR-Leuten, die sich wie die Aasgeier auf die jungen Sportler stürzen - auf all jene, denen es mehr ums Geld geht als um Verlässlichkeit und Loyalität. Onkel Yank braucht Verstärkung und Spencer Atkins früher oder später ganz genauso. Von einem Zusammenschluss würden beide Seiten profitieren.«
Sophie nickte zustimmend. »Denk darüber nach. Onkel Yank hat schon einige ungeschliffene junge Talente an Bord geholt, aber er ist immer noch der Mann mit dem großen Namen. Dasselbe trifft auf Spencer zu. Nur leider sind beide viel zu stur, um sich einzugestehen, dass sie irgendwann Nachfolger brauchen werden. Wir müssen sie davon überzeugen, dass sie nur gemeinsam stark sein und überleben können.«
»Genau, damit ihr Vermächtnis bestehen bleibt, auch wenn sie längst abgetreten... ähm, ich meine, in Pension gegangen sind.« Micki schluckte.
»Na, was hältst du davon?«, fragte Sophie.
Lola rieb sich die Augen und seufzte. »Ich liebe euch, Mädels. Für euch würde ich alles tun. Für euch und die Firma.«
»Und für Onkel Yank?«, hakte Annabelle mit honigsüßer Stimme nach. Es war offensichtlich, worauf sie hinauswollte.
Lola ging zu ihr und kniff sie in die Wangen. »Tut mir Leid, Schätzchen, aber Yank ist für mich Geschichte. Ich bin über ihn hinweg.«
»Hey, hast du uns nicht beigebracht, dass wir nicht flunkern dürfen?«, schalt Sophie.
»Äh, wie wär‘s erst mal mit Mittagessen? Ich habe uns Squagels mitgebracht«, sagte Lola und hob zwei Tüten mit der Aufschrift »Cozy‘s Coffeeshop« hoch. Das Cozy‘s befand sich im Erdgeschoss des Gebäudes, in dem Hot Zone seine Geschäftsräume hatte und verkaufte Salate und quadratische Bagels.
»Mmmmm«, machte Annabelle. »Lola, du bist die Beste.«
»Aber es ist uns nicht entgangen, wie geschickt du das Thema gewechselt hast«, bemerkte Micki.
Aus Mickis Bauch ertönte ein unüberhörbares Grummeln. »Dein Magen ist jedenfalls auf meiner Seite«, witzelte Lola.
Micki lachte.
»Ich werde mit Spencer reden«, versprach Lola. »Falls er noch immer Interesse an einem Zusammenschluss hat, werden wir uns etwas einfallen lassen, um Yank zu überzeugen. Es könnte allerdings eine Weile dauern, bis ich dazu komme, weil Spencer im Augenblick geschäftlich unterwegs ist.«
Ihre plötzlich
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