Her mit den Jungs!
Knacker, er soll gefälligst die Türglocke leiser stellen und dafür sorgen, dass dieser elende Köter endlich Ruhe gibt, sonst werde ich mich bei der Hausverwaltung über ihn beschweren! Und glauben Sie ja nicht, dass ich nur bluffe!« Damit tätschelte sie sich die ondulierten Haare und knallte die Tür hinter sich zu.
»Ihnen auch einen wunderschönen guten Abend, Mrs Murdoch«, flötete Micki ungerührt. Die alte Lady wohnte seit Jahr und Tag hier. Eine Beschwerde von ihrer Seite war in etwa so wahrscheinlich wie eine Beschwerde von Micki höchstpersönlich.
Die Tür flog erneut auf und Mrs Murdoch fügte hinzu: »Er war ein ganzes Stück vernünftiger, als Lola hier noch ein und aus ging.«
»Wem sagen Sie das.« Micki lächelte die alte Dame an, dann warf sie einen beunruhigten Blick auf die Tür ihres Onkels. Sie hatte sich telefonisch angekündigt wo steckte er bloß?
»Also, entweder lässt er sich endlich flachlegen oder er zieht aus. Seine Unausstehlichkeit geht mir allmählich über die Hutschnur. Das können Sie ihm gerne von mir bestellen.«
Will sie etwa ihre Dienste feilbieten?, fragte sich Micki und biss sich bei dem Gedanken daran auf die Unterlippe, um nicht laut herauszulachen. »Wird gemacht.«
»Ich muss wieder rein. Es läuft Jeopardyl« Wieder knallte Mrs Murdoch die Tür hinter sich zu.
Micki hob die Hand, um ihr Glück mit Anklopfen zu versuchen, da erschien endlich ihr Onkel. »Tut mir Leid, ich war auf dem Thron.«
Sie verdrehte die Augen und begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange. »So genau wollte ich es gar nicht wissen.«
»Ich kann nicht glauben, dass du schon zurück bist. Ist dieser Damian wirklich eine solche Niete im Bett?«
Sie hob eine Augenbraue und starrte ihren Onkel an. »Hast du das etwa absichtlich inszeniert, um uns zu verkuppeln?«
»Und ob. Und, ist mein Plan aufgegangen?«
Micki schlängelte sich an ihm vorbei und betrat seine Wohnung. Da sie sich stets so nahe gestanden hatten, sah sie auch jetzt keinen Grund, ihm die Wahrheit zu verschweigen. »Was immer sich auch zwischen uns abgespielt hat, es war von vornherein zeitlich begrenzt und ist vorbei. Wie lief es beim Doktor?«
»Es hat sich nichts geändert, und es wird sich auch nichts mehr ändern. Fuller hat dich also gevögelt und dann einfach abserviert?« Yank straffte die Schultern, bereit, sich für sie in die Schlacht zu stürzen.
Micki schüttelte den Kopf. »Damian ist kein solcher Mistkerl, und das weißt du auch, sonst hättest du mich wohl nicht in seiner Begleitung auf eine einsame Insel verbannt.«
»Ich -«
»Ich weiß Bescheid und verzeihe dir, dass du dich über meine Gefühle und Wünsche hinweggesetzt hast, weil ich dich liebe. Und was Damian betrifft, sollst du wissen, dass Baseball für ihn an allererster Stelle steht, zumindest im Augenblick. Und das hat er mir davor auch offen und ehrlich zu verstehen gegeben. Okay? So, das war mein Seelenstriptease, jetzt bist du an der Reihe.« Sie umarmte ihn fest. »Konnte der Augenarzt dir wirklich nicht helfen?«
»Die Krankheit ist schon zu weit fortgeschritten. Mach du mich jetzt bitte nicht auch noch zur Schnecke, weil ich schon früher hätte hingehen müssen - das hat Sophie bereits ausreichend getan.«
Micki schluckte. Zum zweiten Mal in zwei Tagen hatte ihr ein Mann, der ihr am Herzen lag, eine derartige Eröffnung gemacht, zum zweiten Mal durfte sie kein Mitleid zeigen, auch wenn ihr der Sinn noch so sehr danach stand. Diese verfluchten Männer und ihr verdammter Stolz, dachte sie. Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich gefasst hatte und ihrem Onkel wieder ins Gesicht sehen konnte.
»Tja, das Leben geht weiter. Genau das hast du uns damals auch gesagt, als wir kapiert haben, dass Mom und Dad nicht mehr wiederkommen würden. Erinnerst du dich?«
Noodle, die Hündin bellte zustimmend, als hätte sie jedes Wort verstanden.
»Mit Noodle an deiner Seite wirst du es schon schaffen.« Dafür würde Micki schon sorgen.
Unfähig, seine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, schloss Yank seine Nichte unvermittelt in die Arme.
Als er sie schließlich losließ, lächelte sie ihn an. »Was soll ich dir zum Abendessen kochen?«
Ein paar Tage später hatten sich die drei Jordan- Schwestern zusammen mit Lola in Brandon Vaughns Villa in Greenlawn versammelt. Annie thronte mit hochgelagerten Beinen auf der Couch, umgeben von ihren Haustieren und ihren Pflanzen. Manche Dinge ändern sich wohl nie, dachte Micki bei dem
Weitere Kostenlose Bücher