Her mit den Jungs!
Chanel, einmal ganz zu schweigen. Sophie oder Annabelle kauften ihre Kleider nie überstürzt und von der Stange.
Da war sie wieder, ihre Unsicherheit, und jegliches Bedürfnis, Sophie ihren Kummer anzuvertrauen, war wie weggewischt. »Wie kommst du darauf, dass irgendetwas los ist?«, fragte sie und hob trotzig ein wenig das Kinn.
Sophie versperrte mit einem raschen Griff die Eingangstür, damit sie ungestört reden konnten. »Ich kenne dich doch. Du bist schließlich meine Schwester. Seit Annabelle geheiratet hat und schwanger ist, ist von unserer lebenslustigen, temperamentvollen alten Micki nicht mehr viel übrig.«
Micki stützte sich an einem der weißen Waschbecken ab, wobei sie sich des festen Griffs, mit dem sie das kalte Porzellan umklammerte, nur allzu bewusst war. »Ich bin nicht eifersüchtig.«
Sophie hob eine Augenbraue. »Das habe ich dir auch nicht unterstellt. Hör zu«, sie machte einen Schritt auf Micki zu. »Ich weiß, dass sich das Verhältnis zwischen dir und Annie dramatisch verändert hat, seit sie geheiratet hat und zu Vaughn nach Greenlawn gezogen ist.«
Micki nickte nur. Es stimmte - Annabelle hatte mit ihr und Sophie Tür an Tür gewohnt, ehe sie ihrem Mann in eine Kleinstadt im Norden des Bundesstaates New York gefolgt war, wo die beiden ein Hotel betrieben. Annabelle hatte ihre Wohnung im Big Apple zwar behalten, verbrachte aber kaum noch Zeit hier - für Micki ein Verlust, den weder Sophie noch Roper wettzumachen vermochten.
»Ich weiß, dass dir Annie schon immer näher stand als ich. Aber ich vermisse sie mindestens genauso«, sagte Sophie und gewährte ihrer Schwester damit einen seltenen Blick hinter ihre emotionale Rüstung. »Vielleicht ist das ja für uns eine gute Gelegenheit, um...« Sie verstummte.
Konnte es sein, dass auch Sophie hin und wieder verunsichert war?
»Einander ein bisschen näher zu kommen?«, fragte Micki vorsichtig, um ihrer Schwester auf halbem Wege entgegenzukommen. Blieb nur zu hoffen, dass sie nicht völlig falsch lag!
Erleichtert sah sie, dass Sophie nickte. Wie es schien, waren die Familienbande eben doch stärker als ihre höchst unterschiedlichen Persönlichkeiten. Die radikalen Veränderungen in Annabelles Leben boten eine ideale Gelegenheit, eine Art Neustart zu wagen.
Micki wusste auch schon, wie sie es angehen würde. »Äh, Sophie?«, sagte sie zögernd.
»Ja?« Ihre Schwester klang genauso vorsichtig.
Micki dachte an Ropers Rat, sich etwas mehr ins Zeug zu legen, was ihr äußeres Erscheinungsbild betraf. Sie nahm all ihren Mut zusammen und sah ihrer femininen, makellos gekleideten Schwester in die Augen. »Könntest du mir helfen, ein bisschen ... weiblicher zu werden?«
Sogleich blitzten Sophies Augen vor Vergnügen auf. »Wird aber auch langsam Zeit!«, rief sie, verzückt von der Idee, Micki einen neuen Look zu verpassen.
Dann begaben sie sich gemeinsam in den Konferenzraum und versuchten, die wöchentliche Besprechung mit ihrem Onkel möglichst rasch hinter sich zu bringen, ohne es ihn jedoch merken zu lassen. Sie mussten sich nicht sonderlich bemühen. Yank war noch mürrischer als sonst, was mit Lolas Auftritt bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung am Abend zuvor zusammenhing.
Lola, seine ehemalige Assistentin, war den Mädchen von Anfang an eine Ersatzmutter gewesen. Sie hatte Yank den Gutteil ihrer achtundfünfzig Jahre treu zur Seite gestanden und war dann von einem Tag auf den anderen gegangen, da er nach all der Zeit nicht gewillt gewesen war, ihr - oder sich selbst - seine Gefühle für sie einzugestehen.
Sie hatte ihm ihre besten Jahre geopfert und fand, sie verdiente mehr vom Leben und von ihm, als er ihr zu geben bereit war. Seit ihrer Kündigung arbeitete sie für Yanks größten Konkurrenten - Spencer Atkins, der ironischerweise zugleich sein engster Freund war. Aus dem Arbeitsverhältnis war schon bald mehr geworden - und Yank hatte zähneknirschend zugesehen, ohne etwas dagegen zu unternehmen.
Dabei hätte er ihr, um sie zurückzugewinnen, nur endlich signalisieren müssen, dass er bereit war für eine Beziehung. Was alle im Büro, sowohl die drei Schwestern als auch die Angestellten, wussten. Jedenfalls hatte es bislang so ausgesehen. In letzter Zeit jedoch häuften sich Lolas Verabredungen mit ihrem neuen Boss, während sich Yank verbissener denn je weigerte, auf ihre Bedingungen einzugehen.
Da Annabelle aufgrund eines Arzttermins ohnehin verhindert war, beendete Yank, unleidlich, wie er war, das Meeting
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