Her mit den Jungs!
jetzt ein halbes Jahr lang um diese Gefühle herumgeschlichen wie eine Katze um den heißen Brei. Und was hat es dir gebracht? Rein gar nichts. Ich finde, es ist an der Zeit, darüber zu reden.« Er hob auffordernd eine Augenbraue.
»Mir war nicht klar, dass es so offensichtlich ist«, murmelte sie.
»Nur für deine wahren Freunde.« Er schenkte ihr sein typisches Grinsen, das mit den Grübchen in den Wangen, bei dem die Frauen reihenweise dahinschmolzen. Zum Glück lässt mich wenigstens Roper kalt, dachte Micki. Ich habe wahrlich schon mit meinen Gefühlen für Damian alle Hände voll zu tun.
»Und, was schlägst du vor? Inwiefern soll ich mich ... ins Zeug legen?«
»Gegenfrage: Was denkst du wohl - warum bist du für Damian bis dato lediglich meine PR-Beraterin?«, konterte John.
»Weil...« Sie verstummte. Micki verspürte nicht die geringste Lust, sich mit diesem unangenehmen Thema auseinander zu setzen. Sich Gedanken zu machen über all das, was sie, die burschikose Jüngste, von ihren eleganten älteren Schwestern unterschied.
Dabei hatten weder Sophie noch Annabelle sie jemals kritisiert oder aufs Korn genommen, weil sie sich mehr an Onkel Yank orientierte als an ihnen. Im Gegenteil: Micki war von Annabelle stets verhätschelt und mit Samthandschuhen angefasst worden. Sie hatte dafür gesorgt, dass die kleinste Schwester sich umsorgt und geliebt fühlte. Sophie war ihr gegenüber zwar immer ein wenig reservierter gewesen, aber das lag einfach an ihrer Persönlichkeit und daran, dass sie Annabelle sehr ähnlich war und seit jeher einen besseren Draht zu ihr gehabt hatte als zu Micki. Aber im Großen und Ganzen hatten sie alle drei immer zusammengehalten wie Pech und Schwefel. Der frühe Verlust der Eltern hatte sie zusammengeschweißt. Sie wussten, sie hatten nur einander - und Onkel Yank und Lola, ihre Ersatzmutter.
Johns Stimme holte sie zurück in die Gegenwart. »Ich werde dir sagen, weshalb Fuller dich bis jetzt nicht gesehen hat.«
Sein trügerisch sanfter Tonfall ließ sie bereits vermuten, dass ihr das, was jetzt kam, nicht gefallen würde. »Kannst du mir die unangenehmen Einzelheiten nicht ersparen?«
Roper schüttelte den Kopf. »Fuller hat dich noch nicht richtig zur Kenntnis genommen, weil du dich so unauffällig anziehst, dass du für das durchschnittliche Männerauge mit dem Hintergrund verschmilzt wie ein Chamäleon.«
Sie zuckte zusammen, wohl wissend, dass er Recht hatte.
Er tätschelte ihr die Hand. »Das heißt aber noch lange nicht, dass es an dir irgendetwas auszusetzen gäbe. Du weißt, ich mag dich, wie du bist, und zwar sehr. Aber du hast dich eben leider in einen Kerl verknallt, der es optisch etwas auffälliger liebt. Nimm dir einfach ein Beispiel an mir.«
»Tja, ehrlich gesagt wäre es mir lieber, wenn du etwas weniger Aufmerksamkeit erregen würdest.«
Er schüttelte lachend den Kopf. »Also. Wir sitzen gemütlich bei dir zu Hause und ich trage ...«
Micki wusste nicht, worauf er hinauswollte. »Klamotten?«
Er stöhnte. »Ein Hemd von Hugo Boss, eine Polo- Hose und Schuhe von Cole Haan. Ich habe Gel im Haar und...«
»Und du hast dir den Rücken enthaaren und die Fingernägel mit Klarlack anstreichen lassen. Lauter Dinge, die ich dir bis zum Ende der Spielsaison strikt verboten hatte.«
»Genau.« John lehnte sich zurück und lächelte selbstzufrieden. »Ich wette, wenn du dir nur halb so viel Mühe gäbst wie ich, dann käme Damian nicht umhin, dein hübsches Gesicht zu bemerken, deinen perfekten Teint und deine süßen Korkenzieherlocken, die du dir immer zu diesem schauderhaften Pferdeschwanz zusammenbindest.« Er schüttelte sich mit gespieltem Ekel.
Sie starrte an die Decke. Konnte es sein, dass er Recht hatte? Auf einen Schlag überwältigten sie wieder die Zweifel, die sie neben ihren schönen Schwestern im Laufe ihrer Kindheit verspürt hatte, verstärkt durch das heutige Erlebnis im Umkleideraum der Renegades.
John Roper beugte sich über den Tisch und tippte ihr an die Stirn. »Na, was geht in deinem Köpfchen vor?«
»Nun, ja... Wenn ich mein Äußeres verändere, bin ich doch nicht mehr ich selbst, oder? Ich meine, findest du nicht, dass ich jemanden verdiene, der mich so mag, wie ich bin?«
»Natürlich tust du das.« John legte ihr tröstend die Hand auf den Arm. »Und glaub mir: Wenn du tust, was ich dir geraten habe, bleibst du trotzdem noch du selbst. Du sollst ja lediglich deine Vorzüge ein bisschen betonen. Wenn dir erst der Richtige
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