Her mit den Jungs!
Ich werde sie über deine Bedenken informieren, sobald sie kommt.«
»Danke. Ach ja, Micki?«
»Ja?«
»Du solltest dringend deine Erkältung auskurieren. Du klingst schrecklich heiser.«
Sie legte auf und wäre am liebsten im Boden versunken. Stattdessen warf sie einen Blick auf die Wanduhr und fluchte wie die Kartenspieler, die sich früher jeden Donnerstagabend bei Yank versammelt hatten. Hastig kritzelte sie eine Nachricht für Annabelle, die entweder tatsächlich noch nicht eingetrudelt oder von Raine nicht in die Anwesenheitsliste eingetragen worden war.
Dann erhob sich Micki und machte sich im Laufschritt auf zum Konferenzraum. An der Ecke strauchelte sie und wäre beinahe gestürzt, konnte sich aber gerade noch an der Wand abstützen. Verdammte Stöckelschuhe! Sie winkte Gert, der strammen neuen Chefsekretärin, die ihr erschrocken nachsah. Gert war eine der unzähligen Nachfolgerinnen von Lola und hielt sich mit einer Rekordzeit von ganzen drei Monaten bislang eindeutig am längsten. Die anderen - darunter auch Männer - hatten oft schon nach Tagen und teils in Tränen aufgelöst das Handtuch geworfen.
»Jetzt habe ich wirklich lange genug gewartet«, hörte Micki ihren Onkel schimpfen. »Mir reicht‘s. Die Sitzung ist eröffnet.« Er ließ seinen geliebten Hammer auf den Tisch sausen, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.
Micki schlüpfte aus den Stöckelschuhen, die Sophie ihr geborgt hatte, und schickte sich an, unbemerkt hineinzuschleichen. Sollte ihr neuer Look genauso in die Hose gegangen sein wie ihr erster Flirtversuch mit Damian, dann würde ihr Onkel ohnehin keinerlei Unterschied an ihr feststellen.
Sie betrat den Konferenzraum und schlich schweigend an ihren angestammten Platz.
»Du kommst zu spät«, brummte ihr Onkel, ohne aufzusehen.
»Dir auch einen wunderschönen guten Morgen«, flötete Micki und warf ihm ein Kusshändchen zu.
Als Sophie sie musterte und anerkennend beide Daumen hob, atmete sie erleichtert auf und grinste zurück.
»Wo steckt denn Annabelle?«, erkundigte sich Micki nach einem Blick in die Runde. Es sah ganz danach aus, als wäre sie tatsächlich nicht aufgetaucht und würde auch dieses Meeting verpassen.
»Das wüsste ich auch gern«, knurrte Yank. »Seit sie diesen nichtsnutzigen, hinterhältigen Footballstar geheiratet hat, ist sie ein typisches Weibsbild - unberechenbar bis dorthinaus.«
Micki lachte, wohl wissend, dass diese ziemlich unverholene Spitze Lola galt. »Komm schon. Wir wissen, dass du Brandon liebst wie einen Sohn. Also hör auf, über ihn herzuziehen, sonst verpetze ich dich an Annabelle«, sagte sie. Zwischen Yank und Brandon Vaughn war nicht immer alles eitel Wonne gewesen.
Nun meldete sich Sophie zu Wort. »Annabelle hat mich vorhin angerufen. Ich habe nur auf dich gewartet, Micki, damit ihr gleich beide Bescheid wisst.«
»Was gibt‘s?«, fragte Micki, alarmiert vom ernsten Unterton in Sophies Stimme. Annabelle war im dritten Monat schwanger; hoffentlich gab es keine Komplikationen!
»Nichts Weltbewegendes«, sagte Sophie hastig. »Aber der Arzt hat ihr Bettruhe verordnet. Annabelle hat heute Morgen versucht, dich anzurufen, aber du bist nicht rangegangen.«
»Wahrscheinlich habe ich mir gerade die Haare geföhnt«, murmelte Micki.
»Nun, sie hat offenbar irgendwelche Blutungen und der Arzt meinte, sie brauche Ruhe.« Getreu ihrer analytischen Art lieferte Sophie einen detaillierten Bericht inklusive Farbbeschreibung und Mengenangabe ab, bis sie von Yank mit einem Schlag seines Hammers unterbrochen wurde.
»Erspar mir die blutigen Details.« Er war leicht grün um die Nase. »Ich will nur, dass Annie und das Kind wohlauf sind.«
»Es kommt bestimmt bald wieder alles in Ordnung.«
Micki tätschelte ihrem Onkel die Hand. »Stimmt‘s, Sophie?«
»Stimmt.«
»Apropos Ärzte...«
»Nächstes Thema«, unterbrach Yank in einem Tonfall, der signalisierte, dass er keinen Widerspruch duldete.
Micki seufzte. Sophie hatte ihren Onkel immer wieder bekniet, mit ihr einen Arzt aufzusuchen, der an Patienten mit Makuladegeneration eine neue Behandlungsmethode praktizierte. Doch Yank Morgan, der Brummbär, der - von Lola und seinen Nichten einmal abgesehen - allem und jedem einen Heidenrespekt einflößte, hatte Angst. Was er natürlich nie im Leben zugegeben hätte.
»Okay, da Annie ausfällt, ist unser größtes Problem zunächst die PR-Offensive für die New York Renegades in Tampa am kommenden Wochenende.« Sophie klopfte mit einem
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