Her mit den Jungs!
schon ungewöhnlich früh. Allerdings nur unter der Bedingung, dass sie sich tags darauf um dieselbe Zeit wieder trafen.
Somit hatten Micki und Sophie den Rest des Tages frei und gingen nach Hause, um das Projekt »die neue Micki« in Angriff zu nehmen.
Wenig später verfolgte Micki, auf dem Bett ihrer Schwester thronend, wie diese geschäftig zwischen Kleiderschrank und Badezimmer hin und her tigerte und diverse Verschönerungsinstrumente auf ihrer Kommode stapelte.
»Bist du bereit?«
»Bereiter geht‘s gar nicht.«
»Gut, dann fangen wir an.« Sophie reichte Micki Notizblock und Stift, damit sie sich aufschreiben konnte, was sie alles besorgen musste, um Sophies Ratschläge in die Tat umzusetzen. »Das hier«, sie griff nach einem der Gegenstände auf der Kommode, »ist ein Föhn.«
Micki verdrehte die Augen. »Ach, wirklich?«
»Jawohl. Und dieser rote Knopf hier dient zum ein- und ausschalten. Du hast wunderschöne Locken, aber du versteckst sie in deinem Pferdeschwanz wie vor fünfzehn Jahren, als du noch in der Baseball-Mini-Liga gespielt hast.« Sie zog unsanft an dem Gummiband um Mickis Pferdeschwanz, wobei sie ihr unwillkürlich ein paar Haare ausriss.
»Autsch!« Micki massierte sich die Kopfhaut. Sophie überhörte ihren Protest geflissentlich. »Du verteilst einfach ein paar Fingerspitzen Gel da und dort, dann trocknest du die Haare mit dem Föhn ein bisschen an und schon umrahmen sie in sanften Wellen dein Gesicht.«
Während ihrer Ausführungen spielte Sophie mit Mickis Mähne, genau wie früher bei Annabelle.
»Hast du das?... Los, los, schreib auf!«, befahl sie, ganz in ihrem organisatorischen Element. »Föhn, Gel, ach ja, und Stylingspray.«
Micki lachte und tat, wie ihr geheißen. »Okay. Das mit den Haaren hätten wir.«
»Dann kommen wir jetzt zum Thema Klamotten und Make-up. Der Schlüssel zum Erfolg ist hier, deine natürliche Schönheit zu unterstreichen, deine Reize besser zur Geltung zu bringen.« Sophie überschlug sich förmlich beim Erteilen von Schminktipps und kramte aus ihrem Make-up-Lager eine ganze Reihe Tuben und Töpfchen hervor.
»Wie gut, dass du zu Hamsterkäufen neigst und immer genügend Zeug auf Vorrat hast«, sagte Micki.
»Wie gut, dass du genau dieselbe Haut-, Haar- und Augenfarbe hast wie ich, sonst müsste ich dich stante pede zu Bendels schleppen. Aber das kann auch noch bis zum Wochenende warten.«
Sophie machte sich eifrig ans Pinseln und Tupfen, wobei sie jeden einzelnen Schritt kommentierte. Wow, dachte Micki, als sie fertig war. Sie hatte erwartet, sich vorzukommen, als trüge sie eine Maske, doch sie fühlte sich ... sexy. Ein Blick in den Spiegel bestätigte ihren Eindruck. Mit vor Aufregung klopfendem Herzen machte sie sich daran, die Kleider anzuprobieren, die Sophie für sie herausgesucht hatte.
Als Micki nach vollendeter Verwandlung ihr Spiegelbild bewunderte, erkannte sie sich nicht wieder, musste aber zugeben, dass sie die Frau, die sie dort sah, definitiv gern näher kennen lernen würde. Ob es Damian wohl genauso gehen würde?
Sophie, die von diesen Gedanken nichts ahnte, hatte sie gar nicht gefragt, worauf dieses urplötzliche Verlangen nach einem feminineren Aussehen zurückzuführen war. Sie schien lediglich hocherfreut über die Tatsache, dass ihre kleine Schwester auch endlich Interesse daran zeigte.
»Aber denk daran, dass du dich nicht nur auf dein Äußeres konzentrieren darfst«, mahnte sie jetzt. »Das Wichtigste ist immer noch die Einstellung. Zum Glück bereitet dir der Umgang mit Männern kein Problem, also dürfte es diesbezüglich kaum Schwierigkeiten geben. Du musst nur noch ein bisschen mit ihnen flirten.«
Micki straffte die Schultern und wackelte ein wenig mit dem Busen. »Etwa so?«
Sophie lachte. »Genau. Und arbeite an deiner Stimme - ein etwas rauchiger Tonfall klingt gleich unheimlich sexv.«
»Als Nächstes verlangst du wohl noch von mir, dass ich ›Happy Birthday, Mister President‹ singe, wie?«
Sophie grinste.
Micki sah auf die Uhr und stöhnte. »Schon fast Mitternacht. Ich werde in aller Herrgottsfrüh aufstehen müssen, um diesen Look so hinzubekommen.«
»Tja, das ist der Preis der Schönheit«, erklärte Sophie mit aufgesetzter Fröhlichkeit.
»Am besten schlafe ich einfach im Stehen.«
»Das überlasse ich ganz dir.« Sophie zuckte die Achseln und gähnte ungeniert. »Keine Ahnung, für wen du dich so ins Zeug wirfst, aber ich hoffe, du wirst es mir eines Tages verraten.«
Micki wusste
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