Her mit den Jungs!
nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie hatte sich die Wahrheit ja erst kürzlich selbst eingestanden. Es war noch zu früh, mit anderen darüber zu reden.
»Und ich hoffe, er ist es wert.«
»Das hoffe ich auch«, sagte Micki und umarmte ihre Schwester. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass dieser Schritt längst überfällig gewesen war, ganz egal, wie die Sache mit Damian Fuller auch ausgehen mochte.
2
Aufgrund mangelnder Übung und einer ausgetrockneten Wimperntusche kam Micki am nächsten Morgen später als sonst ins Büro. Was - Gleitzeitregelung sei dank - nicht so schlimm gewesen wäre, wenn nicht ihr Onkel das gestrige Meeting auf heute vertagt hätte. Da seine Laune in letzter Zeit ohnehin meist im Keller war, wollte Micki seine Aufmerksamkeit möglichst nicht auf sich ziehen, zumal sie heute so untypisch gekleidet war. Blieb zu hoffen, dass er die Veränderung aufgrund seiner Sehschwäche gar nicht bemerken würde. Genau wissen konnte man das nicht - er weigerte sich nach wie vor, über sein Augenleiden zu sprechen.
Micki hatte vorgehabt, sich schnurstracks in den Konferenzraum zu begeben, doch da am Empfang das Telefon klingelte und die neue Empfangsdame, ein noch recht junges Mädchen namens Raine, nicht zu sehen war, beschloss Micki, erst noch den Anruf entgegenzunehmen. Eigentlich gab es zu diesem Zweck ja den Anrufbeantworter, aber Micki ließ nur ungern einen Klienten auf den Rückruf warten.
»Hot Zone, guten Morgen.«
»Damian Fuller hier. Verbinden Sie mich bitte mit Annabelle.«
Als seine tiefe, maskuline Stimme aus dem Hörer an ihr Ohr drang, schauderte Micki unwillkürlich. Eine Reaktion auf die gegensätzlichen Emotionen, die das Dröhnen seines Baritons und der Klang seines Namens einerseits und die Erinnerung an die erlittene Demütigung gestern in der Garderobe der Renegades in ihr hervorriefen. »Hallo? Ist da jemand?« Sogleich holte sie Damians Stimme in die Gegenwart zurück.
Sie räusperte sich. »Tut mir Leid. Hier kam gerade jemand an meinem Tisch vorbei«, log sie. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wie gesagt, ich würde gern mit Annabelle sprechen.« Er klang gereizt.
»Ach, richtig.« Sie warf einen Blick auf die Anwesenheitsliste der Empfangsdame. »Annabelle ist noch nicht im Hause. Soll ich -« Sie stockte unvermittelt.
Anstatt bloß eine Nachricht für Annabelle entgegenzunehmen, konnte sie doch diese Gelegenheit nutzen und schon mal am Telefon einen ersten Flirtversuch starten! Das wäre eine gute Übung. Schließlich hatte sie hier gerade den Mann an der Strippe, der den Anstoß für ihre Verwandlung geliefert hatte. Ihr Herz begann noch heftiger zu klopfen.
»Ich habe nicht viel Zeit«, tönte es aus der Leitung.
Micki riss sich am Riemen, ehe er auflegen konnte. »Eine Sekunde, Mister Fuller. Ich verbinde Sie mit jemandem, der Ihnen weiterhelfen kann.«
Sie drückte die Stumm-Taste, holte tief Luft und ließ sich auf dem großen Drehsessel nieder, die Beine ultrafeminin überkreuzt. Immer schön sinnlich und erotisch klingen, mahnte sie sich im Stillen, dann entparkte sie das Gespräch und hauchte, so sexy es ging, in den Hörer: »Hot Zone, Micki Jordan am Apparat. Womit kann ich dienen?«
»Micki?«, kam es ungläubig zurück. »Hier ist Damian Fuller. Ich muss dringend mit Annabelle über das geplante PR-Monsterprogramm für das kommende Wochenende sprechen.«
»Ich bin sicher, das ist für einen gestandenen Mann wie dich ein Kinderspiel«, sagte Micki mit rauchiger Stimme und absichtlich anzüglich.
Ein Damian Fuller hatte stets alles im Griff - und zwar nicht nur auf dem Baseballfeld. Wenn er doch bloß mal auf die Idee käme, sich an mir zu vergreifen!, dachte Micki sehnsüchtig.
Er hüstelte ins Telefon. »Ich weiß, Annabelle macht nur ihre Arbeit und das Autismus-Camp ist bereits Tradition, aber ich möchte es mit unseren PR-Auftritten auf keinen Fall übertreiben. Wir sind Tabellenführer, und es ist fast Anfang August. Meine Jungs müssen ihre Kräfte für die Spiele schonen.«
»Könnte es sein, dass es dir nur darum geht, ein bisschen mehr Zeit für andere außerberufliche Aktivitäten herauszuschinden?«, rutschte es Micki heraus. Sie wand sich innerlich, zumal sowohl Joe Gordon, dem das Team gehörte, als auch Coach Donovan erst kürzlich aus demselben Grund angerufen hatten.
Doch Damian lachte nur - ein Lachen, bei dem ihre Nervenenden zu kribbeln begannen. »Sei so nett und sag Annabelle Bescheid, ja?«
»Selbstverständlich.
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