Her mit den Jungs!
hatte wohl zu viel anderes um die Ohren.«
»Und, was hatte dieser Mistkerl zu sagen?«, fragte sie gespannt.
»Er hat zur Abwechslung so getan, als wäre er ein Mensch.«
Sie hob eine Augenbraue. »Im Ernst? Was wollte er damit bezwecken? Da steckt doch irgendetwas dahinter.«
»Das war auch mein erster Gedanke. Du wirst es nicht glauben, aber...« Er lächelte, und sie war versucht, ihm den Milchschaum von den Lippen zu lecken. »Er will Carole.«
Micki verschluckte sich an ihrem Kakao.
»Und es kommt noch besser: Angeblich läuft das zwischen ihnen schon seit April und nicht erst, seit ich die beiden verkuppelt habe.«
Micki klappte den Mund auf und wieder zu. »Soll das heißen, das Baby könnte auch von ihm sein?«
»Du sagst es. Er hatte mich schon die ganze Zeit auf dem Kieker. Hatte es auf meinen Job und Carole abgesehen. Hat er mir selbst erzählt.«
Damian schüttelte den Kopf. »Er war es, der damals in Tampa den Journalisten verraten hat, wo wir waren. Und am nächsten Tag hat er unser Gepäck nach New York umgeleitet. Und außerdem hat er Caroles Schwangerschaft publik gemacht.«
»Der Junge hat es echt faustdick hinter den Ohren«, stellte Micki fest. Sie hatte noch nicht vergessen, dass er sie in jener verhängnisvollen Nacht abgefüllt und der Lächerlichkeit preisgegeben hatte.
Damian schaukelte auf den hinteren Stuhlbeinen. »Erst hätte ich ihn ja am liebsten erwürgt, aber dann ging mir auf, dass er meine Rettung sein könnte. Und weißt du, was das Beste ist: Er will Carole heiraten und würde sich freiwillig um das Kind kümmern, auch wenn es von mir wäre!«
Micki biss sich auf die Unterlippe. »Das ist derart bizarr, dass ich nicht weiß, ob ich ihm applaudieren oder ihn mit seinem eigenen Schläger windelweich klopfen soll.«
»Mir geht es nicht anders.«
»Wann wirst du mit Carole sprechen?«
»Sobald die Renegades wieder in New York sind. Ich habe mir überlegt, dass ich gemeinsam mit Carter zu ihr gehe. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet der Kerl, der mich sabotiert hat, jetzt meine einzige Chance auf Freiheit ist.«
Micki wünschte nichts sehnlicher, als dass Damian nicht der Vater von Caroles Baby war. Zugleich wusste sie aber auch, was Freiheit für Damian bedeutete: Keine persönliche Verantwortung, keine komplizierten Beziehungskisten. Nur ein Mann und seine Karriere.
Für sie gab es in diesem Szenario keinen Platz.
Damian starrte auf seine Hand hinunter. Er hütete sich wohlweislich, die Finger zu krümmen. Der Versuch war die Schmerzen nicht wert und Doc Maddux hatte ihm ans Herz gelegt, die Hand möglichst wenig zu bewegen, als er vorhin angerufen und ihm die Untersuchungsergebnisse mitgeteilt hatte.
Zum Glück war Micki bereits gegangen, als der Anruf kam; auf diese Weise konnte Damian die schlechten Neuigkeiten erst einmal allein verarbeiten, ehe er irgendjemandem davon berichtete. Wie es schien, war tatsächlich ein Nerv beschädigt. Sobald seine Entzündung abgeklungen war, stand es ihm frei, noch bis zum Ende der Saison zu spielen, doch er musste mit häufigen Ausfällen rechnen und lief zudem Gefahr, dem bereits ramponierten Nerv weitere und möglicherweise bleibende Schäden zuzufügen.
Es stand also eine Entscheidung an - und zwar nicht erst seit heute, wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war. Er hatte den Tatsachen nur nicht ins Gesicht sehen wollen. Verdrängung in Reinkultur, wie er Micki gestern bereits klar gemacht hatte.
Micki. Wer außer ihr hätte es wohl gewagt, ihm seine Schwächen derart unter die Nase zu reiben und es auch noch aussehen zu lassen, als täte sie ihm damit einen Gefallen? Er unterdrückte ein Grinsen bei dem Gedanken an ihre eindringlichen Worte. Schon gestern hatte er dafür im Stillen vor ihr den Hut gezogen.
Und ihr verbaler Tritt in den Hintern hatte seine Wirkung nicht verfehlt - sie hatte damit einen Funken tief in seinem Inneren entzündet. Ihr Mut hatte ihn aufgescheucht. Wenn sie bei ihm war - und zwar nicht nur im Bett -, kamen ihm die größten Katastrophen nur halb so schlimm vor.
Dabei legte er ansonsten weder im Privatleben noch im Beruf allzu viel Wert auf die Einmischung einer Frau. Nur Micki bildete die große Ausnahme. Seit jenem Kuss in der Neujahrsnacht existierte zwischen ihnen eine Verbindung. Auch wenn er es lange geleugnet hatte - diese Taktik schien seine Spezialität im Umgang mit Problemen zu sein. Und als er den Tatsachen ins Auge blicken musste, war er dazu übergegangen, das Offensichtliche
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