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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Motorhaube kauerte ein Leichnam, der krampfhaft versuchte, mit einer matten, runzligen Hand die Windschutzscheibe einzuschlagen.
    Mit dem Wissen, dass er nur wenige Sekunden hatte, um zu handeln, zog Michael die Zündschlüssel ab und kramte den Hausschlüssel aus der Jackentasche hervor. Dann sprang er aus dem Wagen und rannte die Stufe hinauf, um die Tür aufzuschließen. Seine Hände zitterten vor Nervosität.
    »Mach die verdammte Tür auf!«, schrie Emma.
    Endlich klickte das Schloss, und die Tür schwang auf. Michael bedeutete Emma hineinzugehen, während er zurücklief, um Carl zu helfen. Ihr zurückgekehrter Gefährte konnte sich kaum rühren. Er schien körperlich und seelisch am Ende.
    Wenige Sekunden später befanden sie sich zu dritt im Bauernhaus und hatten die Tür hinter sich verriegelt.
    »Schaff ihn in die Küche«, befahl Emma. Michael schleifte Carl durch den Gang und legte ihn auf dem kalten, harten Fliesenboden der Küche ab.
    »Glaubst du, er kommt wieder in Ordnung?«, fragte Michael völlig außer Atem.
    Emma zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung«, murmelte sie, während sie seine Verletzungen begutachtete. Keine davon schien ernst zu sein. Es handelte sich lediglich um Fleischwunden.
    Plötzlich lenkte sie ein dumpfes Pochen von der gegenüberliegenden Seite des Raumes ab. Beide schauten auf und erblickten eine Masse von Leichen, die sich am Küchenfenster scharte. Mit schwerfälligen, unkoordinierten Händen begannen sie, unablässig gegen das Glas zu schlagen.
    »Nach oben!«, brüllte Michael. »Los!«
    Zusammen ergriffen sie Carl und schleiften ihn die Stufen hinauf.
    Nachdem sie ihn auf Emmas Bett gelegt hatten, verließ Michael das Zimmer und ging langsam durch das Obergeschoss. Er schaute durch jedes Fenster. Überall erwartete ihn derselbe albtraumhafte Anblick. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet.
    Das Haus war völlig umzingelt.
    43
    »Großer Gott«, stieß Michael hervor, während er durch das Fenster in Emmas Zimmer hinabstarrte. »Es werden immer mehr. Inzwischen müssen es tausende sein.«
    Emma saß neben Carl, der reglos auf dem Bett lag. Sie stand auf, ging zu Michael und spähte ihm über die Schulter auf den Hof hinab. Er hatte Recht; eine dichte Masse unzähliger, abscheulicher Kreaturen umgab das Haus, und ihre Zahl wuchs ständig an. Unablässig strömten sie durch die Lücke, wo sich das Tor befunden hatte.
    »Warum kommen immer mehr?«, fragte sie leise. »Wir sind doch hierher gekommen, weil wir dachten, auf dem Land gäbe es weniger von ihnen. Sie müssen aus größerer Entfernung stammen. Warum kommen sie hierher?« Natürlich war ihr klar, dass Michael die Antworten ebenso wenig kennen konnte wie sie, dennoch verspürte sie das Bedürfnis, die Fragen auszusprechen.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er. »Ich glaube immer noch, dass es an Geräuschen liegt.«
    »Aber wir haben keinen Lärm gemacht.«
    »Im Vergleich zur Stille der restlichen Welt schon. Herrgott, wie oft sind wir das schon durchgegangen? Es ist überall totenstill. Jedes Mal, wenn wir etwas unternehmen, muss man es meilenweit hören.«
    »Du denkst also, es liegt am Lärm der Motoren?«
    »Ja. Der lockt sie an. Und ich glaube, selbst wenn die Geräusch verstummen, bleiben sie in der Nähe, weil sie wissen, dass wir hier sind.«
    »Denkst du das wirklich?«
    Traurig nickte er.
    »Das würde doch erklären, warum jetzt so viele von ihnen hier sind, oder?«
    »Und wenn wir im Haus außer Sicht bleiben und uns eine Zeitlang ruhig verhalten?«
    Resigniert schüttelte er den Kopf. »Ich fürchte, das wird nicht mehr funktionieren«, seufzte er.
    »Warum nicht?«
    Statt ihr zu antworten, öffnete Michael das Fenster einen Spaltbreit. Selbst das leise Klicken und Quietschen, das er dabei verursachte, sorgte für Erregung unter den Leichen.
    »Hör dir das an«, flüsterte er.
    Emma lauschte. Sie vernahm ein schauderhaftes, fremdartiges Geräusch, das von den verseuchten Horden unten aufstieg. Das Schlurfen träger, bleierner Füße, die Laute stolpernder, stürzender Körper, dazwischen immer wieder gutturales Stöhnen – die für sich genommen unscheinbaren Geräusche verschmolzen zu einem steten Dröhnen, das durch Mark und Bein ging.
    »Es ist zu spät, um einfach still zu sitzen und unsichtbar zu spielen«, sprach Michael die ernüchternde Wahrheit aus. »Inzwischen machen sie selbst so viel Lärm, dass sie immer mehr von ihnen anlocken. Es spielt keine Rolle mehr, wie leise

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