Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
Vom Netzwerk:
Fenster in den grauen Himmel hinaus und versuchte, irgendeinen Sinn in das Geschehen zu bringen. Paul lag zusammengerollt neben ihr auf dem Teppichboden.
    »Warum hat es Sie angegriffen?«, murmelte er, als er endlich dazu in der Lage war, über das, was er gesehen hatte, zu sprechen.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es das getan hat.«
    »Was meinen Sie damit? Natürlich hat es Sie angegriffen!«
    »Sind Sie wirklich sicher? Woher wollen Sie wissen, dass es nicht versucht hat, uns dazu zu bringen, ihm zu helfen? Woher wollen Sie wissen ...«
    »Ich weiß gar nichts«, wimmerte er und vergrub seinen Kopf in den Händen. »Alles, was ich weiß, ist, dass Sie diese verdammte Tür gar nicht erst hätten öffnen sollen.«
    Draußen ertönte plötzlich ein Krachen. Es klang, als wäre etwas die Treppe hinuntergefallen – vielleicht der Reinigungsbehälter, gegen den Paul zuvor getreten war? Er entschied, dass eine der Leichen darüber gestolpert sein musste.
    »Es wirkt, als würden sie wieder beginnen, zu leben«, murmelte Donna.
    »Was?«
    »Sie sind letzten Dienstag gestorben. Ich weiß, dass das wahr ist, weil ich beobachtet habe, wie es passiert ist und ich habe genügend meiner Freunde untersucht, um zu wissen, dass sie alle tot waren. Und dann begannen sie, sich zu bewegen. Es ist so, als würden sie wieder damit beginnen, zu funktionieren. Sie gingen am Donnerstag, jetzt ...«
    »Jetzt was?«
    »Woher wussten sie, dass wir hier sind?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich denke, Sie haben sie aufgestört, als Sie zur Toilette gegangen sind.«
    »Aber wir waren doch beide schon vorher auf dem Stockwerk unterwegs, nicht wahr? Warum haben sie nicht schon vorher auf uns reagiert? Ich bin draußen auf der Straße an Hunderten von diesen Dingern vorbeigegangen und keins von ihnen hat reagiert ...«
    »Ich weiß«, unterbrach sie ihn, während ihre Verärgerung angesichts seiner steigenden Hysterie zunehmend wuchs. »Haargenau davon spreche ich. Sie konnten sich zunächst nicht bewegen, jetzt können sie laufen. Anfangs hatten sie wenig Körperbeherrschung und Beweglichkeit, jetzt scheint sich die verbessert zu haben. Sie konnten uns nicht hören, und ich weiß auch nicht, ob sie uns vorher bereits sehen konnten, jetzt scheint es allerdings der Fall zu sein.«
    »Aber warum hat es Sie angegriffen?«, wiederholte er seine zuvor gestellte Frage.
    »Hat es mich angegriffen? Was hätte es sonst tun sollen, wenn ihre Körperbeherrschung begrenzt ist? Es konnte nicht um Hilfe bitten, nicht wahr? Himmel, Paul, sehen Sie sich doch an, was mit ihnen geschehen ist. Sie sind voller Gebrechen. Ihre Körper fangen an, zu faulen und zu verwesen. Stellen Sie sich die Schmerzen vor, unter denen sie leiden müssen.«
    »Aber können sie die spüren?«
    »Meine Vermutung ist, dass sie, wenn sie sich bewegen können, auch in der Lage sind, etwas zu fühlen.«
    Paul setzte sich auf und zog die Knie dicht zur Brust.
    »Was wird dann als Nächstes passieren?«
    Donna zuckte mit den Schultern. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie wollte nicht darüber nachdenken, bis sie nicht dazu gezwungen war.
    »Keine Ahnung«, murmelte sie.
    »Also, was tun wir jetzt?«
    »Fürs Erste ziehen wir den Kopf ein und bleiben außer Sichtweite. Wir lassen sie nicht wissen, dass wir hier drin sind.«

9
    Jack wurde durch Musik aus seinem leichten Schlaf geweckt. Zunächst dachte er, er hätte sie sich eingebildet, doch nein, da war sie wieder. Zum ersten Mal seit beinahe einer Woche konnte er, schwach und blechern, eindeutig Musik hören. Als er vollkommen wach war, brauchte er einige Sekunden, um sich zu orientieren. Er sah sich um und ließ seinen Augen Zeit, sich langsam an das schwache Morgenlicht zu gewöhnen.
    Das Kaufhaus sah im Tageslicht völlig anders aus – völlig anders im Vergleich zu der Vorstellung, die er sich in der vergangenen Nacht davon gemacht hatte, in der es mit nichts außer Schatten und Dunkelheit gefüllt gewesen war. Dann erinnerte er sich daran, dass er in der letzten Nacht nicht alleine gewesen war, setzte sich rasch auf und schaute sich nach Clare um.
    »Hier drüben«, rief sie von der anderen Seite des Ladens. Sie hatte ihm zugesehen, als er sich während der letzten paar Minuten immer wieder rührte, hatte ihn jedoch nicht wecken wollen. Jack schwang seine Beine über die Seite des Bettes und stand steif, mit schmerzenden Gliedern und müde auf. Dann schlurfte er langsam zu den zur Schau gestellten Speisezimmermöbeln, bei denen sie saß.

Weitere Kostenlose Bücher