Herbst - Stadt
sie erleichtert. »Ich sagte Ihnen doch, er ...«
Die Kreatur machte einen Satz in ihre Richtung, stieß sie aus dem Gleichgewicht und beförderte sie mit einem dumpfen Aufprall gegen die Wand. Mit plötzlicher Energie – zwar unkoordiniert, doch mit eindeutig boshafter Absicht – warfen sich die verwesenden Überreste eines zweiundfünfzig Jahre alten Mannes gegen Donna, seine kraftlosen Glieder schlugen knapp an ihrem Gesicht vorbei wild in die Luft. Instinktiv hob sie die Hände in die Höhe, um sich zu schützen. Paul rannte auf den widerwärtigen Kadaver zu, packte ihn von hinten und zuckte vor Abscheu zusammen, als er seinen Griff verstärkte und fühlte, wie kaltes, hartes, ledriges Fleisch unter dem wachsenden Druck seiner Finger nachgab. Er riss den Leichnam mit erstaunlich geringem Aufwand zurück und schleuderte ihn zu Boden. Trotz seiner unerwarteten Schnelligkeit und Absicht war es immer noch wenig mehr als eine marode und zerstörte Hülle.
»Beschissenes Ding«, fauchte Donna. Sie stieß Paul zu einer Seite des Leichnams, der bereits damit kämpfte, sich wieder aufzurichten, und blieb auf der anderen stehen. Der Körper lehnte sich zur Seite und machte mit klauenartigen, nahezu skelettierten Händen einen weiteren Satz in ihre Richtung.
»Wir müssen es töten«, heulte Paul.
»Wie sollen wir das machen?«, kreischte Donna. »Das beschissene Ding ist seit Dienstag tot.« Erst, nachdem sie gesprochen hatte, wurde ihr bewusst, wie lächerlich ihre Worte klangen.
»Ich weiß es nicht!«, brüllte er ihr zu und blickte sich um. An der Wand direkt neben der Tür war ein Feuerlöscher befestigt. Er nahm ihn herunter und hob ihn über seinen Kopf. Donna, die vor Furcht zitterte, war sich vollends bewusst, was Paul im Sinn hatte und stellte einen ihrer Füße fest auf die knochige Brust der Kreatur. Die Hälfte ihres Körpergewichtes reichte bei Weitem aus, um das Ding am Boden festzunageln. Es hatte nicht die Kraft dazu, ihr etwas entgegenzuhalten.
»Tun Sie es«, drängte sie verzweifelt. »Um Himmels willen, tun Sie es!«
Paul hielt den Feuerlöscher hoch über den Leichnam. Er beobachtete mit entsetzter Faszination, wie sein Kopf hilflos von einer Seite zur anderen zuckte. Aschgraue, beinahe durchscheinende Haut spannte sich fest über das unbewegte Gesicht und sein schwarzer, klaffender Mund öffnete und schloss sich fortwährend, ohne ein Geräusch zu erzeugen.
»Tun Sie es!«, schrie Donna wieder.
Er konnte sich nicht bewegen. Erstarrt. In Panik. Die Leiche versuchte wieder anzugreifen und die rasche Bewegung zwang ihn dazu, zu handeln. Mit fest zusammengekniffenen Augen schmetterte Paul die Unterseite des metallenen Zylinders auf den Kopf des Leichnams am Boden.
Mit einem dumpfen Dröhnen traf er auf der Gesichtsseite auf, gefolgt von einem schwachen Knacken, als der Wangenknochen brach. Ein wenig in seinem Tun bestärkt, doch mit dem Übelkeit erregenden Geschmack von Galle, die in seinem Hals emporkroch, hob er den Feuerlöscher noch einmal und ließ ihn mit voller Wucht, diesmal auf die Rückseite des Schädels, niedersausen. Endlich lag der Körper reglos da.
»Sehen wir zu, dass wir es hier rausbekommen«, sagte er, als er den Feuerlöscher sinken ließ. Donna hielt ihm die Türe auf, als er die Kreatur an ihren Füßen nach draußen schleppte und hinter sich eine breite Spur aus dunklem, beinahe schwarzem Blut auf dem blassvioletten Teppich hinterließ.
Er schleppte sie, angetrieben durch eine Mischung aus Schock, Angst und Adrenalin, durch die Tür in den Flur und ließ sie im Treppenhaus liegen. Auf der Treppe befanden sich noch mehr Leichen. Allmächtiger, er konnte drei weiterer dieser verdammten Dinger sehen – eins davon stolperte vom oberen Stockwerk in seine Richtung, die zwei anderen schleppten sich quälend langsam von der unteren Etage nach oben. Voll Panik und kalter Furcht drehte er sich um und raste zum Büro zurück.
Über eine Stunde lang waren sie beide zu verängstigt, um sich zu bewegen oder auch nur einen Laut von sich zu geben. Donna und Paul saßen dicht aneinandergedrängt im Schulungszimmer und verbargen sich hinter den Tischen. Gelegentlich fasste sich einer der beiden ein Herz und spähte nach draußen in das Hauptbüro. Sie konnten lediglich durch die unschätzbaren Türen, die sie vom Rest der Welt abschirmten, auf den Flur sehen. Draußen konnten sie, obgleich verschwommen und unklar, Bewegung erkennen.
Donna saß aufrecht, sah nach oben aus dem
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