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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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schweigend in die Schatten kauerten und das Geschehen beobachteten, begann sich die Horde unter ihnen aufzulösen. Diejenigen der Leichen, die sich am Rand der Ansammlung befanden, fingen an, schwankend fortzustolpern.
    »War das wegen der Musik?«, wunderte sich Clare. Die Leichen auf der Rolltreppe schienen nunmehr das Interesse zu verlieren und torkelten wieder nach unten in das erste Stockwerk zurück.
    »Muss so gewesen sein.«
    »Aber warum?«
    »Was meinst du damit?«
    »Na ja, gestern und den Tag davor habe ich Ewigkeiten lang nach Hilfe gerufen und sie haben nicht darauf reagiert. Ich glaube nicht, dass die uns hören konnten.«
    Jack dachte über ihre Worte nach. Sie hatte Recht. Er erinnerte sich an den ersten sich bewegenden Leichnam, mit dem er in Berührung gekommen war – dem der Frau, auf der Straße vor seinem Haus. Er war atemlos auf sie zugerannt, doch sie hatte nicht reagiert. Der Rest der Welt war still gewesen und es hatte außer ihm keine weiteren Störungen gegeben, die ihm aufgefallen wären. Hätte die Frau sein Näherkommen nicht mit Sicherheit gehört, wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre?
    Clare ging um Jack herum und stieg die Rolltreppe ein paar Stufen weit nach unten.
    »Wo gehst du hin?«, zischte er beunruhigt. Als er die Lautstärke seiner Stimme steigerte, hörte die Leiche, die sich ihnen am nächsten befand, auf, sich zu bewegen, und drehte sich erneut, um die Überlebenden zu entdecken. Clare und Jack erstarrten beide und hofften, dass sie mit den Schatten verschmelzen und ungesehen bleiben würden. Die Leiche bewegte sich wieder die Rolltreppe hinunter.
    Clare langte zur Seite und wand eine Handtasche aus dem Griff einer alten Frau, deren lebloser Leichnam der Länge nach auf der Rolltreppe lag. Sie warf die Tasche in den ersten Stock hinunter, die an den wenigen verbliebenen Leichen vorüberflog und in einem Postkartenständer landete. Der Ständer rasselte und krachte zu Boden; beinahe augenblicklich kehrten die Leichen um.
    Die Überlebenden beobachteten mit wachsender Furcht und Unsicherheit, wie sich die tote Versammlung rund um die unerwartete Störung neu gruppierte. Clare drehte sich um und rannte zurück zu Jack. Ihre Schritte hallten laut von den metallenen Stufen unter ihr wider.
    »Verdammter Mist«, murmelte Jack, als er beobachtete, wie die Leichen auf das Geräusch reagierten, das Clare durch ihre Bewegung erzeugte. Die teilnahmslosen Gestalten kamen dem Fuß der Treppe wieder näher. Clare drängte sich an ihm vorbei und rannte zu dem Tisch, an dem sie noch wenige Minuten zuvor gegessen hatten.
    Jack marschierte zu den Betten hinüber, riss seine Tasche an sich und begann, wie wahnsinnig alles einzupacken. Ein bekanntes, unangenehmes Gefühl der Hilflosigkeit, Panik und Orientierungslosigkeit war plötzlich zurückgekehrt.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Clare, während sie instinktiv ihre eigenen Sachen einsammelte.
    »Rausgehen«, gab er mit in einem gedämpften, verängstigten Flüsterton zurück. »Weg von diesen Dingern.«
    »Aber wo sollen wir hingehen?«
    »Keine Ahnung«
    Clare hielt inne und setzte sich wieder an den Tisch. Sie umklammerte ihren Kopf mit den Händen.
    »Die werden hier nicht raufkommen, oder?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Jack. »Gib ihnen genug Zeit und sie werden es können. Wer weiß, wozu die fähig sind?«
    »Aber wir können die Rolltreppe doch abriegeln, oder? Wir können irgendwelche von den Möbeln hier verwenden. Die werden doch nie stark genug sein, um da durchzukommen, oder?«
    Ihre simple Logik ließ ihn innehalten. Er hörte auf zu packen und starrte sie an, während er nach einer Antwort rang. Sein Hals war trocken und er konnte fühlen, wie kalter, nervöser Schweiß in Perlen über seinen Rücken rann.
    »Du könntest Recht haben, aber ...«
    »Aber was?«
    »Aber wir können uns da nicht sicher sein.«
    »Wir wissen doch nichts mit Sicherheit, oder?« Clare rieb sich über die Augen und begann, mit dem Essen, das Jack am Tisch zurückgelassen hatte, zu spielen. »Ich habe Angst«, gab sie zu. »Ich will nirgendwohin gehen.«
    Jack ließ seinen Rucksack sinken und brach auf dem Ende seines Bettes zusammen. Sie hatte Recht. Was würden sie gewinnen, wenn sie davonrannten? Die oberen Geschosse des Kaufhauses schienen ein ebenso sicheres Versteck zu sein wie jeder andere Platz auch.
    Kurze Zeit später hatte sich Jack so weit beruhigt, dass er in der Lage war, lautlos über den Fußboden zum oberen Ende der

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