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Herbst - Stadt

Herbst - Stadt

Titel: Herbst - Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Moody
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Rolltreppe zu kriechen und wieder nach unten zu blicken. Er konnte keine Leichen sehen. Sie waren alle in der Stille des Morgens verschwunden.

10
    Kurz vor Mittag zerriss das unerwartete Brüllen eines Motors die Stille. Clare und Jack sprangen aus ihren Sitzen und rannten zu den riesigen Schaufenstern an der Vorderseite des Kaufhauses, die zur Haupteinkaufsstraße der Stadt gerichtet waren. Sie beobachteten, wie sich ein einsamer Wagen mitten auf der überfüllten Straße seinen Weg bahnte, indem er in ziellos umherstolpernde Leichen pflügte und sie zur Seite schmetterte oder einfach unter seinen Reifen zermalmte.
    »Suchen wir unser Zeug zusammen«, flüsterte Jack mit erstaunlich ruhiger, gesammelter und sachlicher Stimme, bevor er wie wahnsinnig durch den Raum raste und sich verzweifelt bemühte, das Gebäude zu verlassen, bevor das Fahrzeug verschwand.
    Im Inneren des Wagens starrten Bernard Heath und Nathan Holmes beklommen von einer Seite zur anderen und versuchten verzweifelt, irgendetwas durch die vermodernden Massen zu erkennen, die sich ihnen von allen Seiten näherten. Von ihrem niedrigen Blickwinkel aus wirkte es, als würden die Hunderten Leichen rund um sie herum kein Ende nehmen.
    »Wohin, verdammte Scheiße, fahren wir eigentlich?«, fluchte Holmes, ein stämmiger Sicherheitsbediensteter, hinter dem Lenkrad.
    »Ich weiß es nicht«, gab der gebildete und sprachlich durchaus eloquentere Heath zurück. Bis die Welt auf den Kopf gestellt worden war, hatte er als Universitätsdozent gearbeitet. Über zwanzig Jahre, die er in der Gesellschaft von Studenten und anderer Dozenten verbracht hatte, hatten ihn für die plötzliche körperliche Gefährdung und den Konflikten, denen er sich nun ausgesetzt sah, gefährlich unzulänglich vorbereitet.
    »Gleich da vorne sind ein paar Restaurants«, sagte Holmes atemlos. »Die werden Lebensmittel haben.«
    Heath ging darauf nicht ein. Er war durch das uneingeschränkte Grauen rund um den Wagen, dessen Zeuge er wurde, wie versteinert. Wo man auch hinsah, es gab nichts außer unablässig Blut, Tod und Verfall. Die letzten Tage, in denen er mit dem Rest der Überlebenden in der verhältnismäßigen Sicherheit des Studentenheimes der Universität gesessen hatte, konnten ihn in keiner Weise auf das hier vorbereitet. Er wusste, dass er ruhig bleiben musste und weder seine Konzentration noch seine Nerven verlieren durfte. Alles, was sie zu tun hatten, war, den Kofferraum ihres Fahrzeuges mit Nahrungsmitteln und allem anderen brauchbaren Zubehör, das sie finden konnten, zu füllen und wieder zu den anderen zurückzukehren. Und selbst wenn diese zahllosen Kreaturen abstoßend und grotesk aussahen, so musste er sich daran erinnern, dass sie einzeln schwach waren und mit Leichtigkeit beiseitegeschoben werden konnten. Aber es gab Tausende und Abertausende von ihnen und mit jeder verstreichenden Sekunde schienen es mehr zu werden.
    »Wie, zum Teufel, konnte das passieren?«, murmelte Holmes zu sich selbst, als er damit kämpfte, das Auto weiter durch die scheinbar endlose Verwüstung zu bewegen.
    Heath reckte sich in seinem Sitz in die Höhe und versuchte, über die Köpfe der Leichenmassen hinweg weiter in die Ferne zu blicken.
    »Das wird nicht funktionieren«, murrte er. »Es war ein Fehler, nach draußen zu gehen. Was, zum Teufel, haben wir uns dabei gedacht? Herrgott, hier sind so viele von ihnen, dass wir nicht einmal aus dem verdammten Wagen steigen können.«
    Holmes antwortete nicht. Stattdessen riss er das Lenkrad nach links und wendete das Fahrzeug, als sie die nutzlosen Ampeln erreichten, wo einst eine der belebtesten Kreuzungen der Stadt gewesen war. Er trat mit seinem Fuß fest auf das Gaspedal und zuckte vor Abscheu zusammen, als sie mit einem verrotteten Körper nach dem anderen zusammenstießen, die zur Unkenntlichkeit zerschmettert wurden. Sie waren schwach und begannen zu verwesen; es benötigte nicht viel Aufwand, um sie zu zerstören. Das andauernde dumpfe Bum Bum Bum von vermodertem Fleisch, das gegen Metall prallte, war widerwärtig.
    »Wohin fahren wir jetzt?«, fragte Heath ängstlich. »Ich dachte, Sie hätten gesagt, wir würden auf dem Weg zu einem Restaurant sein?«
    »Ich habe eine bessere Idee«, grunzte Holmes, als er das Auto die durchnässte Rampe zu einem mehrstöckigen Parkplatz, der neben einem Einkaufszentrum errichtet worden war, nach oben zwang. »Ich war oft hier«, sagte er, als er um eine enge Kurve der Einfahrt steuerte, »wir werden

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