Herbst - Stadt
beseitigen«, sagte Cooper. »Nehmt die Köpfe ins Visier und versucht, sie auszuschalten. Wenn wir diesen Bereich geräumt haben, können wir kurz verschnaufen.«
Er sah sich nach einer Waffe um und ergriff ein Metallrohr, das einst dazu gedient hatte, ein Schild zu stützen, das Besucher des Gerichts aufforderte zu warten, bis sie vom Sicherheitspersonal durchsucht wurden. Entschlossen stapfte er damit auf den ihm am nächsten befindlichen Leichnam zu. Es handelte sich um eine frühere Polizistin, die mit dürren, ausgestreckten Armen auf ihn zuwankte. Cooper schwang das Metallrohr durch die Luft und ließ es seitlich gegen ihren Schädel krachen. Tiefrotes, fast schwarzes Blut troff aus einer Platzwunde über dem zerschmetterten Wangenknochen der Leiche, doch nach einem kurzen Taumeln setzte sie sich erneut in Bewegung. Coper schlug wieder und wieder zu. Sein fünfter Hieb ließ die mitleiderregende Kreatur zusammenbrechen und reglos auf dem staubigen Marmorboden verharren.
Armitage stand vor nackter Angst wie betäubt da, als der Kadaver einer älteren Person unkenntlichen Geschlechts auf ihn zustolperte. Leere, emotionslose Augen starrten ihn an. Armitage war außerstande, den Blick abzuwenden oder irgendwie zu reagieren. Erst im letzten Moment vor dem Zusammenstoß verzog der Fernfahrer angewidert das Gesicht und streckte die Arme aus, um ein weiteres Vorrücken der Gestalt zu verhindern. Wenngleich sich der Leichnam unablässig in seinem Griff wand, hatte er der Kraft des Überlebenden nichts entgegenzusetzen. Als Armitage die plötzliche physische Kluft zwischen Lebenden und Toten bewusst wurde, erfüllte ihn Selbstvertrauen. Er stieß den Leichnam von sich gegen die nächste Wand. Die Kreatur hielt kurz inne, dann schlurfte sie erneut auf ihn zu. Diesmal packte Armitage den verrottenden Kopf unter dem Kinn, rammte ihn mit einer Entladung seit Wochen aufgestauter Angst und Frustration gegen die Wand und zerschmetterte ihn fast völlig.
Unglaublich mühelos schalteten sie einen Kadaver nach dem anderen aus. Die lethargischen Bewegungen, die langsamen Reaktionen und die Schwäche der Kreaturen waren selbst der verminderten Kraft der erschöpftesten und untrainiertesten Überlebenden nicht gewachsen. Innerhalb von weniger als fünf Minuten hatten sie den Empfangsbereich geräumt.
»Gute Arbeit«, keuchte Croft.
»Verflucht«, stieß Paul Castle eindeutig überrascht hervor, »die waren doch gar nichts, oder? Wir hätten Tausend von ihnen auseinander nehmen können.«
»Aber da draußen sind Millionen«, erinnerte ihn Bernard Heath. Die Stimme des Universitätsdozenten erklang ernst und resigniert.
»Noch haben wir es nicht geschafft«, meldete sich Cooper zu Wort. »Im Gebäude sind bestimmt noch mehr von ihnen. Bleibt in Bewegung und auf der Hut.«
Damit rückten sie in einen nahen Gang vor.
»Wohin gehen wir?«, fragte Armitage, der sich die schmierigen, blutbefleckten Hände an der Hose abwischte. Cooper deutete auf ein Messingschild an der Wand.
»Zum Geschworenenzimmer«, erwiderte er. Seine Antwort stieß auf verständnislose Blicke der anderen. »Die Prozesse finden in Gerichtssälen statt«, erklärte er. »Die Untersuchungshäftlinge befinden sich dabei auf der Anklagebank.«
»Und?«, hakte Castle nach.
»Sie müssen schließlich irgendwie von den Gefängnisfahrzeugen zur Anklagebank gelangen, oder? Wir arbeiten uns nach hinten durch das Gebäude.«
39
»Grundgütiger«, stieß Clare hervor, während sie von einem hoch gelegenen Fenster auf die Masse vor dem Universitätsgebäude hinabblickte. »Sehen Sie sich das an! Sehen Sie nur!«
Donna saß mit dem Kopf in den Händen stumm auf der Treppe und wartete ungeduldig und besorgt auf die Rückkehr der Männer. Seit fast einer Stunde waren sie mittlerweile weg. Sie stand auf und ging langsam zu Clare.
»Verdammte Scheiße«, stieß sie hervor und starrte in das Chaos unten hinab.
Die Leichen bewegten sich kraftvoller und schneller, als sie es je zuvor beobachtet hatte. Jene am Rand der großen Masse lösten sich davon und stolperten in die Richtung davon, in der zuvor die sechs Überlebenden verschwunden waren. Das konnte kein bloßer Zufall sein. Es war unübersehbar, dass eine neue Zielstrebigkeit die Leichen erfüllte. Je mehr der Kreaturen in die Richtung des Stadtzentrums schlurften, desto mehr andere folgten ihnen.
»Was geschieht mit ihnen?«, fragte Clare. »Was tun sie?« In der Mitte der Masse brachen Kämpfe unter den
Weitere Kostenlose Bücher