Herbst
überwältigt
anfleht: nicht mehr  â; die ihr unter den Händen
euch reichlicher werdet wie Traubenjahre;
die ihr manchmal vergeht, nur weil der andre
ganz überhand nimmt: euch frag ich nach uns. Ich weiÃ,
ihr berührt euch so selig, weil die Liebkosung verhält,
weil die Stelle nicht schwindet, die ihr, Zärtliche,
zudeckt; weil ihr darunter das reine
Dauern verspürt. So versprecht ihr euch Ewigkeit fast
von der Umarmung. Und doch, wenn ihr der ersten
Blicke Schrecken besteht und die Sehnsucht am Fenster,
und den ersten gemeinsamen Gang, ein Mal durch den Garten:â
Liebende, seid ihrs dann noch? Wenn ihr einer dem andernâ
euch an den Mund hebt und ansetzt â: Getränk an Getränk:â
o wie entgeht dann der Trinkende seltsam der Handlung.
Erstaunte euch nicht auf attischen Stelen die Vorsicht
menschlicher Geste? war nicht Liebe und Abschied
so leicht auf die Schultern gelegt, als wär es aus anderm
Stoffe gemacht als bei uns? Gedenkt euch der Hände,
wie sie drucklos beruhen, obwohl in den Torsen die Kraft steht.
Diese Beherrschten wuÃten damit: so weit sind wirs,
dieses ist unser, uns so zu berühren; stärker
stemmen die Götter uns an. Doch dies ist Sache der Götter.
Fänden auch wir ein reines, verhaltenes, schmales
Menschliches, einen unseren Streifen Fruchtlands
zwischen Strom und Gestein. Denn das eigene Herz übersteigt uns
noch immer wie jene. Und wir können ihm nicht mehr
nachschaun in Bilder, die es besänftigen, noch in
göttliche Körper, in denen es gröÃer sich mäÃigt.
Werke I , 689-692
Zueignung an M â¦â.
Geschrieben am 6. und 8. November 1923
(als Arbeits-Anfang eines neuen Winters auf Muzot)
Schaukel des Herzens. O sichere, an welchem unsichtbaren
Aste befestigt. Wer, wer gab dir den StoÃ,
daà du mit mir bis ins Laub schwangst.
Wie nahe war ich den Früchten, köstlichen. Aber nicht Bleiben
ist im Schwunge der Sinn. Nur das Nahesein, nur
am immer zu Hohen plötzlich das mögliche
Nahsein. Nachbarschaften und dann
von unaufhaltsam erschwungener Stelle
â wieder verlorner schon â der neue, der Ausblick.
Und jetzt: die befohlene Umkehr
zurück und hinüber hinaus in des Gleichgewichts Arme.
Unten, dazwischen, das Zögern, der irdische Zwang, der Durchgang
durch die Wende der Schwere â, vorbei: und es spannt sich die Schleuder,â
von der Neugier des Herzens beschwert,
in das andere Gegenteil aufwärts.
Wieder wie anders, wie neu! Wie sie sich beide beneiden
an den Enden des Seils, diese Hälften der Lust.
Oder: wag ich es: Viertel? â Und rechne, weil er sich weigert,
jenen, den Halbkreis hinzu, der die Schaukel verstöÃt?
Nicht ertäusch ich mir ihn, als meiner hiesigen Schwüngeâ
Spiegel. Errat nichts. Er sei
einmal neuer. Aber von Endpunkt zu Endpunkt
meines gewagtesten Schwungs nehm ich ihn schon in Besitz:âââ
Ãberflüsse aus mir stürzen dorthin und erfülln ihn,
spannen ihn fast. Und mein eigener Abschied,
wenn die werfende Kraft an ihm abbricht,
macht ihn mir eigens vertraut.
Werke II , 254f.
Nicht jauchzen, nicht klagen
Jauchze nicht, mein Herz, wenn flüchtig
dich berührt des Glückes Hauch â¦
Alles Irdische ist nichtig
Und die Freude ist es auch.
Klage nicht, mein Herz, wenn quälend
dich ein wildes Weh umfing â
Sieh, vorüber geht das Elend,
wie das Glück vorüber ging!
Trage beides! Denn vorüber
Geht die Freude, geht das Leid, â
Kämpfe mutig dich hinüber
In den Schooà der Ewigkeit.
Werke III , 419
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Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens. Siehe, wie klein dort,
siehe: die letzte Ortschaft der Worte, und höher,
aber wie klein auch, noch ein letztes
Gehöft von Gefühl. Erkennst du's?
Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens. Steingrund
unter den Händen. Hier blüht wohl
einiges auf; aus stummem Absturz
blüht ein unwissendes Kraut singend hervor.
Aber der Wissende? Ach, der zu wissen begann
und schweigt nun, ausgesetzt auf den Bergen des Herzens.
Da geht wohl, heilen BewuÃtseins,
manches umher, manches gesicherte Bergtier,
wechselt und weilt. Und der groÃe geborgene Vogel
kreist um den Gipfel reine Verweigerung. â Aber
ungeborgen, hier auf den Bergen des Herzens â¦
Werke II , 94f.
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Reiten, reiten, reiten, durch den Tag, durch die
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