Herbstfeuer
der Vergangenheit damit gedroht hatten, ihn umzubringen – eine, die endlich den Mut aufgebracht hatte, das Versprechen zu erfüllen. Es war ihm verdammt egal. Wenn sie ihn erschießen wollte, so hatte sie seinen Segen dafür, solange sie es richtig machte. „Nehmen Sie die Kapuze ab“, sagte er leise.
Eine schmale weiße Hand wurde sichtbar, als sie gehorchte. Unter der Kapuze wurde so rotes Haar sichtbar, dass die glühenden Scheite im Kamin dagegen zu verblassen drohten.
Verwundert schüttelte Sebastian den Kopf, als er die junge Frau erkannte. Das alberne Geschöpf von der Gesellschaft auf Stony Cross Park. Schüchtern und stotternd, wenn auch das rote Haar und die üppige Figur sie vielleicht zu einer erträglichen Gesellschaft werden ließen, wenn sie nur den Mund hielt. Miteinander gesprochen hatten sie allerdings noch nie. Miss Evangeline Jenner, soweit er sich erinnerte. Sie besaß die größten runden Augen, die er je gesehen hatte, wie die Augen einer Puppe – oder die eines kleinen Kindes. Sanft betrachtete sie sein Gesicht, wobei ihr keine der Wunden entging, die er von dem Kampf mit Westcliff davongetragen hatte.
Närrin, dachte Sebastian verächtlich und fragte sich, ob sie wohl gekommen war, um mit ihm wegen der Entführung ihrer Freundin abzurechnen. Nein. So dumm konnte nicht einmal sie sein, ihren Ruf oder gar ihr Leben zu riskieren, indem sie ohne Begleitung in seinem Haus erschien.
„Wollten Sie den Teufel in seiner Hölle besuchen?“, fragte er.
Sie kam näher. Ihr Blick war aufmerksam und vollkommen furchtlos. „Sie sind kein Teufel. Sie sind nur ein Mann. Ein ziemlich ramponierter.“
Zum ersten Mal seit Tagen verspürte Sebastian den Wunsch zu lächeln. Widerstrebend erwachte so etwas wie Interesse in ihm. „Dass Schweif und Horner nicht zu sehen sind, mein Kind, bedeutet nicht, dass Sie diese Möglichkeit gänzlich von der Hand weisen sollten. Der Teufel erscheint in vielerlei Gestalt.“
„Dann bin ich hier, um einen faustischen Pakt zu schließen.“ Sie sprach sehr langsam, als müsste sie sich jedes Wort genau überlegen. „Ich möchte Ihnen einen Vorschlag unterbreiten, Mylord.“
Und sie trat näher zum Kamin und heraus aus der Finsternis, die sie beide umgab.
Wenn Sie wissen wollen, wie es mit Evie, Lord St. Vincent und den Mauerblümchen weitergeht, dann freuen Sie sich auf den nächsten Roman von Lisa Kleypas, der im nächsten Jahr bei Ihrem Zeitschriftenhändler erhältlich sein wird.
– ENDE –
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