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Herbstfeuer

Herbstfeuer

Titel: Herbstfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Nettle.
    Lillian sah ihn an und lächelte zufrieden. „Ja, genau!“
    Nettle nahm seine Brille ab und putzte sie sorgfältig, während ihm tausend Fragen durch den Kopf gingen. War das möglich? Konnte es sein, dass dieses Mädchen den ganz persönlichen Duft eines Menschen wahrnahm? Er selbst war dazu zwar in der Lage – aber es handelte sich dabei um eine seltene Gabe und eine, die er noch nie bei einer Frau bemerkt hatte.
    Während sie ein gefaltetes Stück Papier aus der mit Perlen verzierten Tasche zog, die sie am Handgelenk trug, kam Lillian Bowman auf ihn zu. „Ich habe eine Formel für ein Parfüm“, sagte sie und reichte ihm das Papier, „allerdings bin ich nicht ganz sicher, was das Verhältnis der Zutaten angeht. Könnten Sie es für mich mischen?“
    Nettle faltete das Blatt auseinander und las, was darauf stand, wobei sich seine grauen Augenbrauen leicht hoben.
    „Eine ungewöhnliche Kombination. Aber sehr interessant. Ich denke, es könnte gehen.“ Aufmerksam blickte er sie an. „Darf ich fragen, woher Sie diese Formel haben, Miss Bowman?“
    „Aus meinem Kopf.“ Ihr offenes Lächeln ließ ihre Züge weicher erscheinen. „Ich versuchte herauszufinden, welche Düfte mit meinem eigenen Geruch am besten harmonieren. Bloß ist es, wie ich sagte – es fällt mir schwer, die Anteile auszurechnen.“
    Nettle senkte den Blick, damit sie seine Skepsis nicht bemerkte, und las die Formel noch einmal. Es geschah häufiger, dass ein Kunde mit der Bitte an ihn herantrat, ein Parfüm zu mixen, dessen Hauptnote Rosen oder Lavendel waren, aber eine Liste wie diese hatte ihm noch niemand gegeben. Noch interessanter hingegen war die Tatsache, dass die Auswahl der Duftstoffe ungewöhnlich war und dennoch harmonisch. Vielleicht war es dem Zufall zu verdanken, dass sie ausgerechnet diese besondere Kombination gewählt hatte.
    „Miss Bowman“, sagte er, neugierig darauf, wie weit sich ihre Fähigkeiten wohl erstreckten, „gestatten Sie, dass ich Ihnen einige meiner Parfüms zeige?“
    „Ja, natürlich“, lautete Lillians erfreute Antwort. Als Nettle einen kleinen Kristallflakon mit einer hellen, schimmernden Flüssigkeit hervorholte, trat sie näher an die Theke. „Was machen Sie da?“, fragte sie, während er ein paar Tropfen auf ein sauberes Leinentuch träufelte.
    „Parfüm sollte man niemals direkt aus der Flasche riechen“, erklärte Nettle und reichte ihr das Tuch. „Es muss zuerst an die Luft, damit der Alkohol verfliegt – und dann bleibt der eigentliche Duft übrig. Miss Bowman, welche Bestandteile erkennen Sie in diesem Parfüm?“
    Selbst den erfahrensten Parfümeuren fiel es schwer, die einzelnen Bestandteile eines fertigen Duftes zu erkennen – zuweilen konnte es Minuten oder gar Stunden dauern, ehe sich die jeweiligen Zutaten benennen ließen.
    Lillian neigte den Kopf, um den Duft von dem Tuch einzuatmen. Und verblüffte Nettle, indem sie ohne Zögern die Zusammenstellung benannte, wie ein Pianist, der mühelos Fingerübungen absolvierte. „Orangenblüten, Ambra und Moos?“ Sie hielt inne und sah zu ihm auf, sodass er den erstaunten Ausdruck in ihren samtbraunen Augen bemerkte. „Moos in einem Parfüm?“
    Verwundert sah Nettle sie an. Bei einem Durchschnittsmenschen war die Fähigkeit, die Zutaten eines Duftes zu erkennen, sehr begrenzt entwickelt. Vielleicht vermochte er einen offensichtlichen Bestandteil zu benennen, wie Rose, Limone oder Minze, aber die Einzelheiten und Finessen eines bestimmten Parfüms herauszufinden, das lag für die meisten Menschen außerhalb ihrer Möglichkeiten.
    Nettle versuchte sich zu fassen und lächelte ein wenig bei ihrer Frage. Seinen Parfüms fügte er oftmals einen besonderen Duftstoff hinzu, um ihnen Tiefe und Charakter zu verleihen, doch noch nie hatte jemand einen davon erkannt. „Düfte erfreuen durch ihre Vielschichtigkeit, ihre verborgenen Überraschungen – hier, versuchen Sie einen anderen.“ Er zog ein frisches Tuch hervor und beträufelte es mit einem anderen Parfüm.
    Lillian bewältigte die Aufgabe mit derselben wunderbaren Selbstverständlichkeit. „Bergamotte-Tuberose-Weihrauch …“ Sie zögerte, atmete den Duft noch einmal tief ein, bis er ihre Lungen ganz erfüllte. Dann lächelte sie ungläubig. „Und eine Spur Kaffee.“
    „Kaffee?“, rief Daisy aus, ihre Schwester. „Das riecht doch nicht nach Kaffee!“
    Lillian warf Nettle einen fragenden Blick zu, und lächelnd bestätigte er ihre Vermutung. „Ja, es ist

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