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Herbstmilch

Herbstmilch

Titel: Herbstmilch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Wimschneider
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von gekochten Kartoffeln gemacht, die waren bekannt als besonders gut, und die weite Tonschüssel war aufgegupft voll von ihnen, da blieb aber keiner übrig. Nach dem Essen sprach diese Bäuerin ein kurzes Gebet, ein Vaterunser und ein Gegrüßt-seist-du-Maria. Dabei hat sie die Worte so verhunakelt, daß die Leute nur mühsam das Lachen verbeißen konnten. Hätten sie den Wortlaut nicht auswendig gewußt, niemand hätte ein Wort verstanden. Nachmittags um drei, bei der zweiten Brotzeit, war die schlimmste Zeit überstanden, denn die vergangenen drei Stunden waren die heißesten und ermüdendsten. Um sechs Uhr war Feierabend, und nun kam alles auf den Tisch, was es Gutes gab. Zuerst eine Hühnersuppe, dann Kaffee mit Schmalzkücheln, die innen mit Zwetschgenmus gefüllt waren, die sogenannten verfaulten Kartoffeln, so war immer die Reihenfolge. Und nun gab es Torten und allerlei Gebäck, gefüllt mit Marmelade, alles, was man sich nur denken konnte. Eine Bäuerin wollte die andere übertreffen und die heranwachsenden Töchter erst recht.
    Am letzten Abend nun, da war die Drischleg. Das wurde ein lustiger Abschluß mit etwas Tanz und verschiedenen Spielen, bei denen es gar nicht zimperlich zuging. In der Tanzpause ging das mit dem Stockschlagen an, ein Bursch bückte sich in den Schoß eines anderen, der auf einem Stuhl saß und ihm die Augen zuhielt. Die andern standen im Halbkreis hinter ihm und hauten ihn mit der flachen Hand gekonnt auf den Hintern, und der Geschlagene mußte den Täter erraten, sonst war der nächste Schlag fällig.
    Auch die Weiberleut kamen dran, alle setzten sich im Kreis auf den Boden und stellten Gänse dar, die auf dem Markt zum Verkauf waren. Einer der Burschen spielte den Verkäufer, ein anderer wollte eine schöne fette Gans erwerben. Das ging mit lustigen Gesprächen hin und her, und während der eine die Vorzüge pries, mäkelte der andere an der Ware herum. Er kraulte die Haare, das Gefieder war ihm nicht recht, die Gans ist in der Mauser, und je witziger geredet wurde, um so mehr Gelächter gab es. Dann hob der Käufer die Gans an, die eine war ihm zu schwer und fett, die andere zu leicht, er griff ihr an den Schenkel, die ist ja ganz blau, bis dann das Weiberleut drankam, auf das es eigentlich abgesehen war. Als sie dann zur Gewichtsprüfung angehoben wurde, schob ihr von hinten schnell ein Bursch eine flache Schüssel mit kaltem Wasser unter den Hintern, die Gans wurde fallen gelassen, und es gab ein Mordsgelächter.
    Oder die Burschen bauten einen Brunnen, wobei sich vier von ihnen im Quadrat auf den Boden legten, das war die Einfassung des Brunnens. Das Brunnenrohr stellte ein anderer dar, der legte sich quer über die vier. Nun sollte der Brunnen Wasser bringen, also wurden mit dem Arm des Liegenden Schöpfbewegungen gemacht. Es kam kein Wasser, ganz klar, denn zuerst mußte in das Brunnenrohr Wasser gegossen werden, damit das Ventil ansaugt. Inzwischen hielten die unterliegenden Burschen den Querliegenden ganz fest, denn dem ging nun schon ein Seifensieder auf. Zwei Mägde waren jetzt zur Stelle, die eine knöpfte ihm den Hosenschlitz auf, und die andere goß ihm mit einem Schnabelhaferl Wasser hinein, und siehe, der Brunnen brachte Wasser.
    Beim Zahnarztspiel bekam einer eine Handvoll Salz in den Mund, und beim Gickerlfangen saß einer auf einem Stuhl mit zwei Kochlöffeln in den Händen. Er hatte die Beine gespreizt, er war der Fänger. Der Gickerl kniete vor ihm am Boden, gackerte aufgeregt und mußte blitzschnell mit dem Kopf zwischen den beiden Kochlöffeln mal nach oben, mal nach unten durchfahren, und der Fänger klappte mit den Löffeln schnell zu, um ihn zu erwischen.
    Oder die Burschen bauten eine Straße, bei der am Straßenrand Bäume eingepflanzt wurden. Die Burschen stellten sich in Abständen links und rechts der Straße auf. Die jungen Bäume brauchten aber einen Halt, deshalb mußten ihnen die Pfähle zugeteilt werden. So bekam ein jeder Baum ein Mädchen. Während nun der Baum an den Pfahl gebunden wurde, der Bursch also das Mädchen festhielt, fiel den Straßenbauern ein, daß die Pfähle ja durch Brennen vor Fäulnis geschützt werden müssen. Da schmierten andere Burschen die Wangen der Mädchen mit Ofenruß ein, das war ein dauerhafter Schutz.
    Ja, und der Schmied, der einen Hengst zu beschlagen hatte, das war auch recht lustig. Ein Bursch führt einen anderen als Hengst zum Schmied, damit er neue Hufeisen aufgezogen bekommt. Der Hengst gebärdet sich

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