Herbstwald
dringend entkalkt werden musste, und daneben eine leere Colaflasche eines Discounters.
Hinter ihm stand ein einfacher Küchentisch und eine hölzerne Eckbank, die reichlich unbequem aussah. Unter einem Holzkreuz lag ein buntes Kissen, das den harten Untergrund offensichtlich etwas erträglicher machen sollte.
Davídsson dachte an ein Kloster. So hatte er sich das Leben dort immer vorgestellt. Einsam, kalt und spartanisch, aber ohne Cola und Chips.
Er trat in den Flur und warf einen Blick auf zwei Hundenäpfe, die unter einem Spiegel mit goldenem Rahmen standen.
Der Kriminalanalyst atmete die Luft bewusst ein, ohne dabei einen Geruch wahrzunehmen. Die Luft in dieser Wohnung schien klinisch rein zu sein, ohne die üblichen Gerüche, die Menschen im Laufe der Jahre hinterließen, wenn sie sich in den Räumen ihrer Wohnungen länger aufhielten. Davídsson konnte nicht einmal den Geruch eines Hundes bemerken.
»Hat jemand hier einen Hund gesehen?«, fragte er schließlich den Kriminalkommissar, der direkt hinter ihm stand.
»Der ist offensichtlich verschwunden.«
»Hat ihn vielleicht der Nachbar?«
»Bestimmt nicht.« Schedl grinste, als hätte er einen guten Scherz gemacht.
Davídsson betrat das Badezimmer, das relativ neu aussah. Der Boden musste erst vor Kurzem neu gefliest worden sein. Es gab nirgendwo Schimmel oder Feuchtigkeit. Neben dem Waschbecken stand eine Waschmaschine und ein Wäschekorb aus Kunststoff. Er kniete sich in der ebenerdigen Dusche auf den Boden und fand Haare, die sich im Sieb des Ablaufs verfangen hatten.
»Hat die Spurensicherung davon Proben genommen?«, fragte er Hofbauer, der ihn daraufhin überrascht ansah.
»Ich habe keine Veranlassung dazu gesehen, die Spurensicherung damit zu beauftragen. Die Identität des Opfers ist eindeutig geklärt. Wieso also ein DNA-Abgleich?«
»Wissen Sie denn schon, an welchem Ort das mit den Haaren passiert ist, bevor sie in einer Plastiktüte über dem Kopf von Catharina Aigner gelandet sind?« Davídsson stand auf und ging ins danebenliegende Schlafzimmer.
»Glauben Sie etwa, dass sie dabei mit ihrem Mörder unter der Dusche gestanden hat?«
Hofbauer und Lilian Landhäuser waren ihm in das Schlafzimmer gefolgt und standen jetzt nebeneinander vor einem Kleiderschrank. Davídssons Kollegin konnte der Versuchung nicht widerstehen und öffnete eine der Türen, um sich ordentlich zusammengelegte Jeans und T-Shirts anzusehen.
»Mit Spekulationen kommen wir nicht weiter. Gibt es sonst irgendwo in der Wohnung eine Stelle, wo besonders viele Haare zu finden waren?«
Hofbauer schüttelte den Kopf und Davídsson war versucht, es ihm wegen seiner Ignoranz gleichzutun.
»Anhand der Proben kann man im Labor feststellen, ob ihr die Haare hier abrasiert worden sind. Vielleicht sind ja auch Haare dabei, die vom Täter mit der ganzen Haarwurzel ausgerissen wurden, und möglicherweise finden wir auch noch DNA-Spuren von einer anderen Person, die hier unter der Dusche stand und etwas mit dem Mord zu tun hat. Bisher steht ja noch nicht fest, ob es sich hier um eine Beziehungstat handelt. Wenn Sie allerdings an die Statistiken denken, kommt als häufigstes Motiv eines Gewaltverbrechens eine persönliche Beziehung zu den Opfern in Betracht. Ich kann also nicht ausschließen, dass die junge Frau mit ihrem Mörder unter der Dusche gestanden hat. Es kann natürlich auch sein, dass ihr die Haare einfach beim Duschen ausgefallen sind und wir einer völlig falschen Spur gefolgt sind. Das hätten wir dann mit einer Untersuchung jedoch auch ausgeschlossen.«
Hofbauer grummelte etwas Unverständliches und wies dann Schedl an, die Spurensicherung zu informieren.
Der Kriminalanalytiker warf einen Blick auf die sorgfältig zusammengelegte Tagesdecke mit Rosenmuster, die auf dem Bett lag. Auf dem Nachttisch lagen ein paar Bücher mit deutlichen Gebrauchsspuren und eine Packung unbenutzter Kondome.
Die Idee, dass Catharina Aigner einen Freund gehabt hatte, war nicht so abwegig, wie Hofbauer dachte, auch wenn sich Davídsson kaum vorstellen konnte, dass sie ihn in so einer Umgebung empfangen hatte.
»Sind Kondome überhaupt bei Katholiken erlaubt?«
»Ich glaube nicht …«, antwortete Hofbauer, dessen Kopf plötzlich rot angelaufen war, als ihm Landhäuser die Frage gestellt hatte.
Davídsson grinste innerlich. Landhäuser hatte ins Schwarze getroffen. Wieder einmal.
»Kann uns Frau Hübner etwas zu dem Opfer sagen? Kümmert sie sich auch um die Aufnahme neuer Bewohner
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